König Feurio

Photobucketngst vor einem Sommerloch braucht die Medienlandschaft wohl nicht mehr zu haben. Denn wenn man bedenkt, was innerhalb des ersten Quartals alles an globalen Änderungen und nationalen Kehrwendungen von statten ging, so fängt man doch allmählich an, an die Menschheits»verschiebung« von 2012 zu glauben.

Denn große Ereignisse warfen ja bekanntlich immer ihre Schatten voraus. Zumindest zeitweise liegen diese rabenschwarz auf den Straßen, bis sie wieder im Lebenstrubel und Gesellschaftsjahrmarkt untergehen.
So wie beispielsweise der Schatten von Tschernobyl längst wieder von Energiesparlampen getilgt worden war. Zumindest bis zu jenem Tag, als im großasiatischen Raum ein dieses mal japanischer Reaktor die strahlende Sonne am Firmament verdunkelte.

Und wir alle sind betroffen. Die BILD entwarf bestürzt trauernde Bildcollagen auf der Titelseiten und auch das Rot der Überschrift scheint schon irgendwie zur Endzeitstimmung zu erblassen. Die Regierung widerspricht unter Schock ihrem einsten Gebrabbel von der Tollheit des Atomstroms. Und selbst die Börse hat reagiert und hing als Zeichen der solidarischen Anteilnahme einige Aktienwerte auf Halbmast. Einige und auch Amerika bieten seine Helfenden Fußsoldaten an.

Sogar der Globalsheriff von Übersee bot Hilfe und Fußsoldaten an. Und dieses sogar glaubhaft selbstlos, denn an den Botenschätzen in Japans Boden kann es ja nicht liegen. Aber ich möchte Amerika nicht unrecht antun, half dieses doch schon vor rund 65 Jahren mit einer vorausschauenden Maßnahme, um den Japaner im Vorfeld an Strahlung zu gewöhnen.
Doch wahrscheinlich waren Hiroschima und Nagasaki nicht ausreichend gewesen. Oder sahen die Japaner schon immer so aus? Nun gut, ganz so vorausschauend war es dann doch nicht. Denn die Bombe platzte jeweils im Süden, das Kraftwerk jedoch im Nordosten.

Ich möchte jetzt nicht unangemessen zynisch erscheinen. Und derartiges liegt nun wirklich nicht innerhalb der Toleranzgrenze für Spot. Auch wenn dieses für mich schon dadurch ins alberne gezogen wird, dass man dem GAU das Super-Wort vorausschickt. Der SuperGau. Na super.
Ein »Größter anzunehmender Unfall« ist wohl für die Bevölkerung nicht spektakulär genug. Erst beim super-größten möglichen Unfall bekommt die Bevölkerung große Ohren. Somit zieht diesen technischen Katastrophen nicht mittels des sinnentladenen Superlativs durch den Kakao und benennt diese so wie sie sind. Die Erfüllung des Restrisikos solcher Anlagen.

Und was geschied nun? Wird Godzilla geboren? Wird es weißen Fallout in Asien schneien? Wird die Weltpolitik wachgerüttelt? Zur Vernunft gebracht und werden die restlichen Atommeiler zu Mahnmalen umgebaut. Mit Souvenirstand, McDonalds-Rutschburg und Klassenführung.
Als Relikt veralteten Strebens….schließlich waren das doch die Szenarien, als Tschernobyl so eindruckvoll eine Panne im Atomstromsystem aufzeichnete. Oder bekommen die Japaner angesichts der Auswirkungen nur leuchtende Augen ein paar Geisterstädte mehr. Und in ein paar Jahren wird wieder Gras über die Sache gewachsen sein.

Wie blind muss man eigentlich sein, um sich nun von Fukushima beeindrucken zu lassen. »Oh, ein Leck. Wie unerfreulich. Vergaß ich doch glatt, dass derartiges passieren kann. Na, da bin ich doch gleich mal lieber gegen Atomstrom«
Ja, die Kernschmelze bei den Russen ist ja auch schon wieder 25 Jahre her. Ein viertel Jahrhundert. Derartiges kann schon schnell mal in Vergessenheit geraten. Und damals schützte ja auch noch die Mauer vor der Strahlungswolke. Da war das ja nicht so schlimm. Und wenn, dann war das ja damals auch nur »der Russe«. Der kahlköpfige Waldschrat des Kommunismus. Denn was da der Russe von damals schon gegenüber dem Japaner von heute; bezogen auf die Sympathie.

