Gothic Friday – Januar: Wie bist Du in die Szene gekommen?

So sei es. Auch ich komme dem Ruf des Spontis nach und setze ich mich in die Gedankenbahre. Auf den Weg zurück zur Jugendzeit. Im Grunde war diese Jugend durchzogen von einem Musikstück, dessen Atmosphäre mir selbst jetzt noch als alterungsreifer zynischer Sack nahe geht:
 
Step by step. Heart to heart. Left, right, left.
We all fall down. Like toy soldiers.
Bit by bit. Torn apart. We never win.
But the battle wages on.
For toy soldiers.
– Martika -Toy Soldier
 
Oder bleibe ich einfach hier und lasse die Jahre, die schon kaum mehr auffindbar sind, auf dem Schrottplatz der Vergangenheit liegen. Nun, ich komme dem nach. Muss dem nachkommen, auch des Selbst willen. Ist doch die Vergangenheit die tragende Brücke zwischen Leben und Persönlichkeit. Das kurzlebige Elemente, dessen Einwirkung uns ein lebenslang begleitet.

Somit heißt es nun, Licht aus, Kerzen an und konzentriert. Um zu jenem Gleis im Netzwerk der Synapsen zu gelangen, das mit dem Nachtexpress zurück zur Vergangenheit eilt. Dabei wird man womöglich so manch eine Station in der Dunkelheit übersehen. Aber dennoch den Eindruck bekommen, den die hell erleuchteten Großbahnhöfe liefern. Diese Bollwerke der vergangenen Ereignisse, denen ich jetzt wieder begegnen werde. Mit der Musik von damals. Musik als den Schlüssel für den Zeitsprung. Musik, die so faszinierte, dass sie innerhalb eines Zeitraums der Endlosschleife im Abspieler standhalten musste. Und dadurch unmerklich mit der damaligen Atmosphäre verschmolzen wurde. Gierig saugte sie Emotionen, Ort und Wahrnehmung auf und speichert dieses. Um genau dieses Empfinden beim nochmaligen Hören abzugeben und sei es auch Jahrzehnte später. Man schmeckte erneut das Damals. Die Prise der Erinnerung. An das Jahr 1992, den März. Als ich sagte: Jetzt werde ich Gothic.

Nein, das sagte ich nicht. Im Grunde sagte ich dieses bis heute nie. Damals, weil mir dieser Begriff so völlig undefiniert im Raum stand. Als leeres Wort, ohne Bedeutung, ohne Zusammenhang und damit ohne Zweck. Heute, da ich nun weiß, wie sich das Allgemeinwohl des Gothic definiert und dieses nicht meiner wirklichen Intention entspricht. Aber vor allem, da sich die andere Allgemeinheit an dem Wort entlang hangelt, um damit eine komplette Szene zu benennen. Deren Komplexität, wie auch bei manch anderen »Jugend«kulturen, ganze Buchbände füllen kann. Aber Desinteresse und Unwissenheit komprimieren gern die Fakten. Vereinfachen sie so stark, bis sich der kümmerliche Rest an Information wohlwollend merken lässt. Somit ist DarkWave gleich Gothic.
 
»Ah schau Batcave« – »…nein Gothic«
»Aber dort EBM« – »…ähm, Gothic«
»Und hier Industri…« – »Nein auch Gothic«
»Mittela…« – »Ja, Gothic« – »Sowiso…«
»Aber hier Neofolk… Nein, in Ordnung: Nazigothic«
»Und da schau an, ein Gothic« – »Sag, ich doch: Gothic. Ich kenne mich aus, nicht wahr«
 
Somit sagte ich nie »Ich bin, werde oder werde gewesen sein« zu Gothic. Auch kann ich, wenn ich nun geduldig zurückblicke, gar nicht mehr sagen, wann es wirklich geschah. Es schlich sind ein und wurde irgendwann wahrgenommen. Aber das Wie und das Warum sind noch fragmental erhalten geblieben und sollen nun im bleibenden Wort verankert werden.

Gothic Friday Es war Anfang 1990 und ein Jungspund in Anbahnung der ersten Pubertätswirrungen hörte Projekt Pitchforks Dhyani sowie Das Ichs Satanische Verse und er war begeistert. Seine Cousine brachte es vorbei. Zumindest Pitchfork. Ob beiläufig oder euphorisch kann ich nicht mehr sagen. In erster Linie war es auch für meinen Bruder bestimmt gewesen, der damals auch schon ein paar Kaliber älter gewesen war als ich. Allerdings gilt unter Brüdern das ungeschriebene Gesetz: Was der eine hat, das kann dem anderen nicht vorenthalten werden.

