28ter März 2010 – Erwarte nichts…

Um dich an dem Ergebnis erfreuen zu können, denn genau dieses Nichts wird auch eintreffen. Jedenfalls bei mir. Dank Zeitumstellung haben wir es momentan 4 Uhr morgens. Gefühlt 3 Uhr morgens. Wieder so eine Glanzleistung der selbsternannten Denken und Lenker des Staates. Die Zeitumstellung, ich kann mich nicht entsinnen, dass daraus langfristig ein Nutzen erzielt wurde. Zumindest einer, der nicht von den Nachteilen abgewürgt werden konnte.
Aber gestern Abend war noch Normalzeit und so setzte ich mich gegen 23 Uhr ins Auto und fuhr gemütliche Richtig Club. Glücklicher Weise war ich weder euphorisch noch lustlos. Ich hatte einfach mal wieder Bock auf laute Musik und wollte wissen, was es für eine Atmosphäre ist, wenn man allein in einem Club rumsteht. Denn gegenüber dem Femininum, dass sich bei solchen Abenden an neuen Groupies erfreuen kann, wenn es nur unbewusst den Fehler begeht alleine für ca. 30 Minuten an einer Stelle zu stehen, ist das Maskulinum selbst nach 30 Stunden noch immer Luft oder wesenlose Dekoration. Ein Hoch auf die Gleichberechtigung.
Jedenfalls kenne ich jetzt das Gefühl des alleinigen Clubabends und somit wurde mein Horizont um eine Selbsterfahrung reicher. Oder anders gesagt: Es war sinnlos. Als »Futurpop, Elektro und EBM Classix« wurde der Abend ausgeschrieben. Sehr schön. Ehrlicher wäre allerdings gewesen, die letzten beiden Begriffe mit »Techno und Weiberelektro« auszutauschen. Da nützt es auch nicht, wenn ab und zu wirklich edle Klänge eingeworfen werden. Denn ist der Titel davor beschissen und der nachfolgende mit »an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit« ebenso, dann ist meine Motivation für einen Gang auf die Fläche kleiner-gleich Null. Warum auch. Lohnt sich ja eh nicht und am Ende lungert dann irgendein Schwachmat auf dem einsten Steh- oder Sitzplatz.
Und so blieb ich recht unbeteilig an meiner Position stehen, ließ meine Blicke kreisen und erfreute mich an der Tatsache, dass die spartanische Innenbeleuchtung bei den Technoparaden von heiter-blauen bis neongrünen Handlichern übertüncht wurde. Es ist also auch hier schon soweit. Aber ich muss gestehen, dass dieses Gefuchtel gut von den Youtube-Cyberdance-Lernvideos abgeschaut wurde. Detlef D! Soost hätte seine wahre Freude an der choreografischen Präzision. So konnte ich alle »Moves«, die ich nur von der Theorie her kannte, in Farbe betrachten. Ob ich wollte oder nicht. Und mir von den dürren Deppen die Stimmung vermissen lassen.
Lichtfuchtelnde Cyber wie Wochenendgrufts, etwas lächerlicheres findet man in keinem Tierpark. Nachdem sich allerdings das erste Batterieset für die Lichter verabschiedete und diese Hampelmänner anscheinend ins Bettchen mussten, wurde die Atmosphäre wieder gewohnter. Die Fläche füllte sich mit altbewährten Farbtönen und einige Elektromädels gaben sogar wieder die Blickrichtung an. Ich hätte fast Stimmung aufkommen lassen und der Pitchfork-Klassiker »Conjure« säte Hoffnung. Zudem war noch immer kein Cyber mehr in Sicht. Wie auch. Pitchfork erfordert Gedanken zur Musik und ein Alter jenseits der Pubertät. Nebenbei tauchte auch ein alter Bekannter auf und animierte zu ein paar Minuten des Wortwechsels. Somit war die Atmosphäre doch nicht mehr so befremdlich. Aber als ich dann sehen musste, wie diese Schnüffelstückatmer zu Feindflug wieder herbeieilten und irgendwelche unflätigen Botschaften im Winkeralphabet mittels dieser dämlichen Leuchtdioden an den Handschuhen in den Raum fuchtelten, kotze ich innerlich. Wartete noch das Ende des Titels ab, der zum Glück zu den clubuntauglichen Rhythmen Feindflugs gehörte, zumindest für mich, deshalb war ich auch an Ort und Stelle geblieben und ging dann zurück zum Pkw. Nichts für ungut, all ihr Filteratmer, Pseudodreadliebhaber und Biohazard-Fetischisten. Aber geht wieder dorthin spielen, wo ihr herkamt. Zu eurer dekadenten Technomukke kann ich euch tolerieren, zumindest äußerlich. Aber wenn ihr meint, zu Musik, die ich mehr als schätze, eure LoveParade-Gedächtnis-Kasperei abzuhalten, dann wurde definitiv eine empfindliche Grenze überschritten. Vor allem, wenn keine weibliche Begleitung meine Negativemotion zu kompensieren vermag.
Aber es war mir schon klar, dass die einzige weibliche Stimme, die an dem Abend erklingt, die Ansage des Navigationsgerätes sein wird. Welche mich unermüdlich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit erinnerte. Aber mal ehrlich, wenn interessiert das 2 Uhr morgens. Mitten in der Provinz, der Pampa, dem verdammten Ortschaftenniemandsland.

In diesem Sinne, 50 Minuten verstrichen mit dem Klang der ersten Vögel und mit immerhin so etwas wie Sinn dahinter. Denn ohne Nutzen ist die Zeit lästig und umso tragischer ihr verstreichen. Von daher lege ich mich jetzt schlafen…vielleicht. Denn mit wieder eingeklappter Doppelschlaffläche des Sofas hat man immerhin wieder Platz für Asanas.

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