Gehetzt wie ein Tier

Sie wollen uns jagen und hetzen;
quer durch Feld und Wald.
Unsere Haut mit Kugeln zerfetzen.
Hört nur, ihr Kampfruf erschallt!

Mein Freund, plötzlich streckt es ihn nieder.
Er schreit, zuckt noch am ganzen Körper.
Ich weiß, ich sehe ihn nie wieder;
ein weiterer Sieg dieser barbarischen Mörder.

Verdammt, ich kann ihn nicht retten.
Es würde auch nichts nützen,
da die sonst uns beide hätten…
Auch ich will nur mein Leben schützen!

Im Lauf drehe ich mich noch einmal um;
soviel Zeit muss ich einfach haben.
Die Hunde auf ihm bringen ihn endgültig um.
Nein! Ich kann den Anblick nicht ertragen!

Ich hetze weiter durch den Wald;
verstecken hilft einem nicht.
Sie lauern dann im Hinterhalt
und zielen dir auf das Gesicht.

Ich flüchte weiter; trockener Speichel klebt im Mund.
Meine Glieder schmerzen; sie sind am Erschöpfen.
Doch würde ich langsamer erfasst mich der schnellste Hund!
Reißt mich, bis zur Erlösung von diesen…Geschöpfen.

Ich höre ein Donnern hinter mir, wieso tun sie das nur…
Ich hoffte noch, daß ich einen Treffer vermeide,
da streifte es pfeifend schon mein Ohr;
Schmerz pulsiert auf linker Seite.

Jetzt kann ich nicht mehr entkommen,
das Blut verrät nun meine Bahn.
Vom Schmerz die Sinne leicht benommen,
rase ich im wirren Zickzack….wie im Wahn.

Gerne würde ich nach Hause, zu meiner Geliebten.
Doch wie soll ich es schaffen dort hinzukommen?
Die Männer würden dann auch sie kriegen;
meine komplette Familie würden sie bekommen!

Nein, ich lasse das nicht zu! So schnell geb’ ich nicht auf!
Lebendig kriegen, dies könnte euch so passen,
noch gehorchen mir meine Beine und ich nehme nur meinen Tod in Kauf…
Wenn ihr wüßtet, wie sehr wir euch hassen!

Die Jagt scheint nun zu Ende…
Verdammt, ich dacht ich kenne mich hier aus!
Vor mir eine Schlucht und keine Chance zur Wende.
Was soll es, lebend komme ich eh nicht nach Haus.

Da…die Männer sind schon angekommen;
die Hunde brav hinterher getrottet.
Seid stolz, ihr habt mir mein Leben genommen!
Wie sportlich, Sieben gegen Einen, hinter dem Gewehrlauf abgeschottet…

Ich bleibe stehen und warte knapp,
ob wimmern oder flehen wohl etwas nütze?
Das Ende rückt näher, meine Zeit versiegt, läuft ab.
Sieh an, bin schon im Visier von einem grinsenden Schütze…

Ich wanke zurück, bleib´am Schluchtrand stehen
und lasse mich fallen, die Hunde jagen hinterher.
Allen Zweibeinern konnte ich entgehen,
nur nicht dem Schuss aus einem Gewehr.

Steinig holpernd schlug er auf und überschlug sich weiter.
Nicht sehr tief, doch fand man ihn mit tödlicher Wunde.
Die Meute blickte zu ihm nieder und schwatzte heiter,
gratulierten sich männlich und kraulten die Hunde.

Die Glieder zerbrochen, der Kopf hängt quer,
während das letzte Blut seinem Körper entweicht.
Genau wie der letzte Rauch aus dem Gewehr;
für den schnellen Tod des Tieres hat es ausgereicht.

Keiner erweißt ihm Respekt, keiner wird es begraben.
Sie werden es ausweiden; es vielleicht kochen
oder es verkommt, wie so viele, als Wildbraten
und als Trophäe an der Wand: seine Schädelknochen.

Guldhan (2000)

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