Tschernobyl war am 26.April 1986. Da rumste und rußte es. Das heißt, dass seitdem ohne viel Gezeter und Bedenken weiterhin Atomstrom produziert wurde. Auch Erdbeben traten oft genug in Erscheinung, um nicht in Vergessenheit zu gerate.
Doch der Mensch ist geübt in der Fähigkeit der Verdrängung. So derart geübt, dass Verdrängung schon fast mit Vernunft gleichgesetzt wird. Doch nun sitzen sie wieder da. Protestieren, schreien und fordern. Gilt es doch all die Jahre der Mahnung aufzuholen. Auch wenn man die ewig mahnenden in Politik und Gesellschaft nur verlachte oder ignorierte. Diese Querulanten. Was soll denn passieren…

Nichts ist aufzuholen. Der Weg der Entwicklung steht vor einem Abgrund. Die Brücke morsch und der Untergrund scharfes Geröll. Glaubt man so halbwegs den Statistiken, dann sieht man schnell, dass die Fördermenge der Ökostrommenge, bzw. die Produktionskapazität aus erneuerbaren Energieträgern, einen glatten Witz darstellt.
Das was Deutschland an Kohle verfeuert, dass zapft Frankreich aus seinem Uran. Pest und Cholera in unmittelbarer Nachbarschaft. Windenergie, Wasser- und Solarkraft dienen noch immer der Dekoration oder als Symbol für das gute Wesen, aber dienten nie der Quantität.

Und jeder der Schreihälse, der sich nun über diese wüste Art der Energiegewinnung entrüstet, sollte seine tägliche Energiebilanz spontan einem Test unterziehen. Was steckt alles aufgrund von Bequemlichkeit und Zivilisationsluxus in der Steckdose? Auf was wollte man verzichten, denn die prozentualen Einbußen bei einer Komplettumstellung auf erneuerbaren Energie wären merklich. In was für einer Form auch immer. Wahrscheinlich in der schmerzlichsten: den Umkosten.

Wenn es in ein paar Monaten überhaupt noch von belangen ist. Momentan lodert die Debatte einzig und allein mit den »Flammen« in den Reaktoren um die Wette. Alibiphrasen, um das Volk zu beruhigen und irgendwie Anteil zu nehmen.
Schließlich nimmt der Politiker am besten Anteil, indem er ins geheim über die ungünstige Situation berät, plaudert und Kaffee trinkt. Alles in allem aus Angst um die Wählerstimmen, nicht aus Furcht vor der Situation. Doch erdreistet sich der Wähler gelegentlich Stellung zu beziehen.

Wie soll die Komplettumstellung momentan überhaupt gelingen? Soll das Meer mit Windrädern gepflastert werden oder die Wüste mit Solarzellen zubetoniert? Und wo soll das so schnell herkommen? Soll weiterhin verbrannt werden, was das Zeug hält und die Bodenschätze noch hergeben?
Unsere Entwicklung setzte auf die falsche Karte und das Spiel ist erst einmal verloren. Weil der Stuhl von Japan, dem besten Mitspieler, zusammenkrachte. So einfach ist das. Und erst wenn diesem wieder aufgeholfen wurde, kann weiter gespielt werden. So fair muss man schon bleiben. Auch wenn Amerika wahrscheinlich nur mit aufhilft, um insgeheim kurz in die Karten schauen zu können.
Wir setzten das Ökosystem, unsere Gesundheit, und was noch wichtiger ist, unserer Geld und verloren die Runde. Doch warum dieser plötzliche Aufschrei. Über die Jahre war das Bewusstsein im Kopf, dass Atomstrom nicht unbedingt handzahm ist. Zumindest sehr nachtragend bei Fehlverhalten. Wurde aber wieder verdrängt, nachdem sich keiner mehr über Tschernobyl aufregte. Geschah doch danach nichts, also was soll die Aufregung…

Seien wir lieber unbesorgt, da Japan so weit weg ist. Weiter noch, als der Russe. Zudem noch auf einer Insel. Somit doppelter Schutz. Seien wir unbesorgt, dass es hier keine derartigen Erdbeben geben wird, theoretisch und keine Vulkanausbrüche, eventuell.
Seien wir unbesorgt, denn bei einer staatlichen Förderung von knapp 50 Milliarden Euro für die Atomenergie, da kann das doch nicht so schlecht sein. Und sollte es hier doch einmal super-spitzenmäßig rumsen, so stehen sofort 2,5 Milliarden der harten Wärung für das Aufforstungsprogramm zur Verfügung. Und zudem könnte man dann endlich wieder das Wörtchen GAU ohne schlechtes Gewissen aussprechen und sogar auf die Betroffenheit der anderen Nationen hoffen.
Und vielleicht wird uns dann der Russe endlich etwas Osterweiterung gewilligen und der Amerikaner erneut helfen. Blöd ist allerdings, dass dann nur mit 14.500 Soforttoten gerechnet wird. Bei einigen Millionen Arbeitslosen nicht gerade für einen guten Aufschwung dienlich. Sozusagen nur der Tropfen auf den heißen Stein. Und die geschätzten 104.000 späteren Todesfälle würden den Gewinn sowieso aufgrund der medizinischen Vorsorge wieder tilgen.

Von daher, vielleicht ist Atomenergie doch nicht so gut. Allerdings, die 2 bisherigen Knaller bei rund 210 Kraftwerken. Lächerliche 0,9 Prozent, deren Fehlfunktionen es bisher derartig in die Atmosphäre schafften, dass die Medien und der Bildungsbürger aus ihrem Nickerchen hochschrecken.

In diesem Sinne, warum machen wir es uns nicht einfach alle weiterhin gemütlich…

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