Deus lo vult – Gott will es!

Photobucketiebe Geschwister. Wir sind das letzte Bollwerk gegen das Böse. Gottes Krieger in diesem fluchbeladenen Land. Wir sind die Wahrheit, das Licht und der Weg. Wir sind Gottes Kinder. Die Christen, Faschisten, Fundamentalisten. Wir sind die Erlösten. Wir sind das Gebet in Menschengestalt. Dessen Wort, dessen Gehör und dessen Geschwür…

Wir sind die Prediger der Errettung. Wir stehen am Futtertrog des jüngsten Gerichtes. Wir bringen das Mitleid über die Ungläubigen. Die Freude der Homophobie. Wir beten für deren Rettung. Wir sind die Heuchler der Erlösung. Die Scheinheiligen des Glaubens. Die Indoktrination des Wahns. Wir sind der Fanatismus, die Erben der Jungfrauen und Eunuchen. Die Kinder der Befleckung.

Wir sind Gottes Wille. Die Pilger der Apokalypse. Wir sind Brüder, wir sind Schwestern. Wir sind blinde Euphorie, der Fluch der Aufklärung. Die Schande des Urchristentums. Wir sind das Radikal, die Revolution. Wir sind die hysterische Geistesapathie. Wir sind eine Mission. Wir sind der Weckruf zum Schlafwandeln. Wir sind Missionare, die Schwätzer, die junge Garde. Wie sind die Legion. Wir waren »The Call«

Möge Gott Euch segnen, damit Ihr mir nicht auch noch in der Hölle auf die Nerven geht. Kýrie eléison. In nomine Domini, ave satani et stupor et christi…

[…]Ich bin dort hochgegangen und habe gebetet. Herr, lass Deutschland die Jugend der Welt rufen, um Jesus kennen zu lernen. Ich glaube das ist die Gabe, die Deutschland erlösen kann. Die Bestimmung der Deutschen. Sie sind Krieger. Ich glaube eine große Arme der Liebe kann in Deutschland wachsen und sie wird ganz Europa und die Welt beeinflussen.[…]

[…]Ich glaube, dass wir Frauen einfach eine Verantwortung haben, den Männern gegenüber. Gerade weil Männer wirklich visuell geprägt sind. Und es für sie sowieso schon so schwer ist, durch die Straßen zu laufen. Weil rechts und links überall halbnackte Frauen sind und die Bibel aber sagt…ja…dass das Ehebruch ist, wenn ein Mann schon nur eine Frau lüstern anguckt.[…]

[…]Immer wenn ich irgendjemanden irgendwie…´n Moslem sehe oder sowas, muss ich gleich für ihn beten oder so. Weil ich einfach spüre: Hey da fehlt irgendwas da.[…]

[…]So´ne Radikalität finde ich positiv. Finde ich gut und finde ich auch gesund. Wenn der Kern der Sache etwas ist, was den anderen Menschen dient. Wo es um Liebe geht. Ja. Und Jesus sagt, das höchste Gebot ist die Menschen zu lieben; unter anderem. Und wenn das radikal ausgelebt wird, ja, dann halte ich das für gesund.[…]

[…]Ich behaupte nicht, jeder Hurrikan sei eine Strafe Gottes. Was ich aber von ganzen Herzen sagen kann ist, dass in New Orleans viele Dinge passieren, über die Gott nicht erfreut ist.[…]

Anmerkung des Autors: New Orleans liegt im Einzugsgebiet von Hurrikanen. Der bisher verheerendste Hurrikan traf die Stadt am 29. August 2005 und verwüstete sie fast vollständig. Nächstenliebe…ist klar. Fanatisches Christenpack.

[…]Ich bewundere immer die ganzen Märtyrer, die für ihn (Jesus Christus) einfach ihr Leben geben haben und ich würde mir natürlich wünschen, dass auch ich einmal diese Leidenschaft bekomme und dass ich wirklich bis ans äußerste für ihn gehe. Und das ist auch mein Ziel, einfach, dass er mich so´was von beeindruckt, dass ich das auch machen würde. Und…darauf hin arbeite ich. Auf jeden Fall.[…]

…für alljene, die wie ich am Ende der Dokumentation einen schalen Geschmack im Hirn haben:

Nagelt die Vernunft in das Volk!

