Kinderschutz fängt bei der Verhütung an

Photobucketacht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommen die Herrn der Herrlichkeit. Die apokalyptischen Wächter von Moral und Sitte, die Herbergsväter unserer Nation und Hüter des Heiligen Grals unseres aussterbenden Volkes.

Aber was sag ich »Volk«; ist jener Wortlaut doch viel zu banal für die geltende Situation. Handelt es sich, ganz objektiv gesprochen, um nichts Geringeres als das Aussterben der Deutschen Rasse. Denn wenn schon im aufrüttelnden O-Ton, dann richtig. Und da sind sich alle einig. Frohlocken im Rausche sowie im Rauschen der Sozialisierung und verbrüdern sich im geistigen Bunde zur geistlosen Bande.
In dem sich auch der letzte kulturlose Schläger zum heiligen Lamm der Menschlichkeit erheben kann. Die letzte Pädagogin im Zuge ihres neuentdeckten Moralfaschismus das Rutenbündel schwingt und das bescheidene Väterlein sich zum Oger gebiert. Zu den Schlächtern der Schlächter. Und den Kindermördern unter Kinderschändern. In vermeintlich gutbiblischer Tradition des Auge um Auge. Und Zahn um Zahn. Auch wenn sie damit schon schier zahnlose Bestien reißen.

Man will dem Schreckgespenst an die Eier, bevor es dem Stammhalter an die selbigen geht. Oder der kleinen Prinzessin an die jeweiligen Stöcke. Man will ein Exempel statuieren, abschrecken, man will rächen und strafen. Will gleiches mit gleichem vergelten und seiner Wut freien Lauf lassen. Doch eines will man nicht. Man will nicht helfen. Will nicht verstehen, nicht lindern und auch nicht verhindern.
Denn würde man das wollen, so würde man nicht im freudigen Eifer den Rattenfängern ins Netz gehen. Würde nicht mit überzeugtem Nicken deren Parolen und Agitation absegnen. Und ein »Todesstrafe für Kinderschänder« für die lieblichen Flötentöne halten, denen es mit blinder Freude zu folgen lohnt.

Und damit den Bauernfängern ins Netz gehen, denen die Kinder völlig scheiß egal sind. Jene, die liebend gerne differenzieren und ein »Die Welt gegen Kinderschänder« mit der Deutschlandfahne hinterlegen. Damit auch der grenzdebile BILD-Bildchenbegaffer bestätigt bekommt, dass man bei den Kindern das Attribut »Unsere deutschen« nicht noch extra erwähnen muss. Könnte ja sonst fast anstößig sein, schier anmaßend. Und das will man ja nicht. Man will sich ungestört seiner moralischen Überlegenheit bewusst sein. Und wenn man dabei ein paar Fakten verdrängen muss; ist ja zum Wohle unserer Kinder. Und nur dieser. Andere Kinder interessieren natürlich nicht. Warum auch. Und davon mal abgesehen, wer ist schon gerne 24 Stunden am Tag betroffen. Wer denkt beim Zeugen neuer Thronfolger gerne an die minderjährigen Minenarbeiten irgendwo im fernen Osten. Wer beim Jahrmarktsbesuch an die Kinderarmeen, die irgendwo weiter westlich durch sandige Steppen stapfen. Beim Familienfeste an die Baumwollpflücker, Ernter oder Schlepper. Und wer beim Wochenendeinkaufsbummel an all jene, die für eine Hand voll Reis am Tage das in Fabrikhallen leisten, was der verzogenen Göre schon innerhalb einer ganzen Woche zuviel wird. Natürlich niemand.
Aber jeder denke mit Bestürzung an die lüsternen Blicke, die hinter jeder Väterchenbrille aufblitzen. Die durch Büsche oder Kaufhausplastikflora lugen und den Kleinen an die Wäsche wollen. Denkt an all die dämonischen Testosteronträger, die überall wimmeln, sich unters Volk mischen. Diese sind eine Gefahr für Leib und Leben des deutschen Kindes. Das sind die Dämonen unserer Welt. Die Seelenfresser und Unmenschen, das Ungeziefer der Zivilisation. Die Wichsflecken in unserer schönen heilen Welt. Der Dreck an den Scheuklappen. Welcher droht ein Loch hineinzufressen, durch das man womöglich noch auf den Abschaum aufmerksam gemacht werden könnte, der nicht nur einem Kind seine Kindheit raubt, sondern Millionen von ihnen. Dessen Trieb sich nicht der Einfachheit halber rein sexualisieren lässt, sondern in kapitalistische Untriebe rutsch und von jedem freudig mitunterstützt wird, der so aufblühend nach dem Schutz des Kindes und der Vernichtung deren Schänder krakeelt.

