Das Intermezzo an Intoleranz:
[…]Mehrere Dutzend Tierfreunde sind am Samstag in Berlin gegen Pläne auf die Straße gegangen, den toten Eisbären Knut auszustopfen und künftig im Naturkundemuseum auszustellen.[…] „Herr Blaszkiewitz – Sie sind ein Witz – Stopfen Sie Ihr Herz und Hirn aus“, hieß es auf einem Transparent.[…]Der Publikumsliebling Knut war am 19. März plötzlich gestorben.[…]
ass sich ein Großteil der deutschen Bevölkerung nun völlig der Verblödung hingegeben hat, war mir ja schon seit Schni-Schna-Schnappie bekannt. Ein Kinderlied, das auf tausenden Mobiltelefonen und durch nicht weniger Autoradios schallte. Und da regen sich Fanatiker auf, wenn man als alter Sack Milch trinkt. Lieber kontaminiere ich meinen Körper, hüte dafür aber wenigstens meinen Geist.
Auch wenn einem die 12 Jahre Tausendjähriges Reich nun von jeglichem Nationalgefühl freisprechen. So ist das noch kein Grund, das einste Land der Dichter und Denker zu einem Land der Debilen und Dementia werden zu lassen. Natürlich kann ich verstehen, dass man sich aufgrund momentaner Zustände das Aufkommen des eigenen Altersschwachsinns herbeiwünscht. Aber warum dann nicht im privaten, verborgenen. So wie sich der Hund zum Sterben einen einsamen Platz sucht. Nein, der Mensch ist ja Sozialwesen und beleidigt die Öffentlichkeit mit seiner eigenen Beschränktheit. Klappt die Schranke der Urteilskraft hernieder und will dieses obendrein noch als Wink mit dem Zaunspfad verstanden wissen.
Doch was soll´s. Ich bin ja froh, dass sich Deutschland wieder aus dem Fernsehsessel hebt, seinen dicken Hintern pudert und zum Protest vor die Haustür schwingt. Ein Akt der Solidarisierung. Eine Mahnwache des Widerstandes. Und dieses Mal geht es nicht um so banalen Blödsinn wie den Widerstand gegen den ersten Weltkrieg, die Demokratisierung, Frauenwahlrecht, 68´er-Phrasen, DDR-Reformen und weiß der Geier für sentimentales Gerümpel das keine Sau interessiert. Nein es geht um ein Symbol. Um ein Lebewesen, dessen bloße Existenz allein für die Hoffnung steht, für die Wärme im Herzen. Auch wenn dieses Vieh nur präsig auf einem Eisberg lag und jedem Idioten die Hand abgebissen hätte, der ihn zu sehr nervt.
Es geht um Knut. Dem Papst-Kaulitz-Bieber-Jackson der Nation. Die weiße dickfellige Friedenstaupe. Dieser Eisbär, der im Grunde schon seit fünf Jahre Tot gewesen war. Zumindest, wenn man bei all dem imaginären Geknuddel und Geschmachte Zeit gehabt hätte, einmal darüber nachzudenken, warum ihn seine Mutter verstoße hat. Wie entsetzt man doch darüber gewesen ist, doch derartige Tiere machen dieses nicht von ungefähr.
Nur weil man als Mensch aus der Irrationalität der Laune heraus handelt, sollte man dieses nicht den Jagdtieren unterstellen. Diesen sind nämlich zu blöd, um sinnlos zu reagieren. Knut war todgeweiht, seid eh und je. Seine Mutter wusste es. Witterte es, hatte es im Gefühl, Instinkt, Intuition. Was auch immer. Es wird nichts durchgefüttert, was nicht das Zeug hat zu überleben. Doch Deutschland war entsetzt, schockiert. Obwohl man sich im heutigen Wirtschaftsleben und Sozialsystem auf genau diese alte Weisheit besinnt.