 

Wie meine Cousine allerdings dazu kam, uns plötzlich Pitchfork anzuschleppen, kann ich ebenfalls nicht beantworten. Es hatte mich auch nie interessiert, sodass ich auch nie danach gefragt hatte. Sie hatte es einfach und das war für mich schon alles, was ich zu wissen brauchte. Vielleicht war es bei ihr ein evolutionärer Sprung oder ein persönlicher Therapieversuch, um sich von ihrem Depeche-Mode-Wahn zu lösen. Oder diesem zumindest gelegentlich entgegenzutreten. Denn selbst zehn Jahre später wurde zu jeder dahingehenden Clubparty gepilgert. Und es sammelten sich noch immer die Alben, von denen wohl nicht einmal Martin Gore persönlich wusste, dass es diese gab. Selbst im Jahre 2001 stauten sich noch immer die VHS-Kassetten. Diese Plastikquader mit den Magnetstreifen drinnen. Wer es nicht kennt, kann im technischen Museum danach fragen. Dutzende Bänder zu ein und demselben Auftritt staubten munter der Zeit entgegen. In sich eine Aufnahmequalität tragend, die heute jedes noch so verkorkstes YouTube-Livevideo zu einem hochauflösenden Meisterwerk erklären könnten. Begründet wurde dieses Sammelsurium meist mit dem Argument, dass allmählich zum Running Gag unseres Kreises wurde. »Aber diese Aufnahme ist von 12 Metern weiter links gemacht worden. Da sieht doch alles gleich ganz anders aus« Gäbe es von Depeche Mode ein Web-Archiv, die Sammlung meine Cousine und wohl auch die Sammlungen der ganzen anderen Groupies, würden die Zettabyte-Server sprengen.
 
Aber Depeche Mode war mir gleich. Ich kannte von denen die maschinell hämmernden Klassiker der 80´er Jahre und das genügte mir. Ich besaß meine Einstiegsdrogen Project Pitchfork und Das Ich und war selig. Was mich daran so faszinierte war der Kontrast, den diese Musik ausstrahlte. Diese Verbindung, die für mich aus jüngster Vergangenheit und damaliger Moderne geknüpft wurde. Man muss dabei bedenken, dass ich im besinnlichen Ostthüringen aufwuchs. Ostberlin, das kulturell von Westberlin gefüttert worden war, war ebensolche Utopie wie das komplette Westdeutschland an sich. Man saß im Grunde unter der Käseglocke des Kulturdezernates der Deutschen Demokratischen Republik, obwohl wir schon wussten, wie wir trotz des auferlegten Gleichschrittes auch einmal aus der Reihe tanzen konnten. Jedoch wurde die Rebellion unter Zuhilfenahme von Produkten des NSW (Nicht sozialistischer Westen) bzw. überhaupt der ganzen Rotte von imperialistischen Kriegstreibern dieses Planeten, härter gestraft, als nur mit bösem Lehrerblick. Schulverweise aufgrund des Tragens von Lederhosen sind dabei kein Hirngespinst.
 
Wie dem auch sei. Für mich war in den 80´ern die damalige Musik das Tor zu Welt. Alles was durch die Mauer sickern konnte und dabei sogar bis in den Osten Thüringens gelangte, wurde begeistern empfangen. Zumindest wenn es gefiel. Und wenn ich da an Interpreten wie Talk Talk, Eurythmics, Martika, Erasure, Pet Shop Boys und viele andere denke, so kann ich auch heute noch sagen, dass die 80´er in Sachen Popmusik ein sehr edles Jahrzehnt gewesen waren. Stellenweise sogar von ihrem Auftreten her und Martika war damals überhaupt geil gewesen… aber lassen wird das.
Mein Musikgeschmack von damals war hauptsächlich syndigeeicht. Wohl einer der Gründe, weshalb auch das Phänomen des NDW nicht spurlos an mir vorüber ging. Auch wenn ich mich dabei im Gegenzug nur noch an wenige Stücke gerne erinnern möchte. Meine erste CD nach Anschluss an den goldenen Westen war übrigens Chorus von Erasure. Ertönt gegenüber der Neuen Deutschen Welle auch heute noch gelegentlich in den Kopfhörern.
Dementsprechend groß war jedenfalls die Enttäuschung, als plötzlich ein anderer Wind in meine neue BRD-Heimat wehte und meine Generation zu fangen vermochte. Techno, Rave und House waren die Rattenfänger in den Musikläden. Alle fanden das gut. Alljene zumindest, die in meiner Schulklasse nicht auf Rock oder Poprock oder Rockpop standen, hörten das Zeug. Selbst ich. Noch heute finden sich Reliquien von alten Kassetten… nein nicht die großen, die kleinen zum wenden… die Technoaufspielungen besitzen. Dieses hämmernde, hektische, monotone wie minimales Zeug ohne Inhalt. Ich war aber Inhalte und Klang gewöhnt. Musik, die sich aufbaut, sich beim hören entfaltet und nicht mit den ersten zwei Sekunden dessen Verlauf und dessen Ende schon erklärt hatte. -Einer der Gründe, weshalb ich dem heutige Dunkel-Teenie-Elektro soviel Verachtung schenke- Schließlich hatte ich doch von Alphaville gelernt, dass Musik trotz alleiniger Rhythmusorientiertheit auch vielschichtig und klangvoll sein kann. Verstand ich doch durch Falco, wieviel Aussagekraft ein Lied haben kann, wenn es selbst bei unproblematischer Wortwahl verboten wurde. Auf dieses zielte diese neue Kultur jedoch nicht ab. Wer das suchte, der wurde bitter enttäuscht. Aber der wurde auch wieder fündig. Wenn er Glück hatte. So wie ich mit Souls / Island und sämtlichen anderen Vertretern dieser Gattung, die ich damals langsam als DarkWave verstehen dufte.
 