8 Gedanken zu „Deus lo vult – Gott will es!

  1. Erschreckend. Bei zahlreichen Aussagen stand mir wohl der Mund ungläubig (was für eine Ironie) offen. Glücklicherweise scheint „The Call“ zumindest in Deutschland nicht mehr aktiv zu sein.

  2. Ach wie oft habe ich mir schon gewünscht, auch mal einfach so in eine Gruppe eintauchen zu können – Teil einer Gemeinschaft werden, Anerkennung, Zugehörigkeitsgefühl, Ekstase, endlich ein Plan, endlich ein Rahmen und ein Sinn, endlich glücklich, endlich am Ziel. Doch leider bin ich von Gott, Ron L. Hubbard, oder wahlweise von einem überdimensionalen Meerschwein als Freigeist konstruiert worden, der auf ewig dazu verdammt ist, zu denken, eigene Entscheidungen zu treffen, eigene Wege zu finden,zu handeln oder eben nicht. Die Religionen dieser Welt bringen mir kein Heil, weil mein Verstand sie als unlogisch zurückweist. Die Gemeinschaften sind unerreichbar, weil mein Hirn sich gegen Gleichschaltung wehrt. Ein trauriges, einsames Dasein. Und von einer höheren Ebene aus betrachtet habe ich noch nicht einmal was von dieser Freigeist-Geschichte. Irgendwann liegen wir alle mit Erde im Mund im Grab. Die einen haben getanzt und sich gut gefühlt, die anderen haben nachgedacht. Vielleicht sollte man doch Irrwegen folgen und die Verantwortung einfach eine Ebene nach oben schieben. Was kann der Mensch für seine Taten, wenn er doch nur verplant und gelenkt wird? Ach, könnte ich doch auch an sowas glauben…

  3. Zu Marcus:

    […]Erschreckend. Bei zahlreichen Aussagen stand mir wohl der Mund ungläubig (was für eine Ironie) offen.[…]

    In der Tat. Je radikaler sich eine religiöse Gruppe versteht, umso mehr verstrickt sich diese in Widerspruch und Vortäuschung.

    »The Call« hat sich war auch in Amerika aufgelöst, doch im Grunde vollzog deren Großinquisitor Lou Engle nur einen Namenswechsel. Der Fanatismus ist gleich geblieben, doch laut Wikipedia jetzt mit mehr politischem Druck und gespickt mit mehr Homophobie.
    Um den »Deutschen Ruf« wurde es ruhig. Aber laut einigen Einwürfen in älteren Foren soll dieses hessische Rekrutierungslager noch aktiv sein. Man zog sich zwar aus der Öffentlichkeit zurück, setzt aber die Mission weiterhin fort. Allerdings kann ich nicht sagen, wie zurzeit der Stand der Dinge ist.

    Es ist das alte Absurdem des religiösen Eifers, dass die Nächstenliebe mehr und mehr seiner Willkür unterstellt wird. Und man die Menschheit nur noch als Dreigestirn ansieht. Die erlösten Gläubigen. Die zu bekehrenden und die unbelehrbaren Sünder, deren sich Gott annehmen wird.
    Dieses ist aber nicht einmal das erschreckende dieser Dokumentation, da man solches von sämtlichen fundamentalistischen Tendenzen gewöhnt ist.
    Auch wenn man sich bei dem Inhalt der Aussagen, wie der angestrebte Märtyrertod, Gottes Strafe, Gottes Krieger und blinder Gehorsam, verblüfft fragt, wo der Vollbart bleibt. Und warum sich die Weiblichkeit nicht in eine Burqu hüllt. Schließlich kennt man derartige Sätze ja nur von den Medienkritiken bzgl. der Eiferer aus dem nahen Osten.

    Das Groteske für mich war die Art, wie in den Seminargruppe gelehrt und auf offener Straße predigt wurde. Bei diesen Dingen fiel ich vom Glauben an. Einfach aus dem Grund, weil das dargebotene die wirklich billigste Rhetorik ist, die ich bis dato außerhalb eines Mittelschulvortrages erlebt habe. Doch sie hat funktioniert. Derartig flaches inhaltloses Geschwätz hat zu begeistern vermocht. Aber es ist doch kein Gebet, wenn ich hinter mein zusammenhangloses Jugendgestammel nur ein »Amen« setze. Und es ist auch kein Vortrag, nur weil die Wirrungen, die mir spontan einfallen, in ein Aufzeichnungsgerät sickern. Oder habe ich da etwas falsch verstanden.
    Und erschreckt stellte ich fest, dass selbst ich dort eine bessere Figur abgeben würde, obwohl mir für derartige Euphorie und Glaubenstiefe einige Hirnareale fehlen. Bin als Kind wahrscheinlich doch zu oft auf den Kopf gefallen.