Und nun ist er wirklich tot, der Knut. Sogar laut wikipedia. Rutschte vom Thron und ging in den Medien unter, auf youtube. Wurde wieder herausgezogen, ohne youtube, und soll nun präpariert und ausgestellt werden. Warum auch nicht. Wurde er doch zeitlebens begafft und beworben wie das letzte Heiligtum. Und hätte man seinen letzten Fischgrätenrülps auf Band, so würde man dieses als Reliquie verehren. Aber präparieren, das geht nicht. Der Knut gehört ordentlich bestattet. Christlich? Jüdisch, oder mit zwei Münzen auf den Glotzen für Charon dem geldgierigen alten Griechensack. Verfrachte in ein Mausoleum. Oder gleich eingewachst wie diese revolutionäre Scheinmumie am Roten Platz.
Ach nein. Dagegen gingen ja eifrige Hausfrauen auf die Barrikaden. Und sahen sich ganz euphorisch an ihre 68´-Zeit erinnert. Als man noch mit einer Miene der Pauschal-Kontra-Verbissenheit seinen Knackarsch zum Protestmarsch bewegte. Traurig was daraus wurde. Nun steht sich nur noch der Braureihgaulhintern die Beine in denselbigen und Frau, die ihre Langhaarmähne gegen die Altweiberlockenpracht tauschte, erfreut sich an Sprüchen, die zu Dutschkes-Zeit nicht sinnloser hätten sein können.
Stopft das Vieh von mir aus mit Sägespänen aus oder präpariert es bis zum geht-nicht-mehr. Es verrecken jede Sekunde tausende Tiere aufgrund von Landraub, Geldgier und Menschsein. Wer echauffiert sich da noch über einen Eisbär. Vor allem wenn die Last der Transparente das Brathähnchen vom Mittag oder die Blutwurst vom Morgen aufstoßen lässt.
[…] Justin Bieber ist am Samstag seiner Mutter zu Hilfe gekommen, als sie versehentlich ihre Haare in Brand gesetzt hat.[…] Bieber twitterte nach dem Vorfall: „Verrückte Show in Berlin… Habe Mama mit auf die Bühne genommen, um ihr ein Ständchen zu ihrem Geburtstag zu singen, aber sie hat mit den Kerzen ihre Haare in Brand gesetzt. Hab sie gerettet.“ […] Seine Mutter antwortete kurz darauf: „Danke für all die lieben Glückwünsche und Geschenke. Und Justin Bieber für den Kuchen und dafür, dass er mich auf der Bühne blamiert hat.“[…]
uss ich dieses nun lesen, weil mir der Journalismus vorschreibt, dass dieses für den Tag von prägnanter Wichtigkeit ist. Oder wird dieses zur Wichtigkeit erhoben, weil es das großdeutsche Dummvolk so haben will. Aufgrund von Erfahrungswerten stelle ich mich hierbei einmal auf die Seite des Jounalismus und unterstelle dem, ebensolche Kopfschmerzen und Selbstmordgedanken beim Verfassen solcher Meldungen, wie sie ich beim Lesen durchleide. Was zum Teufel läuft hier falsch. Was zum Geier läuft mit all jenen falsch, die jene Meldung anklicken und lesen, nicht nur überfliegen oder pauschal ignorieren und zudem noch kommentieren. Was zum Henker läuft mit mir falsch. »Hey you, what the fuck is wrong with you…« Denn wenn man schon von Justin Bieber tippt, so sollte man sich auch dem hippen englischen Sprachgebrauch widmen. Damit man auch einmal kurz von der Jugend verstanden wird.
Mein Fresse. Derartige Geschehnissen würden bei mir nicht einmal einen Elektrostau für die Erinnerung verursachen, geschweige denn wahrgenommen werden. Am Woodstage 1996 brach sich der Sänger von H-Blockx den Arm. Spilles übergoss sich versehentlich mit etwas, was nicht, wie geordert, fluoreszierende harmlose Farbe gewesen war und ihn Haare wie Augen anätzte. Ergo, er landete neben Wehland. Und Phillip Boa pulsierte die Schlagader aufgrund bösartiger Stromausfälle.
