Tag 3 – Dein Lieblingsbuch

Photobucketaben wir es jetzt Tag 3? Zumindest will ich das einmal so gelten und damit einen Kommentar zu meinem Lieblingsbuch folgen lassen. Allerdings wird es aber diesem Thema schwer. Nicht einmal nur kurzzeitig schwer, denn die anderen Kategorie machen es durch eben diese Misere nicht besser. Jeder der erkennen muss, dass die Masse der Bücher in der Wohnung dem Gewicht der restlichen Einrichtungsgegenstände gleichkommt, wird viele lieb gewonnene Bücher besitzen. Und wie soll man daraus das einzig liebste ziehen? Was sind die Maßstäbe? Aus der Not heraus wähle ich den Maßstab der Beeinflussung. Somit läuft die Wahl unter der Frage: Welches Buch beeinflusste mich als Amateurschriftsteller hinsichtlich dieses Karrierebestrebens. Auf Deutsch: Welches Buch animierte mich zum Schreiben (von mehr als Kurzgeschichten) und prägte meinen Stil.

Lewis Carroll – Alice im Wunderland/ Hinter den Spiegeln

Dem Leser wird auffallen, dass es sich hierbei dennoch um zwei Bücher handelt. Aber da in den filmischen Umsetzungen gerne in allzu subjektiver Willkür Elemente aus beiden Büchern entnommen und zusammengeschmiedet werden, sehe auch ich beide Bücher als eine Geschichte an. Wobei das im Grunde genommen haltloser Blödsinn ist.

Ich erfuhr von der Geschichte erst recht spät. Denn als Zonenkind wuchs ich zwar mit den Büchern von Aleksandr Melent’evič Volkov auf, aber von einem Lewis Carroll hatte ich bis 2002 keine Ahnung. Natürlich wusste ich von dem Disneyfilm »Alice im Wunderland«, aber wenn man diese Zeichentrick-Musicalklassiker nicht aus seiner Kindheit her kennt, so hegt man wenig Ambition in diese mit einem Alter von über 10 Jahren erstmals zu sehen. Natürlich begegneten mir nun so einige Disneyfilme und ich übte mich einige Zeit auch darin das Jauchzen eines Tiggers zu imitieren, aber das ist ein anderes Thema.

»Alice im Wunderland« und »Alice hinter den Spiegeln« waren für mich nach dem ersten Lesen keine Kinderlektüre, sondern eine Offenbahrung. Vor allem nachdem ich das Begleitbuch »Alles über Alice« in die Hände bekam. Ein gekonnt recherchiertes Machwerk, das hinter jedem Metapher bzw. hinter so manchem Vers plötzlich einen tieferen Sinn und eine biografische Anspielungen aufzeigte. Natürlich ist es nicht neu zu erfahren, dass Charles Lutwidge Dodgson in dem Buch seine Leidenschaft zur Logik verarbeitete. Aber es faszinierte mich zunehmend, dass auch Anekdoten aus seinen Universitätstagen und allerlei Anspielungen auf die Sitten und Gewohnheiten des viktorianischen Englands in den Büchern unterkamen, die so kurz angeschnitten wurden, dass man sie heute gar nicht mehr wahrnimmt. Zumindest wenn man nicht darauf hingewiesen wird.
Zudem faszinierte mich die Eigenschaft des Buches als Episodenroman. Jedes Kapitel verschlägt einen in eine komplett andere Welt. Losgelöst vom vorhergehenden Geschehen und der Möglichkeit zur Spekulation auf das nächst kommende beraubt, geleitet die Geschichte aber dennoch dem roten Faden entlang. Und lässt den Weg von Alice nicht in den Wirrungen der Zusammenhangslosigkeit versinken. Dieses stellt für mich auch den Kritikpunkt an den Filmen dar. Es gibt wirklich gelungene Verfilmungen, das möchte ich nicht in Frage stellen. Aber keine Verfilmung, von der ich wüsste, nahm bis jetzt die beiden Bücher als hermetisch abgeschlossene Geschichten ernst. Auch wenn das jetzt blöd klingen mag, aber das Wunderland ist nicht das Land hinter den Spiegeln. Man kombiniert ja auch nicht ein Kartenspiel mit dem Schachbrett. Auch wenn der Hutmacher in beiden Welten allgegenwärtig ist, so ist er doch der einzige Charakter und damit, neben Alice, die einzige Parallele.
Alice ergeht es wie Faust. Der erste Teil ist in aller Munde und zu dutzenden aufgegriffen sowie verarbeitet. Aber den zweiten Teil kennen nur wenige. Man kennt den weißen Reiter und die weiße Königin. Kennt das masochistische Ei auf der Mauer, die recht bekloppten Zwillinge und den Jabberwock…aber wer kann sich spontan an die Geschichte erinnern?

Für viele wird dieses ein Kinderbuch bleiben, manche halten es auch für Kinder unzumutbar. So las ich den Kritikpunkt des Realitätsverlustes und der Brutalität. Ich hoffe, dass jene kritische Stimme nicht gleichzeitig Grimms Märchen lobt. Für viele bleibt die Geschichte um Alice einfach nur ein Film und für viele eine abstruse Aneinanderreihung von verwirrenden Begebenheiten, Figuren und Sätzen. Für mich ist dieses Buch eine Hommage an die Phantasie. Und ein Zeichen dafür, dass kindliche Verspieltheit, beschönigende Dramatik und surreale Logik mehr entstehen lassen können als Kitsch. Ein Buch, bei dem ich mich immer wieder frage, warum es nicht zur Standardschullektüre wurde.
Ich für meinen Teil werden mir demnächst die englische Version des »Alles über Alice« zulegen und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich habe wieder die Randbemerkungen, ohne dafür mittlerweile eine Unsumme ausgeben zu müssen und besitze die beiden Geschichten endlich als englischsprachiges Original.

Lewis Carroll
Charles Lutwidge Dodgson zwischen vier Kindern der Familie MacDonald, links Louisa MacDonald

Lewis Carroll Society of North America
Wikipedia antwortet: Lewis Carroll

[ Bildquelle: http://www.linesandcolors.com | http://georgemacdonald.info ]

2 Gedanken zu „Tag 3 – Dein Lieblingsbuch

  1. Und was will der Künstler jetzt damit sagen? Wo liegt der Kontext dieser Aussage? Die Belegung, Begründung und der Beweis.
    Zur Interpunktion dieses Kommentars kann ich nur sagen, dass dieses auch zu wünschen übrig lässt. Doch mach dir keine Gedanken. Mir ist es gleich.
    Es liegt auch nicht in der Motivation meiner Wortwahl, allen Deppen gefällig zu sein, sondern nur mir zu genügen.

    Ich gebe ein paar Tage Zeit, dannach erhebe ich diesen Kommentar zur ungehobelsten Spam, die mir bis dato je unterkam.

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