Denn es geht hier nicht um Bestürzung. Nein, man will keine Anteilnahme üben. Denn Übung ist mit Arbeit verbunden und sei es nur der geistigen. Man will sich nicht mit dem Tatbestand auseinander setzen. Man will das serviert bekommen, was man tief in sich, in seinem niedrigsten Instinkt, denkt. Und nun erleichtert darüber ist, dass es noch genügend anderen Vernunftprolls gibt, die ebenso denken. Heiligt die Masse doch die Mittel und schreibt sich der Schwarm doch die Intelligenz auf die nachwehende Fahne. 1.000.000 Fliegen können nicht irren.
Man will nur eines: Die Sünde brennen sehen. Man will das tun, was für den wütenden Pöbel schon seit Jahrhunderten den Erfolg einbrachten. Man will lynchen, steinigen, den Scheiterhaufen herrichten und all das aus dem Leben vernichten, was man aufgrund der eigenen Unwissenheit zum Dämon aufgeblasen bekommt. Ohne zu merken, dass man beim Abstauben des Schafotts selbst mit dem Hals unter dem Fallbeil steht.
Man will Blut sehen. Mehr nicht. Der dumpfe Trieb des animalischen. Den man in der eigenen wortarmen Schönheit mit der Rettung und dem Schutze der Zivilisation verklärt. Ohne zu verstehen, dass man eben jene Zivilisation damit in ihrem eigenen Blute ertränkt.

Man will nicht helfen, will nicht Anteil nehmen. Warum? Weil es im Inneren des Herzen nicht interessiert was den anderen geschied. Weil die Bequemlichkeit zu groß ist, um sich einzugestehen, dass das Engagement für die Masse im Grunde nur eine Beschönigung für eine Tat aus reinem Egoismus ist. Wollte man wirklich helfen, so würde man die Täter liegen lasse. Diese nicht beachten, da es bei diesen nichts zu beachten gibt. Würde diese der Gerichtsbarkeit überantworten und nicht dem eigenen billigen Rachegedanken. Denn man bräuchte jeden Gedanken für die Opfer. Jedes Wort für diese denen es zu helfen gibt. Und zwar auf beiden Seiten. Die objektive Vernunft erkennt die Opfer auf beiden Seiten. Der blinde Hass pauschalisiert jeden zur Bestie. Sowie die Dummheit, die Ignoranz und der Mangel an Menschlichkeit von sich behaupten können, die Wahrsprechung der Gnadenverteilung für sich gepachtet zu haben.
Würde man sich ansonsten dadurch profilieren wollen, dass man nur gegen Täter hetzt. Während die Opfer weiterhin gebrochen in der hintersten Ecken sitzen. Nur damit man anschließend mit stolz geschwellter Brust zu ihnen gehen kann, über den Kopf streichelt und zwitschert: „Da schau, der Täter baumelt am Baume und damit wird alles wieder gut.“. Während man die Hochöfen für jene errichten lässt, die aufgrund der Gewissheit ihrer Neigung um Hilfe ersuchen.

Nein. Man würde keinen verdammten Gedanken an die Täter verschwenden, würde die Opfer nicht mit aufgezwungenem Beileid erdrücken und ihnen die allgegenwärtige Opferrolle aufzwingen. Sie dazu nötigen, ihr Leben lang Opfer zu bleiben.
Man würde ihnen nur zuhören und die richtigen Worte finden, anstatt für sie in Phrasen der Portionsbetroffenheit zu schwadronieren. Hilfen zur Selbsthilfe würden entstehen. Für die Opfer von Tätern und die Opfer vermeintlicher Täterschafft. »Kein Täter werden«-Programme würde die gleiche gesellschaftliche Duldung erfahren wie der Club der anonymen Alkoholiker. Schon einmal von so etwas gehört? Nein, warum auch. Sind ja alles Bestien. Die es freiwillig aus Lust und Laune machen. Aus Spaß. Alle wie sie existieren. Alles extrahieren. Terminieren, kastrieren, erschlagen und vergasen. Es geht doch nichts über ein einfaches Weltbild.
Ein »Ich bin trocken und möchte es bleiben« wird akzeptiert. Ist ja nur Alkohol gewesen und derjenige krank. Immerhin braucht man vor einer alkoholisierten Person keine Angst zu haben; diese tun ja niemanden etwas. Und was ist Pädophilie? Ein Hobby vielleicht. Es ist nicht einmal eine Krankheit, es ist ein Trieb. Ein Gedankenkonstrukt, das derart tief in der Persönlichkeit verwoben ist, dass dieses weder vollständig therapiert, noch geheilt, noch abgeschreckt werden kann. Eben ganz der Trieb. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist ebenso wie die Vorliebe für blonde, für ältere, für gleichgeschlechtliche, für andersgeschlechtliche Menschlinge. Ist ebenso wie das Bewusstsein des falschen Körpers oder das tief verwurzelte Bewusstsein zur eigenen Sexualität und dem eigenen Geschlecht. Es ist das gottverdammte Dasein. Und möchte dieses sorgenfrei ein lebenlang unterdrücken, der werfe die erste Barbiepuppe.