Würde das heute geschehen. So hätte doch die ersten 30 Reihen aufgrund des daraus drohenden Weltunterganges Selbstmord begangen. Und die BILD wie die www-Nachrichten Stoff für drei Wochen. Zumindest wenn schon drei bis vier vor sich hin schmorende überfärbte Grauhaare so einen Wirbel auslösten.
Denn ich möchte einmal stark bezweifeln, dass dieses wörtlich zu nehmen ist. Und meine frohlockende Phantasie von einer Hexe auf dem Scheiterhaufen das Originalgeschehen wohl etwas übertreibt. Es knistert und stinkt. Mehr nicht. Wer glaubt, dass die Mutter hierbei laut schreiend und wie eine schmorfleischgewordene Olympiafackel über die Bühne wetzt, der sah in seiner Kindheit zuviele schlechte Zeichentrickfilme.
Doch allzu koscher kommt mir die Dame dennoch nicht vor…wer nennt denn seinen Sohn beim vollen Namen? Ich würde meine Erzeuger allzu schief anblicken, wenn sie mich so anreden würden. Oder ist das in solchen Kreisen noch Sitte? Bittet das Bieberjungchen, wenn es wieder dabei erwischt wurde, wie es mit dem Schwanz Dämme in feuchtes Nass schlägt, auch nur seine »Frau Mutter« oder den »Herrn Vater« doch das Zimmer möglichst schnell wieder zu verlassen. Ich dachte solche Marotten seinen mit der Generation Kafkas ausgestorben. Und dieses wusste den daraus resultierenden Knacks wenigstens zu nutzen.
[…] Sie gilt als eine der kostbarsten Errungenschaften dieses Frühjahrs: Eine Einladung zur Hochzeit von William und Kate.[…]“Mein Hund hat die Einladung zur Royal Wedding gefressen“, erzählte nun das britische Partygirls Tara Palmer-Tomkinson (39). Glücklicherweise biss der Hund aber nur eine Ecke des goldenen Briefes ab[…]Für alle, die keine Einladung zur Party des Jahres haben, gibt es im Sommer die Chance, ein Stück von Kates Vergangenheit zu erwerben. Das Haus, indem die künftige britische Prinzessin ihre Kindheit verbrachte, soll versteigert werden[…] Der Wert des Hauses mit vier Schlafzimmern wird auf rund 500 000 Pfund (567 000 Euro) geschätzt. […] Vor zwei Wochen erzielte schon ein Kleid, das Kate nur wenige Minuten getragen hatte, einen Preis von 90 000 Euro. […]
etzt weiß ich endlich, warum der schwarze Pesthauch durch mein Denken zieht und mich mental zu vergiften droht. Warum man sich mit depressiven Gedanken rumquälen muss und nicht einmal der Fall von Westerwelle einen aufheitern konnte.
Ich habe keine goldene Einladung zu der Hochzeit von William und Kate. Doch was noch viel schlimmer ist. Ich habe keinen blassen Dunst, wer diese beiden britischen Grinsefressen überhaupt sein sollen. Und schmachvoll stößt die Erkenntnis auf, dass ich diese nicht einmal beim Aldi-Markt erkennen würde, wenn diese vor mir an der Kasse stünden. Ist ja nicht auszuschließen so etwas. Oder war Willi dieser gefüllte Dödel in NS-Uniform? Wenn ja, so bin ich wohl doch kulturell interessiert.
Wie auch immer. Ich hätte zudem noch nicht einmal mehr einen Hund, an dem ich schnell diesen Einberufungsbefehl zur standrechtlichen physischen Folter und psychischen Erschießung verfüttern könnte. Wobei es wohl nicht einmal die verkorkste Töle verdiente hätte, an so einem Giftzettel qualvoll zu krepieren. Oder einen als natürliche Reaktion die halbe Wohnung vollzuscheißen.
