Mosaik des Schaffens

Photobucketie Zeit rennt voraus. Eilt stur dem Irgendwo entgegen. Dem Irgendwo im Nirgendwo. Unbeeindruck von unserer Existenz. Unbegeistert von unserem Dasein. Anteilnahmslos verkommt der Moment, da er nicht gewürdigt wird und keine Würdigung erfährt.

Oder gar streben. Was für Streben. Wo bleibt das Monument, das man erschuf? Wo das Puzzelstück, das Mosaiksteinchen, welches nur von einem selbst in das Fundament gesetzt werden kann. Unauffindbar und ohnehin unerforderlich.
Das Gesamtbild erstrahlt, auch ohne das persönliche Zutun. Das erst mühsam geformt und dann verworfen worden war. Ohne schon vorher einsehen zu können, wie nutzlos dieses Schaffen gewesen ist. Für einen selbst und für den Rest.

Begeistert, fast euphorisch malte man den Stein, schlug ihn präzise in Form. Will man doch beweisen und dazugehören. Nun steht man auf dem Bild, sieht die anderen ihre Stücke einfügen. Unter Beifall und Nicken ihre Arbeiten einsortieren. Das Gesamtbild füllen und erweitern. Immer weiter.
Nur man selbst wird nicht gebraucht. Senkt enttäuscht den Arm. Bereit zu gehen, wäre man es nicht gewohnt. Die Arbeit wird mit der Hand umschlossen und zerstiebt unter dem Druck der Faust zum Staub, im Wehen der Zeit. Eingereiht in den Streifzug der Vergänglichkeit.

Der Betrag unerwünscht, das Monument genommen. Kinder zeigen auf die Steinchen ihrer Ahnen. Auf die Formen der Väter, auf die Farben ihrer Mütter. Haltbar gearbeitet und gut bemalt. Söhne prahlen und Töchter lächeln im inneren Stolz.
Man selbst wird vergessen. Unaufgezeigt, uninteressant. Ohne Nachlass, ohne Wert. Wer war das? Sohn des Vaters. Seine Steine zieren diese Fläche. Schlagen Bogen, zeigen Muster.
Sohn der Mutter, auch ihre führen eine bewusste Bahn. Allesamt, mal schroff, mal elegant.

Doch wo sind seine? Übersehen. Nein, nicht vorhanden. Verloren im Lauf der Zeit. Schöpfung gelingt immer nur den anderen. Das Lächeln des Gelingens prangert auf jedem schäbigen Bild. Doch nicht im noch so edlen Spiegel.
Das Leben ist erinnerbar, haltbar im Geist und Abrufbar im Gedanke.
Wie ein Märchen, ein Roman. Die Vergangenheit, das einste Schaffen wird unvorstellbar. War das wirklich das eigene Ich? Gelebt oder gelesen. Wo liegt der Unterschied. Beides existiert allein im Vorgestern. Nur noch zweidimensional.

Eine dritte Dimension ist unnötig. Allerhöchstens für die Überholspur des Zeitverlaufs. Im Rasen des Nichtstuns. Im Gehetze des Müßiggangs. Ungewolltes Warten auf das Ende. Irgendwann. Erreichte Lebensziele. Erreichte Möglichkeiten und wahrgenommenes Leben. Ein Trauerspiel, in dem der Epilog dem Prolog folgte. Und keine Handlung schuf.

Dazwischen die Sedierung, um Lächeln zu können. Die Kälte um sich zu spüren und der Hunger als nüchterner Beitrag. Eine Gabe an das Gemeinwohl. Das noch immer verzückt auf die Mosaiksteinchen stiert. Heiter im Takt der Uhr gluckst.
Können sie doch, ihre Steine liegen dort und dort, hier, da drüber und überall. Ich stehe auf ihnen, mein Schatten fällt darauf. Und aus meiner Faust, die sich schmerzhaft um die Kanten schloss, rieselt der Staub. Fällt in die Fugen und wird herausgekehrt. Während ich mich umdrehe und gehe. Der Zeit hinterher, ins Irgendwo im Nirgendwo.

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