Wer hätte damals gedacht, dass diese Szene, dieses Schlupfloch, knapp 13 Jahre später der gleichen Enttäuschung standhalten musste, wie damals die Tekkerwelle. Ich nicht, mir war es damals auch gleich. Rückblickend war mir damals so manches gleichgültig. Bis auf mein Lauschgift. Ich besaß wieder etwas, das sich innerhalb der Kopfhörer zu einem Mikrokosmos der Musik entfaltete. Hintergründliche Klänge, die sich nur dann zeigten, wenn man sich genau darauf konzentrierte, das war fantastisch. Verbrachte ich so manche Stunden am Wochenende einfach damit, dass ich auf dem Bett lag, über die Ohren Kopfhörer stülpe und mich leeren Blickes den Klangmustern hingab. Das Kopfkino anwarf und mein Umfeld ignorierte. Ein Hobby, das bis heute gleich blieb. Nur dass aus dem Bett die Straße, die Trams oder das Studio geworden waren. Ich versank in der Musik. Dazu noch Texte. Inhalt, den ich zwar damals nicht auf Anhieb verstand, der aber in einem solch dankbaren Schulenglisch verfasst worden war, dass es mir gelang, nachmittags mit Englisch-Deutsch-Buch dazusitzen und allmählich die Gestalt des Liedes freizulegen. Mit derselben Ehrfurcht eines Archäologen, der die Scherben für ein Gefäß freilegt und dieses wieder zusammensetzt. Auch wenn ich damals noch über diverse Phrasen stolperte, deren Sinn sich einer wortwörtlichen Übersetzung entzog. Wie beispielsweise »Kiss me goodbye« What the fuck?
 
Doch zurück zum Einstieg. Umso dankbarer war ich, als mich mein Bruder mit neuem und dieses Mal leicht verständlicherem Material versorgte. »Hör dir das mal an« Waren die Worte, bevor ich im Wohnzimmer meiner Eltern stand. Genau zwischen den Boxen und mit geschlossenen Augen die Wahrnehmung auf Der Spiegel von Goethes Erben fixierte. Wenn ich meine Gedanken von damals in meine heutige Sprache übersetzen wollte, so würde ich sagen: »Was für eine genial kranke Scheiße« Es dauerte nicht lange und ein ähnliches Projekt sagte »Hallo« Ein ausgedünntes Männlein, dass damals dem heutigen Gollum nicht unähnlich sah, nannte sich Das Ich. Und nachdem dieser seine Stimme in metaphorischer Gewalt aus meinen Boxen wüten ließ, wusste ich, wo ich angekommen war. Und das ich mich dort wohlfühlen würde. Eine alte Kassette zeugt noch von der Suche. Auf Seite A rummpelt diverses an Techno. Die abgenutztere Seite B war hingegen mit Gottes Tod, Io und ähnlichem vollgepackt.
Ich entkam dem bunten Rattenfänger und ging den »Dark Ones« ins Netz. Dankbar ins Netz. Ab dem Zeitpunkt, wir schreiben das Jahr 1994, ging es recht schnell. Und man begann den Freundeskreis zu infizieren. Sodass sich jeder nach und nach seine Nische suchte. Alben mit interessantem Namen und nettem Ruf orderte und man sich so nach und nach ein breites Spektrum an Hintergrundwissen aufbaute. Mal hier fragte, mal dort mithörte. Jeder tauchte mit jedem. Man traf sich zu Abenden mit Konsolen und Pizza. Stimmte über die Hintergrundmusik ab und begann sich auch darüber auszulassen. Alben gingen durch die Hände, durch die Abspieler, wurden bei Gefallen auf Kassetten geworfen oder bei Faszination gleich zur Monatsmitte mitbestellt. Man pilgerte zu Festivals, sah dort Bands auf der Bühne hüpfen und spürte die Innereien durch unterschwellige Bässe verkrampfen. So fand man zu immer neuem Stoff. Wie beispielsweise Cat Rapes Dog und Calva Y Nada. Beide Projekte mögen in Frieden ruhen. Man stöberte weiter in den Katalogen, die nun regelmäßig im Briefkasten lagen. Der Infrarot wurde das Portal zur musikalischen Parallelwelt. Später auch Plattenbörsen und natürlich die Stände auf Festivals. Aber wer nun nach dem Internet fragt, dem sei gesagt, wir reden hier nach von einer Zeit um 1996…in ostdeutscher Provinz.
 