Berichterstattung aus den Könighäusern. Für mich so ungefähr der niedrigste Urschleim des Journalismus. Für so etwas durchlebte der Homo sapiens sapiens keine Evolution. Für so etwas lernte er weder lesen, noch Thesen zum Thema Aufklärung zu schreiben.
»Mein Schäferhund hat die Einladung angefressen. Und ich merkte es erst, als er sich erbrach, nachdem ich mich nach dem Schläferstündchen mit ihm wieder umgedreht hatte. Huch, dachte ich, garnierte ich ihm heute die Pansen wieder mit Goldrand?« Ja, so etwas soll vorkommen. Doch solange es der Empfangschef akzeptiert, wenn man ihm den übrig gebliebenen abgesabbert wässrigen Fetzen der Royal-Wedding-Einladung in seine weißen Seidenhandschuhe matscht, ist ja alles in Ordnung. Also was soll die Aufregung.
Oder darf man aufgrund dieser Erzählung nun beruhigt sein, dass das verwegen schelmische Argument der hundgefressenen Hausaufgaben endlich einen historischen Belegt bekommt? Oder war das nur die Überleitung zur Aufzählung des obligatorischen Prunks und Wohlstand solcher Krongarnelen. Auf dessen Auftauchen jede königshausbegeisterte scheintote Hausfrau mit strahlendem Blick lauert. Um dann die Tränchen der Rührung über den Edelmud des Adels herauszupressen.
Anstatt sich zu fragen, wie lange sie als ersetzbarer Pöbel wohl für ein 90.000 Pfund-Kleid buckeln dürfte. Wohl genug, um dieses nicht nur ein paar Minuten zu tragen. Diese Werteverschiebung lässt mich nicht verzückt glucksen. Sondern eher den aufsteigenden Gallensaft in Hals unterdrücken. Der mit der Wut im Hirn um die Wette brennt.
Am besten ich räche mich nun über das Ausbleiben der goldenen Einladung und ersteigere diese Vierschlafzimmer-Bruchbude. Wird ja sonst keiner haben wollen. Wer gibt schon 500.000 für ein Haus aus, in dem zwar vier Betten stehen, aber kein einziges Bade- oder Wohnzimmer eingeplant worden war. Oder beliebt es dem Adel noch ins Bett zu koten, um es dann vom Medicus des Hofes nach dem täglichen Wohlbefinden hin zu untersuchen. Auch schickte es sich nicht an, als Hochwohlgeborener der ständigen Wässerung ausgesetzt zu sein. Ein guter Rückenkratzer zum Abspachteln des lästigen Schorfes oder das Überpudern der Achselfäule…was will man demnach mit einem Badezimmer.
Oder wohl eher doch nicht, dass muss man der Gerechtigkeit halber ja noch sagen. Heutzutage muss ja selbst noch das Blut nachgefärbt werden, da es durch Zivilisation und Demokratie nach und nach verblasste. Und zudem wurde Madam der Rammellust wegen zur Prinzessin gemacht. Und nicht aufgrund des Blaumachens ihrer Eltern.
Wie auch immer, ich kaufe das Haus. Schließlich wurden mir ja nun wieder die Spenden erhöht. Sodass mein Finanzberater, dem Burn-Out nahe, zig Überstunden schiebt, um all den Reichtum anzulegen, zu investieren und auszugeben. Soll ja schließlich nicht meine Schuld sein, dass dieses Land wirtschaftlich vor die Hunde geht.
Post scriptum: Odi odioque sum genus humanum.
Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert. Danke.
Nichts zu danken.
Ich werde auch weiterhin versuchen, das Höchstmaß an Sachlichkeit und Objektivität aufrecht zu erhalten, das ich mir für jene Kategorie auferlegte. Sowie die Tendenz zum knallhart recherchierten Journalismus.