    Doch der Objektivität wegen muss ich sagen, dass mich dieser Einblick auch inspirierte. Und gleichzeitig Fragen wie Erkenntnisse aufwarf:

    Warum musste ich mich während meiner Studienzeit nur mit halbdebilen Biedermännern herumschlagen, die meinten, mich aufgrund meines üppigen Rucksackschriftzuges »Gott hasst mich« erretten zu müssen? Welche aber nicht annährend so einen Unterhaltungswert besaßen wie die Laienapostel dieser Sippschaft.

    Warum verhalten sich solche Gestalten derart homophob, wenn sie sich doch ohnehin den sexuellen Aspekten des Lebens verweigern. Im Grunde kann das nur zwei Dinge bedeuten. Sie haben wirklich Angst oder sie sind neidisch. Nun gut, oder sie sind einfach etwas…bildungsfern.

    Und warum muss ich mir in der Dokumentation überhaupt etwas von einer Frau erzählen lassen. Diesem zu vernachlässigenden Anhang des Menschengeschlechts. Dem Weib, das doch dem defectus naturae unterliegt. Was hat das schon zu sagen…Nein, das ist nicht mein Denken, sondern etwas, das große Heilige der Kirche einmal zu sagen pflegten. Und die Wurzeln für diese allzu sympathische Denkweise liegen in der nicht minder unheiligen Schrift. Also wenn schon bibeltreu dann richtig.

    Jedenfalls wurde mir nun auch klar, weshalb es nur noch so wenig Religionssatire gibt. Denn egal wie lange diejenigen hinter dem Schreibtisch grübeln und ihrer Satire abstruse Gedanken in den Mund legen, sie werden mit etwas Recherche festgestellt haben: »Verdammt, dieses gibt es ja wirklich schon. Und die meinen das auch nicht ironisch.«

    Zu ophi:

    Dich hat ja der Bazillus der Freidenkerei ganz schön gebeutelt. Da würde ich lieber mal zum Arzt, Beichtstuhl oder Exorzisten gehen. Denn ein verschleppter Rationalismus ist mit Vorsicht zu genießen.
    Aber was rede ich….Beichtstuhl und Exorzisten…das waren ja die Katholiken, die gegen die Evangeliken wirken, wie eine ausgelassene Konfirmandenfreizeit.

    Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie diese Menschen ihren Glauben als Wissen erheben. Was wissen die denn schon. Sie leben nach Papier, nach einem von Menschenhand auserlesenen Roman und halten das für das Wort Gottes. Am Ende treten die ab, kommen in den Himmel und »Allah sagt: Ätsch« (O-Ton Volker Pispers)
    Ich weiß, dass es wahrscheinlicher ist, dass ich jetzt existiere, als dass dann das Paradies wartet. Was übrigens auch nicht warten kann, da sich der Grundgedanke des Paradieses von selbst aufhebt (Etwas kann nur dann gut sein, wenn auch schlechtes existiert) Somit lebe ich jetzt. Und ich habe kein Verlangen dannach, dann einzusehen, dass ich mein Leben verpasste. Denn mit »Erde im Mund« flucht es sich verdammt schlecht.

    Ist Gott ein Arsch nach Sitte es altes Testaments, so ist es eh egal, weil jeder schon eines der 10 Gebote gebrochen hat. »Du sollst nicht töten« definitiv. Wobei, das Tier besitzt im Abendland ja keinen ethischen Wert. Ist Gott so gütig, wie es mir plötzlich das neue Testament weiß machen will, so kann man ja nach dem Abtreten noch einmal vernünftig bei Kaffee und Harfenspiel mit ihm reden. Also was soll der Stress.

  4. Der hochgeschätzte Herr Pispers ist ein weiser Mann. Ich frage mich immer wieder, woher die unerschütterliche Gewissheit genommen wird, dass der eigene Glaube der einzig richtige ist und die jeweils „heiligen Schriften“ der Wahrheit entsprechen, obwohl diese meinen bescheidenen Informationen nach nicht einmal von „Zeitzeugen“ geschrieben wurden (zumindest im Fall des neuen Testaments).