Ab und zu wurde man auf den Börsen von der Seite angerempelt und jemand hielt einem eine CD vor das Gesicht, »Kennst du das, das klingt wie…«. Oder der DJ lotste zum Pult, stülpte einem die Kopfhörer über die Schädel und meinte »Ist das nicht geil. Klingt wie…«. »Klingt wie« war zum Schlüsselreiz für die Kaufhandlung geworden. :Wumpscut: klang wie Cat rapes Dog, Leæther Strip klang wie :wumpscut:, Suicide Commando sowieso und DIVE ist überhaupt geil. Jenes zu der Zeit ins Gehör krachende Feindflug brauchte ohnehin nicht lange, um bald auch im eigenen Briefkasten zu landen. Allem, was wie ein liebgewonnenes Stück Knusperbass klang, wurde sofort die gleiche Genialität unterstellt, wie dem vermeintlichen Klangvetter. Rückblickend muss ich auch sagen, dass man sich dabei nur selten geirrt hatte. Seltener bei Empfehlungen reinfiel als heute.

 

So war es die Musik, deren Inhalt sich wie eine Schablone auf mein Selbst gelegt hatte. Und deren Inhalt, der im Grunde die gesamte Szene darstellte. Man wurde nicht so verquer im Kopf, weil man über Jahre hinweg diese Musik und Szene konsumierte. Sondern man stieg begeistert ein, weil man schon im Ansatz so verquer im Kopf gewesen war. Natürlich funktionierte das neue Umfeld als Katalysator. Man sah Dinge, die gefielen. Kaufte T-Shirts, kaufte Hosen, kaufte Docs und hasste Docs. All die Narben auf meinen Füßen verdanke ich Docs. Keine Undergrounds, London Bondage, Black & White Boots oder Rangers sorgten so für abgeriebene Haut wie diese elenden Gelbnahttreter. Jedenfalls sah man im Spiegel plötzlich das Ebenbild der Szene, ohne es bewusst darauf angelegt zu haben. In der Schulzeit, die noch bis 1996 andauerte, wurde sich kaum einem Wandel unterzogen. Dahingehend bin ich auch über das rare Bildmaterial der damaligen Zeit froh. Die Schuhe blieben noch recht gesittet, die Bluejeans hing noch im Schrank und der Kopf trug nur einen Halbstarken-Ohrring. Nur die Shirts, die vorher plumpen Pubertätshumor auf schwarzem Hintergrund präsentierten, warben nun für diverse Bands oder Festivals. So zum Beispiel vom ersten Woodstage-Festival von 1995. Und wenn man das Amphi-Festival und M´era Luna mitrechnet, so bin ich fast stolz, bei der Geburt von drei Festivals dabei gewesen zu sein. Auch wenn das Woodstage wohl bald in die Geschichte eingehen wird. Doch sind wir nicht alle Teil einer sterbenden Kultur.

Im Grunde prahlte ich nie mit meiner Musikrichtung. Mit dem anderen sowieso nicht, war mir damals doch die Mentalität egal. Der Liedertext prägte die Mentalität der Szene und die Mentalität der Szene prägte die Liedertexte. Ich fühlte mich in den Massenzusammenkünften wohl. Das war mir wichtig. Ob ich dabei die Gebote des Gothictums beachtete…keine Ahnung. Möglich, aber nicht bewusst. In den ersten Jahren der 90´ern war der Gothic sowieso ein gestörtes Wesen gewesen. Gestalten, die sich auf Friedhöfen herumtrieben, in Särgen schliefen. Die nur in Schwarz herumrannten und ab dem 30ten Lebensjahr Cola mit Putzmittel tranken, um nicht älter zu werden. Nun, Cola trank ich damals wie im Wahn, sah auch dementsprechend aus. Doch aufgrund meines heutigen Umgangs mit diesem koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk und meiner Abneigung gegenüber dem oralen Genuss von Putzmitteln, erreichte ich nun schon das perfekte Kandidatenalter für Ü30-Parties. Ich bin ja auch kein Gothic, daher wohl dieses Alter. Denn während einige des damaligen Freundeskreises dieses Auftreten austesten, war mein Gehörgang schon zu sehr mit Elektrokrach durchblasen wurden, um die melancholische Sinnlichkeit der Schwarzromantik zu verstehen. Und mich begeistert mit offenkundigem Grusel-Accessories zu schmücken. Wenn es brachial, fast schon martialisch aus den Boxen dröhnt, dann hegt man keine Ambitionen, mit gepflegtem Rüschenhemd und Schnallenstiefel daneben zu sitzen und andächtig mit dem Kopf zu wippen. Denn der Druck des Schalls lässt den Blick grimmig werden und wandelt die Ästhetik des Kleiderschrankes über die Jahre zu der eines Militärspindes.
Dieses Geschah aber erst nach der Schule. Als das Taschengeld zum Gehalt anwuchs und man sagen konnte: »Mein Geld, meine Entscheidung«
 