Bei diesem 2. Beitrag frage ich mich langsam: Warum hast noch nicht deine eigene (gut bezahlte) Kolumne – in der SZ, in der Neon oder in einem anderen mutigen Journalistenblättchen??? Dieses Talent solltest du mal in harte Euro umsetzen, mein lieber Guldhan.
Mir ging es jedenfalls genauso was Kate & Gatte (oder was auch immer angeht) – ich weiß weder wer sie sind noch würde ich sie an der Aldi-Kasse vorlassen. Auch bei Knut habe ich an den Untergang des Abendlandes geglaubt – hast du schon gewusst, dass die dem noch ein bildhauerisches Denkmal setzen wollen?? Im Zoo? Ich wusste bis vor kurzem auch noch was es kosten sollte, aber habe das verdrängt. Ich kann sowas ganz gut, es hilft mir zu überleben und die dumpfe Realität nicht allzu nah an mich ranzulassen.
Justin Bieber. Dazu kann ich nur sagen: wenn meine Mama mit Vor-und Zuname über mich gesprochen hätte – ich hätte sie enterbt!
Bitte lass es alles weiterhin raus. Ich freu mich auf mehr Freibänke….
[…] Warum hast noch nicht deine eigene (gut bezahlte) Kolumne […]
Die Antwort ist in zwei Dingen zu finden.
Erstens in unserer Hochleistungsgesellschaft. Dessen erste Fragen sich nicht darum drehen, wer man ist und was man kann, sondern darum, wo es geschrieben steht, dass man es können könnte.
Derartige Institutionen wollen eines sehen, ein Studium in der Hinterhand mit irgendeinem akademischen Grad. Und entweder in Journalismus oder irgendwas Redaktionelles. Da kommt man als Studiumsabbrecher mit seinen paar Semestern Germ. und Philo. nicht weit.
Zweitens…ich hatte nie gefragt. Und mir wurde bis dato auch nur einmal ein Praktikum als Online-Redakteur angeboten. Allerdings scheiterte dieses an der Finanzierbarkeit meinerseits. Zudem bräuchte ich eine sehr verständnisvolle und ausdauernde Lektorin.
Dennoch ehrt es mich, dass man meinen Worten etwas Gewinnbringendes unterstellt.
[…] hast du schon gewusst, dass die dem noch ein bildhauerisches Denkmal setzen wollen?? Im Zoo? Ich wusste bis vor kurzem auch noch was es kosten sollte, aber habe das verdrängt. […]
Womöglich ist ein Bildhauer von dem Verlust so derartig getroffen, dass er seine Schaffenskrise mit einem ehrenamtlichen Denkmal überwinden möchte. Ansonsten kann ich mir denken, dass die Gelder irgendwo anders besser aufgehoben sein könnten.
Mein erster Kontakt mit Knut war ein recht seltsamer. Erblickte dieser doch zu einer Zeit das Licht des Zoos, in der ich mich selbst den www-Nachrichten verweigerte. So wurde ich des Öfteren mit Sinnfetzen konfrontiert, die alle eines gemeinsam hatten: Knut. Allerdings wenig Sinn ergaben.
Zumal man mir auch immer Hintergrundwissen unterstellte, um die Zusammenhänge zu verstehen. …Bis es mir zu doof wurde und ich wirklich anfing zu recherchieren und somit feststellen musste, dass wirklich über so einen Eisbären gesprochen wird.
Nichts gegen Eisbären, aber wieviele Viecher verenden minütlich sinnlos? Die Antwort lässt den ganzen Rummel so penetrant scheinheilig wirken.
[…] Justin Bieber. Dazu kann ich nur sagen: wenn meine Mama mit Vor-und Zuname über mich gesprochen hätte – ich hätte sie enterbt! […]
Dito. Aber ich bin ja nicht Justin Bieber und meine Mutter auch nicht die seine. Zumal ohnehin die wenigsten etwas mit meinem bürgerlichen Namen anfangen könnten. Denn von der Kombination gibt es hier und überall eine ganze Rotte.
