Tag 1 – Das Buch, das du zurzeit liest

Photobuckethrlich gesagt sind es zwei Bücher gleichzeitig. Welche so gleich und unterschiedlich sind, dass man im Grunde nur eine Rezension benötigt. Einerseits der neuste Band der fortlaufenden Buchreihe des »TV-Terminators« schlechthin. Band Zwei der Vier von »Kalkofes letzte Worte – Gemeinsam sind wir doof!«. Wem das jetzt unlogisch erscheint, dem sei gesagt: Band Zwei aus dem Hause Lappan. Davor erschienen schon zwei Bände im Eichborn-Verlag. Wovon, meines Wissens nach, Band Eins vergriffen ist. Tja schade, aber da ich diesen besitze, hält sich meine Trauer in Grenzen. Was soll ich aber sagen, man kann diesen Mann der Genialität bezichtigen oder sich fragen, wer den Scheiß überhaupt kauft. Ich gehöre zu den ersteren und hege gegenüber Herrn Kalkofe seit nunmehr 14 Jahren eine große Fanloyalität. Denn er ist einer der wenigen, von denen ich Neuerscheinungen ungesehen und unrezensiert bestelle. Somit trägt er sichtbar zu meiner Sammlung bei; von der Mattscheibe, über den Wixxer bis hin zu Onkel Hotte. Einzige sein Wirken beim Frühstyxradio ist bei mir nur durch die beiden Doppel-CDs »Kalk und Welk« registriert. Jedenfalls… da ich mit diesem Buch schon kurz vor dem Ende stehe, möchte ich eher auf das nebenhergelegte Druckwerk eingehen:

Sibylle Berg – Das war´s dann wohl

Das war´s dann wohlAuch wenn Frau Berg in diesem Fall nur als Herausgeberin im Hintergrund steht, so trägt dieses Buch definitiv ihre Handschrift. Sei es durch die einleitende Worte oder überhaupt der ganzen Atmosphäre, die diesem Buch innewohnt. Denn wie der Name schon sagt, handelt es sich bei »Das wars dann wohl -Abschiedsbriefe von Männern« um ebensolche. Drei inhaltliche Schwerpunkte gliedern jene Briefe. Der Abschied vom Zeug, dem Leben und der wohl größte Teil: Abschied von der Liebe.
Und diese drei Themenkomplexe sind schon sie einzigen Gemeinsamkeiten, die all die Briefe aufzuweisen haben, die Frau Berg in jenem Buch zusammentrug. Die Offenbahrung der Gedanken unbekannter Menschen wie Peter E., Thomas K. oder Fritz S sind ebenso interessant, wie die tiefblickenden Worte deren Unterzeichner Namen trugen wie Kurt Tucholsky, Alexander Schmorell oder Edgar Allan Poe. Um nur einige zu nennen. Und gerade bei letzteren zieht das Buch in seinen Bann. Denn Abschiedsbriefe vom Zeug sind mit unter amüsant. Abschiedbriefe von der Liebe können einen mit ihrem Verständnis und der darin niedergeschriebenen Erfahrung Trost spenden. Aber authentische Abschiedsbriefe vom Leben besitzen ihre eigene faszinierende wie makabere Anziehungskraft. Welche das ist, erwähnte ich schon hierbei und möchte es nicht noch einmal ausbreiten.
Wer Interesse verspürt in Briefen fremder und bekannter Persönlichkeiten zu stöbern, Briefe zu lesen, die so unterschiedlich in den Worten und doch so gleich in der Aussage sind, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Denn nichts ist ehrlicher als persönliche Gedanken, die in ihrem Lauf festgehalten und ungezwungen zu Papier gebracht wurden. Denn gerade dieses authentische -abgesehen von dem fiktiven Abschiedsbrief des Werther und den für die Veröffentlichung geplanten poetischen Worten von Till Lindemann- macht hierbei den Reiz aus. Zumindest einen anderen Reiz als die belletristischen Satzkonstrukte eines Schriftstellers, der darauf bedacht ist, seine Worte einer breiten Öffentlichkeit anzubieten.

Zudem kann ich im Allgemeinen zu einem Blick in Sibylle Bergs Literatur raten. Allerdings ist hierbei Vorsicht geboten. Sie schreibt in keinen mundgerechten und leichtverdaulichen Happen. Was heißen soll, dass sie mit ihren Worten, ihren Ansichten und mit der damit transportieren Lebensanschauung so manches harmoniebedürftige Weltbild zertrümmern kann. Denn sie ist für mich eine Meisterin, die es versteht, Zynismus und Galgenhumor so zu verbinden, dass daraus eine harmonische Symbiose der Disharmonie entsteht. Ihre Texte sind schonungslos, aber nicht verbittert. Sind zynisch, ohne vorlaut zu werden und humorvoll ohne in unachtsame Albernheit abzudriften. Ihre Texte sind für den Buchmarkt wie das deutschsprachige Theater eine Bereicherung.

Sibylle Berg
© Katja Hoffmann

Sibylle Berg – Homepage
Wikipedia antwortet: Sibylle Berg

Bildquelle: http://www.sibylleberg.ch (runterladbares Zip-Format) | http://bilder.buecher.de ]

4 Gedanken zu „Tag 1 – Das Buch, das du zurzeit liest

  1. Ich habe bis jetzt „Sex 2″ von Frau Berg gelesen und war begeistert…werde mir wohl auch das hier vorgestellte Buch mal genauer anschauen.

  2. Vor allem der Kontostand hindert mich viel zu oft am Kauf.
    Zum Glück habe ich einen lieben Papa, der meine Leserei unterstützt, aber auch mein Freund gönnt mir ab und zu mal was :)
    Als nächstes würde mich wohl ihr Erstilingswerk „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ interessieren.

  3. Ihr Erstlingswerk steht bei mir ebenfalls ganz oben auf der Liste. Ansonsten halte ich mich mit Romanen wieder stark zurück. Vor allem, da ich keine Geduld habe mich durch Werke von mehr als 500 Seiten zu arbeiten. In solchen Fällen ziehe ich Hörbücher oder gar Hörspiele vor. Dann lieber Fachliteratur, die aus dem reinen Aspekt der Unterhaltung ausbricht und mit der Wissensvermittlung über die vermeintliche Zeitvergeudung des Lesens hinwegtröstet.
    Allerdings habe ich mir erst einmal einen Kaufstopp gesetzt, da zu viele Bücher noch ungelesen im Regal verstauben bzw. in diversen Kisten auf eine größere Wohnung warten. Und vor allem, da die studiumsrelevante Fachliteratur trotz der 1-Euro-Schnäppchen recht unschön in die Finanzkalkulation schlug.

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