Wobei das auch schon früher der Fall gewesen war. Zumindest bei mir. Viele Eltern standen der schleichende Farbarmut ihrer Kinder eher skeptisch gegenüber. Das ging soweit, dass ab dem Stand von 100% Schwarz das Wesen ihres Nachwuchses verleugnet wurde und man sich nur noch auf die Äußerlichkeit fixierte. Man verstand das Auftreten nicht, ergo, man verstand das eigene Kind nicht mehr. Obwohl dieses gleich geblieben war. Älter ja, hintergründlicher auch. Aber im Kern noch immer der Mensch, der dieser schon immer gewesen war. Nur eben mit Ledertreter, ausrasierten schwarzen Haaren und dem Skinny Puppy-Shirt über der abgeschnittenen Armyhose. Ich allerdings musste diese Sorgen nicht tragen. Nicht diese Diskussionen führen und die Verfluchung meiner Erzeuger durch Türknallen zum Ausdruck bringen. Natürlich wurden die Radikalitäten meines Auftretens mit Unmut kommentiert. Der erste Kahlschlag, wenn nicht sogar jeder Kahlschlag, Piercings oder ein Auftreten, wie der HJ entsprungen, wurden nicht heiter geschluckt. Aber im Grunde blicken meine Eltern noch immer mich an und nicht nur mein Auftreten. Was wohl auch an der Mentalität unserer Eltern liegt. Und daran, dass mein Bruder den Anfang machte und wir sie im Grunde über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren in kleinen Schritten an das heutige Gesamtbild gewöhnten.

Meinem Vater war das sowieso egal. Als Heimkind und langhaariger wie bärtiger Musikraudi der 60iger Jahre, scherte er sich wenig um Konvention im Erscheinungsbild. Meine Mutter hatte das Vergnügen unter einem Vater aufzuwachsen, der mit preußischer Herrschaft für die Harmonie im Hause sorgte. Somit wollte sie alles in der Erziehung unternehmen, bis auf eines. Nämlich diese Erinnerung an Zucht und Ordnung wieder zu entfachen. Mit anderen Worten, meine Eltern waren sehr tolerant und recht interessiert. Womöglich sogar zu interessiert, als dass es dem Nachwuchs in der Epoche der Abspaltung und Selbstfindung gefiel. Denn wogegen sollte man rebellieren, was sollte man sein Eigenen nennen, wenn die Eltern das unterstützen, gut heißen und vor allem überall bewerben und sich begeistert mit ins Geschehen stürzen. Natürlich weiß ich, dass sich viele solche Eltern wünschen würden und auch ich bin dankbar. Aber manchmal hätte ich mir eine größere Hemmschwelle gewünscht. Einfach aus dem Grund, weil ich die elterliche Begeisterung für das Gothictum nicht teile. Aber immer im selben Atemzug genannt werde. »Ja unsere Sohn ist ja auch Grufti, wissen Sie überhaupt, was das ist« Nein, das weiß der nicht. Das hat den blöd-glotzenden Pöbel auch nicht zu interessieren. Und nein, ich bin kein Grufti. Weil Grufti heutzutage BILD-definiert ist. Bitte merkt euch das doch einmal. …Aber nein, sie merken es sich nicht. Sie merken sich Bands, das Sortiment aus Xtra und Alchemie, merken sich Festivals. Aber dagegen sind die bildungsresistent. Wenn auch auf eine liebenswürdige Art. Daher hier einmal ein: Danke.

Ich kam zum Gothic, bin aber keiner. Wollte ich mich heute definieren, so bin ich doch ein Zwischenwesen von einerseits EBM / Industrial und anderseits Neofolk / DarkAmbient. Mit Hang zu dem klassischen DarkWave. Mit Freude an den dumpfen Gitarren des Crossover und Blick über dem Tellerrand hin zu hörenswerten Massengeschmack. Im Grunde weiß ich nicht, was ich bin. Will es auch nicht in Worte gefasst haben, da ich mehr bin als ein Wort. Mehr Auszusagen vermag, als eine Kategorie und mehr Stile besitze als ein Schema. Meine Haare waren ausrasiert, zu Arten des Iro geformt, zerzaust, geflochten, Dreads. Waren oft dem Kahlschlag erlegen, toupiert, konventionell geschnitten, militärisch gebürstet, gegelt und mit Pomade gelegt. Waren rot, blauschwarz, schwarz, blond, metallic-blau, grau-braun. In meinem Schrank hängen Armeerestbestände und Sakkos. Binder neben zerschlissenen Shirts. Kampfwesten neben Anzugswesten. Tank-Tops neben Hemden aus Edelboutiquen. Einst die Bomberjacke neben dem Punkmantel.