@shan_dark: Wäre ich der zuständige Redakteur einer passenden und regelmäßig erscheinenden Publikation mit dem nötigen Budget, würde ich mir umgehend die Dienste Guldhans sichern.
@Guldhan: „Erstens in unserer Hochleistungsgesellschaft. Dessen erste Fragen sich nicht darum drehen, wer man ist und was man kann, sondern darum, wo es geschrieben steht, dass man es können könnte. Derartige Institutionen wollen eines sehen, ein Studium in der Hinterhand mit irgendeinem akademischen Grad. Und entweder in Journalismus oder irgendwas Redaktionelles. Da kommt man als Studiumsabbrecher mit seinen paar Semestern Germ. und Philo. nicht weit.“ – Leider sieht man das in vielen Bereichen. Dummerweise auch in Bereichen, in denen es eigentlich Unfug ist, das Können mittels eines Fetzen Papiers nachweisen zu müssen. Man braucht nur einmal einen Blick in diverse Kunstgalerien werfen. Zumindest ich wundere mich „gerne“ über gewisse Ausstellungsgegenstände… bis ich lese, dass der Künstler hier und da bei diesem und jenen studiert hat. Ein Kriterium, dem ich mich strikt verweigere – auch wenn ich dann als Banause gelte.
Allmählich ist aber genug. Sonst verdirbt mir ein Anflug von Selbstwertgefühl noch die Frustration.
Zu Marcus:
[…]Dummerweise auch in Bereichen, in denen es eigentlich Unfug ist, das Können mittels eines Fetzen Papiers nachweisen zu müssen. […] bis ich lese, dass der Künstler hier und da bei diesem und jenen studiert hat. Ein Kriterium, dem ich mich strikt verweigere – auch wenn ich dann als Banause gelte. […]
Dito. Zwar lernte ich beim Studium der »Kunst im Sinne der Dienstleistung« wie wertvoll die Unterrichtung im Grundhandwerk ist. Denn diese Fertigkeiten erlernt man nicht so ohne weiteres durch reine Intuition. Doch wohle dem, der auch dafür schon ein bahnbrechendes Grundgefühl besitzt.
Aber gerade was die Kategorie der Fotografie und Malerei anbelangt. Bzw. überhaupt das Wesen der Bildenden Kunst, so ist es zwar schön, dass man das studieren kann. Doch im Grunde besitzen diese Zeugnisse ebensoviel Aussagekraft über das Können, wie eine Eintrittskarte einer dahingehenden Ausstellung.
Genauso stehe auch ich oft genug vor Bildern, die den Charme des Zeitvertreibs eines 6jährigen besitzen und lese, dass diese für 250.000 gehandelt werden. Lese, dass der Urheber hier und dort, bei jenem und welchen studierte, nur um nun ein paar Tuben über eine Leinwand auszuquetschen und es schlagartig hohe Kunst zu nennen. Während man in den Einkaufspassagen die berauschend detailvertieften Federskizzen eines ortsansässigen Niemand für 25 € kaufen kann. Doch das Kunstverständnis ist relativ. Und wohl zu hoch für uns Banausen…
Wie du schon sagtest, wird sich über die Universitäten identifiziert, über die Dozenten, die Jahre als Meisterschüler und so weiter. Natürlich wird man von einem namhaften Künstler nicht von Ungefähr Meisterschüler, aber das Gespür für Kunst kann man nicht lernen. Wie bei dir die Fotografie. Was nützt die Kamera und das Objektiv für jeweils 900€ und das Studium, wenn man dennoch keinen Blick für Motive besitzt und nun krampfhaft versuchen muss das gelernte umzusetzen. Nichts. Es wird sterile leblose Ablichtung. Aber damit kommt man zumeist weiter, als wenn man als namenloser Autodidakt mitspielen wollte. Wobei es zum Glück auch Ausnahmen gibt.