    Mich würde ja mal interessieren, was aus diesen fanatischen Jugendlichen, die ja nun einige Jahre später die Volljährigkeit erreicht und ggf. die behütete Obhut der Eltern verlassen haben, geworden ist. Befinden diese sich immer noch auf diesem religiösen Trip? Oder haben sich mit der Zeit zunehmend Gehirnverbindungen gebildet, welche auch genutzt wurden, um Aussagen und Denkweisen zu hinterfragen?

  5. Exorzismus hilft bei chronischer Rationalities nicht. Mein Verstand zeigt mir da lediglich Menschen, die sich in irgendeinen Unsinn hinein steigern und sich albern aufführen. Beichtstuhl geht auch nicht, weil mich der Vertreter Gottes wegen meiner falschen offiziellen Religionszugehörigkeitsbescheinigung nicht reinlassen würde und der Arzt behauptet immer nur: „Sie sind irgendwie blass, aber ich kann nichts feststellen“.

    Religion ist von Menschen für Menschen gemacht – meist aus niederen Beweggründen. Nicht zu verwechseln mit Spiritualität, die ein persönliches Empfinden ist. Wenn Spiritualität aber in ein irdisches Konzept gepresst wird und den Menschen als Regelwerk mit Höchststrafe bei Nichtbefolgen verkauft wird,wird es albern.

    @Marcus

    Ich denke schon, dass einige Jugendliche im Laufe der Zeit auf Menschen gestoßen sind, die ihnen andere Denkanstöße gegeben haben. Nicht alle sind dumm. Sie sind nur begeisterungsfähig und auf der Suche nach einem Weg – vielleicht auch auf der Suche nach Halt.

  6. Ich meine natürlich nicht, dass alle diese Jugendlichen dumm wären, aber sie scheinen auf ihrer Suche nach Halt das Denken komplett anderen Menschen überlassen zu haben. Einer gibt vor, was richtig und falsch ist und alle folgen. Das kann niemals gut sein. Mich macht es wütend, dass es Eltern gibt, die ihre zwölfjährigen Kindern in solche „Umerziehungslager“ schicken, aber wahrscheinlich sind diese Eltern selbst auch sehr radikal eingestellt. Oder sie haben aufgegeben und sind einfach nur froh, dass ihre Kinder von der Straße weg sind.

  7. Wenn die Eltern sich im Vorfeld nicht über diese Organisation informiert haben, werden sie wahrscheinlich denken, dass es sich um eine normale kirchliche Veranstaltung handelt. Und das gilt gemeinhin als gesellschaftsfähig und gut. Bei den Kindern mache ich mir wirklich weniger Sorgen, denn die entfliehen der Gehirnwäsche der Jugend meist irgendwann. Die fanatischen Erwachsenen sind wesentlich gefährlicher.

  8. Im der Dokumentation kam es rüber, dass die meisten Eltern ebenfalls den Evangelikalen angehören. Von daher wissen die schon, was ihren Kindern in den Schulen eingeimpft wird und werden dieses auch außerhalb der Wochenendkurse unterstützen.
    Alle anderen, die mit liberaler Gesinnung und aufgrund von Unwissenheit ihren Nachwuchs dorthin gaben, werden diesen wohl bald wieder von dort raus nehmen. Spätestens dann, wenn die Kinder die gelernten Phrasen eifrig in der Familie verkünden. Wobei ja diese Gruppierung ihre Ansichten nicht gerade bescheiden verbreitet. Von daher ist es eher unwahrscheinlich, dass dort viele landeten, die dort eigentlich hingehören.

    […]Bei den Kindern mache ich mir wirklich weniger Sorgen, denn die entfliehen der Gehirnwäsche der Jugend meist irgendwann. Die fanatischen Erwachsenen sind wesentlich gefährlicher.[…]

    Wobei der Grundstein für Fanatismus meist in den Kindheits- und Jugendtagen gelegt wird. Natürlich können gehirngewaschene Kinder noch nicht soviel ausrichten. Es sei denn, der nette Onkel Diktator drückt diesen eine Ak-47 in die Hand.
    Und diese können bei guter Indoktrinierung nicht entfliehen. Vor allem, wenn sich die Botschaften des Fanatismus in die sich aufbauende Persönlichkeit einweben. Ein gefährlicher Bund, der entweder sehr viel Persönlichkeit oder Gegenarbeit abverlangt, um wieder gelöst zu werden.

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