Ich weiß nicht was ich bin, oder philosophisches sein will. Zumindest außerhalb des banalen Stils. Ich weiß nur, dass ich mich auf einem langen Weg gefunden hatte und nicht durch wenige Klicks bei ebay erfand. Ich weiß, dass ich noch das Glück hatte, den Weg der 90´er Jahre gegangen zu sein, bei dem jeder Schritt zum festen Fundament wurde. Und nicht heutzutage vor dem Szenesandkasten zu stehen und verzweifelt nach solider Orientierungssubstanz suchen zu müssen. Ich bin froh, dass meine musikalischen Wurzeln in den Boden der 80´er reichten. Und aufgrund meines Vaters sogar noch weiter zurück. O-Ton The Doors. Dass ich froh bin, auch etwas Anstandspunk und selbst NDW abbekommen zu haben. Und sich der Erstkontakt mit der Musik nicht durch die Nichtigkeit von Charts- oder Technomusik des ausgehenden Jahrtausends zog. Es heißt, man sollte dem Kind im Mutterbauch Klassik antun, da dieses förderlich für die Entwicklung sei. Ich denke, diese Prägung geht nach der Geburt weiter. Die ersten Jahre bis zur bewussten Selbstentwicklung stehen auch nicht ohne Einfluss im Raum. Und das könnte den Grund für den Generationskonflikt geben. Deshalb verstehen die Altveteranen womöglich noch die zweite Garde, oder sind zumindest mit dieser einer Meinung. Nämlich, dass man die dritte Generation, jener 2000-Neulinge, kaum noch, bis gar nicht verstehen kann. Weil diese ganz jungen anders einstiegen als ich, als etwas jüngere, als ältere oder die ganz alten. Und auch wenn mein Einstieg und die damit verbundene Erwartung nun mittlerweile meinen Ausstieg provozierten, so möchte ich es nicht missen. Denn all diese gewonnene Inspiration, die auferlegten Denkprozesse innerhalb des Szenelebens, schufen das, was nun den vorletzten Satz in die Tastatur schlägt. Und ohne dieses wäre man Leben um soviel banaler. Denn ohne das könnte ich mich nicht gelegentlich vor Otto Normalverbraucher stellen und denken: Mein Wesen kann sich nicht in der Norm entfalten. Das macht mich zwar ärmer, da ich das radikale Anders brauche, um mich auch individuell zu fühlen. Aber es macht mich auch elitärer, da ich nicht zögere, den Weg des radikalen Anders zu gehen.

In diesem Sinne.

Damals und Heute

Post scriptum:
Obwohl der Beitrag schon steht, möchte ich doch noch etwas nachtragen. Man verzeihe dieses. Aber ich merkte nun beim Suchen nach optischer Aufwertung und Youtube-Beispielen, was mich doch damals an der Szene = an der Musik begeisterte und auch heute noch fesselt. Was im Grunde den Einstieg maßgeblich beeinflusste.
Nirgendwo anders fand ich eine derart gelungene Verknüpfung von einerseits Wut aber andererseits auch Feingefühl. Meist sogar verpackt in ein und demselben Titel. Dieses aggressionsgeladene Klangkostüm, welches aber nicht, wie erwartet, haltlos plumpes Vokabular in sich trug, sondern nur die Emotion widerspiegelte.
Beste Beispiel sei hierbei die Verknüpfung von :wumpscut: Capital punishment. Diese Musik besaß Kampfkraft und war doch in sich gekehrt. Und das fasziniert(e) mich. Es stieß sich nicht ab, sowie sich beide Emotionen bzw. Mentalitäten in einem selber nicht abstoßen. Man begehrt auf, man fühlt die Negativemotionen in sich aufkochen und doch schreit man es nicht einfach hinaus. Man verliert nicht sein Gesicht, oder lässt sich zu primitiven Gebaren hinreißen. Sondern hegt noch immer den Anspruch an Tiefe. Die Aggression steht immer im Sinne des Warum und war nie nur ein Ausdruck des Wie gewesen.

Ebenso diese Trägheit, die der Musik innewohnte… Man versucht nicht aufgrund von Hektik aufbrausend oder martialisch zu wirken. Versteckte sich nicht hinter Standardrhythmen oder Klimperbässen. Man war experimentierfreudig und besaß eine derart schwerfällige Brachialität, die aufgrund eben dieser Schwere um ein Vielfaches mehr Kraft ausstrahlte, als all das, was heute als AggroTech, Hellelectro, Endzeitsyndie, Elektrodoompowerindustrialgedöns oder weiß der Geier wie, bezeichnet wird. Das von damals war Energie. Nostalgiesentimental gesprochen, war das unbändige und doch in Einklang geleitete Energie…

32 Gedanken zu „Gothic Friday – Januar: Wie bist Du in die Szene gekommen?

  1. Eine wirklich interessante Selbstreflektion! Es erschlägt mich jetzt gerade etwas, aber das ist dir sicher bewusst und bekannt ;o)

    Wg. dem Begriff „Gothic“: Ich denke immer, es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er sich als Gothic betitelt oder nicht. Ich kenne viele, die es nicht tun – andere schon. Ist wohl sehr subjektiv. Ich bezeichne mich so und mir ist es völlig egal, wie die BILD oder Sat1 oder sonstwelche Medien das definieren und ob ich deren Erwartungen erfülle oder enttäusche. Da bin ich auch ignorant, weil ich mich selten um deren Berichte und so kümmere. So wie es solche Punks und solche Punks gibt, gibt es auch Gothics, wie Otto-Normalbürger sie kennt oder sich vorstellt und andere. Wenn mich jemand drauf anspricht, kann ich die Sache ja erklären – wenn es derjenige denn wert ist. Aber einen Oberbegriff muss man – der Einfachheit halber – schon finden. Hast du einen passenderen?

    Übrigens hat mir „schleichende Farbarmut“ besonders gefallen – schöne Wortschöpfung.

    Jedoch kenne ich NSW nur als „nicht sozialistischer Wirtschaftsraum“…was im Endeffekt auf das Selbe rauskommt.