@Guldhan: Oh je. Der nette Teddy, welcher neuerdings neben Deinem Namen angezeigt wird, lässt vermuten, dass sich die positiven Worte schon übelst ausgewirkt haben ;-)
Im Grunde sind wir uns einig: Handwerkliche Fähigkeiten lassen sich durchaus mittels Studium erlernen und ggf. nachweisen. Ein Diplom oder ähnliches befähigt den Besitzer aber noch lange nicht dazu, ansehnliche Kunst mit Herzblut zu erschaffen. Hier sieht man leider in einer breiten Masse seltsame Schöpfungen, die allein durch die Tatsache eines Studiums oder die oft recht abstrusen Einschätzungen so genannter Kunstkritiker zu höherer Kunst gemacht werden. Ich erinnere mich da an eine TV-Übertragung einer Ausstellungseröffnung, in welcher Kunstkritiker über die Aussage eines Werkes „philosophiert“ haben und dabei einem scheinbar Unbeteiligten, der seine Meinung kundtat, über den Mund gefahren sind, weil dieser doch keine Ahnung hätte. Tja, wie sich herausstellte, handelte es sich um den Künstler selbst.
[…]Ich erinnere mich da an eine TV-Übertragung einer Ausstellungseröffnung, in welcher Kunstkritiker über die Aussage eines Werkes „philosophiert“ haben und dabei einem scheinbar Unbeteiligten, der seine Meinung kundtat, über den Mund gefahren sind, weil dieser doch keine Ahnung hätte. Tja, wie sich herausstellte, handelte es sich um den Künstler selbst.[…]
Das ist natürlich mehr als böse. Und für die Betreffenden hoffentlich beschämend genug gewesen, um ihre Berufswahl noch einmal zu überdenken.
Zu Kritikern, egal welcher Sparte, besitze ich ohnehin ein gespaltenes Verhältnis. Auf der einen Art sind einige Aussagen interessant und lehrreich und man kritisiert ja selber oft genug herum. Doch andererseits frage ich mich dann immer, wie man sich als Außenstehender überhaupt erdreisten kann etwas zu kritisieren.
Filmkritiker, die noch nie hinter einer Kamera standen, Lektoren, die noch nie geschrieben hatten, Kunstkritiker, die nicht einmal wissen, wie man einen Meisel ansetzt oder Farben mischt. Bei derartigen Meinungen fällt es mir schwer den Respekt zu behalten.
Doch in solchen Branchen muss man gegen solche persönlichen Peinlichkeiten gewappnet sein, dass muss man verkraften können. Denn man läuft als Kritiker immer Gefahr, dass man ein Werk zerpflückt, welches drei Jahre später zum Kulturerbe erhoben wird.
Oder man lehnt ein Buch ab, welches sich dann zur Goldgrube erweißt. Wäre dahingehend einmal interessant zu erfahren, was sich nun alljene denken, die damals einem Buch namens Harry Potter den Laufpass gaben.
Wie auch immer, vielleicht sollte man einfach Bildhauer werden. Da scheint es zu genügen, wenn man dreimal auf irgendeinen Granitblock schlägt. Und anschließend im 30minütigen Dialog den Bezug zum zerrissenen Selbst innerhalb der Ausbeutung von Selbstwertzertrümmerung der abgestumpften Gesellschaft im Rausche ihrer Grundschuld definiert und vollmundig erklärt, dass man sich daraus den unmündigen Bürger im Konflikt zu seinem Umfeld und dem damit verbundenen Exhibitionismus seiner Abspaltung und In-sich-gekehrtheit pickte. Was man dann als Reflexion des Ganzen in Stein schlug. Als Anklage des Voyeurismus im TV und als Mahnung vor Zahnstein…und schon ist es hohe Kunst.