Wie boniert und primitiv muss man im Geiste gestrickt sein, um Menschen, die ihr Leben lang dieses Bewusstsein sedieren müssen, zu verurteilen? Wie gelangweilt, um jene, die an jener Unterdrückung ungewollt scheitern, derartige Hasstriaden entgegen zu spuken. Anstatt dafür zu sorgen, dass auch diese ihr Leben überstehen können. Dass die Opfer ihr Leben wieder in die richtige Bahn bringen können und das jene, die sich mit Überzeugung dieser Neigung hingeben, abgeurteilt werden. Im Sinne von Recht und Zivilisation. Opfern wurde etwas genommen. In diesen ist etwas gestorben. Und als ob man dieses mit einem weiteren Tod zurück bringen könnte.

Darum geht es auch gar nicht. Weil die Opfer nur unbekannte Namen hinter fremden Gesichtern sind. Dafür kann sich keiner begeistern. Die Täter ebenso. Abgesehen davon, dass nur ein geringer Teil der Vergewaltigungen von Fremden ausgeübt wird. Das Trugbild des Jägers und Sammlers, welches eingeimpft wurde, schwankt, wenn man erkennen muss, dass diese Gewalttaten zumeist im engen Bekanntenkreis geschehen. Im Freundeskreis, innerhalb der Familie. Der eigenen Familie? Todesstrafe für den geliebten Onkel oder den eigenen Bruder?
Bei anderen Menschen ist das so angenehm einfach. Ebenso bei anderen Opfern. Schließlich nimmt man diese nur als Personifizierung der eigenen Angst wahr. Was denen widerfuhr kann auch mir passieren. Das ist der Punkt. Nicht die Anteilnahme, sondern die Angst vor dem Schicksal am eigenen »Fleisch und Blut«. Deshalb schreit man laut nach Maßnahmen, nach Sanktionen und Abschreckung. Man will nur seinen eigenen Hintern gerettet sehen oder zumindest den des Kindes. 1.000 anderer Mütter von Straftätern in noch größeres Unglück stürzen, Hauptsache man selbst kann als Mutter wieder ruhiger schlafen. Was für eine Logik. Ebenso überzeugend, wie der Wahn, dass ein Minirock oder tiefer Ausschnitt sogleich als nonverbale Begattungseinladung zu verstehen sei.

Oder das beliebte Argument: »Du kannst erst mitreden, wenn du selbst Kinder hast.«. Am besten noch von Gestalten, die bierbäuchig jeden Abend den Schiedsrichter vor der Fußballübertragung mimen, ohne in ihrem Leben jemals auch nur 100 Meter über den Sportplatz gerannt zu sein.
Seit wann braucht es für das Denke in die Richtung des minimalen Sachverstands Kinder? War ich doch immer der Meinung, dass dafür die Vernunftbegabung genüge, die uns angeblich innewohnt. Oder kann man mit Kindern umso besser mitreden, da dann die Vernunft aussetzt, vom Schleier der Emotion umgarnt wird und somit anfällig für das Flötenspiel der Rattenfänger wird. Dann sollte dieses aber auch ehrlich bekannt werden. Sodass ich dann gerne zugeben kann, dass trockene kinderlose Rationalität dort fehl am Platz ist, wo für den emotionalen Rachegedanke gepachtet wurde.

Sollte dem so sein, dann bleibe ich lieber kinderlos, aber dafür klar bei Verstand. Denn wo dumpfe Polemik regiert, bleibe ich lieber alleine. Dort wo man weiterhin der Tradition von Lynchjustiz und Hexenverfolgung frönt. Dort, wo in den Köpfen vieler erneut eine Kristallnacht in schönsten Facettenfarben glitzert. Dort wo der Mopp mit debilen Grinsen und der Stirn gegen die Grundpfeiler der Zivilisation schlägt. Dort, wo das Volk einerseits auf das Land scheißt, aber bei solchen Parolen der braunen Meute um den Hals fällt. Dort liegt der Kinderschutz darin, dass man sich keine anschafft.

2 Gedanken zu „Kinderschutz fängt bei der Verhütung an

  1. Danke fürs schreiben. Hab den Blog gefunden indem ich nach Seelenthron’s „Heimkehr“ Lyrics gegooglet hab aber viele Posts sprechen mir aus der Seele. Freue mich ab jetzt zur Leserschaft zu gehören. Alles gute.

  2. Von Seelenthrons Heimkehr hierher gefunden. Interessant.

    Vielen Dank für die Worte, doch ich fürchte, dass es hier nur eine Reise in die Vergangenheit geben wird. Der Blog liegt brach, verwildert und offenbart sich alleine noch alljenen, die ihn finden wollen.
    Und ich bin mir momentan nicht einmal mehr sicher, ob sich das jemals wieder ändern wird.

Schreibe einen Kommentar