  2. Der Autor dankt.

    Der Text erschlägt in der Tat. Aber da kann ich mich herausreden und sagen, dass das Problem dabei der Blick auf den Monitor ist. Denn dort platzierter Mengentext erschlägt den Betrachter immer. Hat etwas mit unserer Wahrnehmung zu tun. Aber ernsthaft gesprochen: mir ist es bewusst und nicht unbekannt ;)
    Einen Oberbegriff für mich. Nun, spontan kann ich nur solche abgedroschenen Begriffe in den Kommentar tippen wie »Mensch« oder »Europäer« Allerdings weiß ich, dass dieses stark am Thema vorbei geht.

    Im Grunde bezeichnete ich mich früher immer als »alternativ« Und dabei war mir nun wiederum egal gewesen, was die Öffentlichkeit beziehungsweise die Medien schon aus dem Begriff gemacht hatten. Aber heute…Heute scheine ich es mir lieber schwer zu machen, als einen Oberbegriff zu besitzen. Ich bin irgendwo zugehörig. Entfernt verwandt. Vielleicht auch flüchtig bekannt oder hege eine neutrale Kameradschaft mit der Szene. Irgendwas so in der Art. Das ist aber schon wieder mehr ein Obersatz, als ein Oberbegriff. Nein, ich muss da momentan passen. Wie gesagt, ich bin Grenzgänger zwischen schwarzem Krach und düsterer Melancholie… Wer mag, darf mich EBMler schimpfen, damit käme ich am besten klar. Oder »noch lebendes Exemplar des aussterbenden DarkWave« aber bitte nicht füttern.

    NSW ist der Nichtsozialistische Wirtschaftsraum bzw. das Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet. Schätze da hat jemand in Staatsbürgerkunde aufgepasst ;) Das »W« für Westen ist einfach nur Jagon. Keine Ahnung warum das entstand. Vielleicht wollte jemand mal besonders witzig sein. Oder jemand konnte sich nie die Himmelrichtung merken, in welcher der Klassenfeind hockte oder es wurde einfach nur dahingehend vereinfacht. Jedenfalls hörte ich das in diesen Breitengraden recht oft. Die Hauptsache war gewesen, dass man das »Nichtsozialistisch« anprangerte. Der Rest war fast egal gewesen. Ob Windbeutel, Wessi oder Wixxer, Wachteln, Weißbartstummelaffen oder Wildschweine.

  3. Moment mal… wenn man Cola mit Putzmittel trinkt, wird man nicht älter? Warum sagt mir das denn keiner? Oder wird man dann nicht älter, weil man ganz gruftimäßig im Sarg landet?

    Ich fand so einige Wortschöpfungen und Formulierungen großartig. Mit ein paar Absätzen würde der Text besser zu lesen sein. Das Bild finde ich auch genial. 15 Jahre auf einem Stein am Meer. Und der Peter kommt auch vor in der Geschichte.

    @shan dark

    Das Wort Gothic benutze ich auch nie. Ich wehre mich aber auch nicht großartig, wenn mich jemand so bezeichnet. Es ist ein Begriff, der mir absolut nix sagt. Die Geburt der New Romantics habe ich nicht mitbekommen, weil ich in den 90ern abwesend war – vielleicht deshalb. Schwarze Szene finde ich zwar auch nicht besonders toll, aber besser als Gothic. Mit Dark Waver kann ich mich am besten identifizieren.

  4. Mehr Absätze. Der Wunsch sei mir Befehl…

    Ich glaube auch, dass man mir damals nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Und der Alterungsprozess nicht durch neues Aufblühen aufgehalten, sondern durch das Ableben gestoppt werden wird. Aber ob das so ist…wer weiß. Ich weiß es nicht. Habe auch nicht den Drang danach es herauszufinden.

    An das Bildkonzept werde ich mich definitiv noch einmal setzen. Denn das besitzt Potenzial. Auch wenn es jetzt noch allzu dilettantisch zusammengeschnitten wirkt und ich mich eigentlich nicht mehr mit diesem Knilch, der da speckig im Hintergrund hockt, identifizieren kann. Doch…womöglich sage ich das in 15 Jahren auch zu dem Knilch, der da grimmig im Vordergrund hockt.

    Abwesenheit scheint in dieser Szene zumeist mit interessantem Wiedererwachen einherzugehen. So gegen 2000 war ich arbeitsbedingt kaum mehr bei irgendwelchem Treiben anwesend und bis 2007 fast völlig abwesend. Da ich dahingehend auch kaum bis keine Zeitschriften lese, bin ich dann völlig weg vom Fenster.
    Jedenfalls wurde mir dann schlagartig klar, dass ich den Wiedereinstieg langsamer hätte beginnen sollen. Denn der ungewohnte Anblick dieser Horden von Cybern brachte mich arg ins Grübeln. War mir derartiges doch von meinen letzten großen Festivalsorigen unbekannt.

  5. ;o) Ja, ich hab hier die Chance erkannt, mal mit meinem Staatsbürgerkunde-Wissen zu glänzen. Ist ja sonst nirgends mehr gefragt. Aber mit „Westen“ kenne ich es wirklich nicht. Die Eselsbrücke „weil sich jemand nicht merken konnte, aus welcher Himmelsrichtung das Böse kommt“ scheint mir aber die wahrscheinlichste Erklärung dafür zu sein.

    Und ja, diese Flut an Cybern und dieses ganze buntige Treiben ist nach einer Szenepause sicher ein Schock gewesen. Ich habe es live beobachten können, wie es sich dahin verändert hat – besonders gut hat man das geballt auf dem wGT gesehen – es war auch ohne Pause sehr schockierend mit anzusehen. Wobei ich in diesem Jahr ja den Eindruck hatte, dass es schon wieder weniger wird.

  6. Ich war so von 1992 bis 2000 abwesend. Bei der Rückkehr habe ich mich über den Kommerz und die neue Atmosphäre gewundert. Alles so durchgestylt – nix mehr mit kalten Hallen und kahlen Wänden. Die Musik war durch die Neue Deutsche Todeskunst verweichlicht und gar fürchterbar zum Gruseln – im sehr negativen Sinn. Aber es gab auch Lichtblicke – oder sollte ich sagen „Schattenblicke“? Project Pitchfork, Diary of Dreams, Dreadful Shadows, Hocico, um nur einige zu nennen. Wie sich aber die Cybers in die Szene verirren konnten, ist mir bis heute ein Rätsel.

  7. Zu Shan Dark:

    Staatsbürgerkunde… Ich kenne es aus meiner Familie und weiß wie sehr es meinem Bruder das Hirn verknotete. Ich selber war zum Glück noch in einem Alter, in dem man erst einmal mit Heimatkunde vorbelastet wurde. Und so bekam ich von dem Staate noch nicht soviel mit. Ich hatte es schon einmal in einem anderweitigen Kommentar geschrieben. Aber meine Erinnerung an das ganze Treiben begrenzt sich auf die Grundschule. An Pioniergruß und »Herr Lehrer ich melde die Klasse 4a ist zum Unterricht bereit. Es fehlen…und ich Petze« Dazu das gelangweilt einstudierte »Seid bereit« des Lehrers und jenes zurück geschmetterte »Immer bereit« der Lernknipsgarde. An den militärisch anmutenden Sportunterricht im Einheitshemd. Und an die Stunden, die man zwangsrekrutiert und doch pflichtbewusst beim Schulappell stand und den begeisterten Genossen Sozialisten so manche Pionierslieder entgegenjaulte. Sowie die Karriere, die beim Thälmannpionier begann und auch aufhörte, da kurze Zeit später die Mauer einkrachte. Auch so eine Schizophrenie, eine Diktatur, die sich einer faschistischen Grundstruktur bedient, schimpft das Ding antifaschistischer Schutzwall.

    Durch dieses eben nur halb-bewusste Miterleben jener Zeit beschäftige ich mich gerne und auch viel mit dem Thema. Es ist faszinierend, aus heutiger Sicht noch einmal seinen damaligen Worten zuzuhören. Seinen damaligen Ansichten und vor allem die Worte der anderen zu diversen Themen mit den heutigen Worten abzugleichen. Da merkt man, nicht nur aus Geschichtsbüchern zum 3ten Reich, sondern am eigenen Leib, was Propaganda mit Fakten machen kann. Faszinierend ist dabei auch, wieviel Dreck plötzlich innerhalb der Familie zu Tage kommt. Sodass man eines Tages einsieht, dass ein kleiner Leichtsinn meiner Eltern ausgereicht hätte und die eigenen Reihen hätten diese dankbar zertrümmert. Seelisch wie wohl auch körperlich. Für einen Staat. Ich musste schon lachen, als ich in meine Kriegsdienstverweigerung diese sentimentalen Standardphrasen geschrieben hatte. Loyalität zum Staate, so dämlich kann doch niemand sein. Doch und dabei sogar keine moralischen Grenzen kennen. Von daher sozialpsychologisch und gesellschaftspolitisch eine hoch interessante Zeit. Da sie eben nicht so unpersönlich vergangen daherkommt wie die 40´er Jahre. Die zwar eben so spannend, aber schwerer vorstellbar sind.

    Cyber…ich glaube der erste intensive Kontakt war damals auf dem WGT 2007. Davor dümpelte ich selten auf dem M´era Luna herum oder eben auf dem Amphi. Aber zu meiner aktiven Zeit in den ausgehenden 90´ern war dieses Gefunkel fremd. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass damals bunte Kunstdreads oder Knicklichter existierten. Geschweigedenn dieses Lehrvideogefuchtel. Und dann waren die plötzlich da. In Rudeln. In giftgrüner Uniformität. Neon und auffallend. Ich verstand es nicht und musste es mir von meiner jüngeren Freundin erst einmal erklären lassen. Da kommt man sich richtig alt vor. Man war schon Szenegänger, da war die Freundin -9 Jahre alt und muss sich nun von ihr die Szene erklären lassen. »Schon gut, Opa, komm ich erkläre die mal wie das geht« – »Danke mein Kind, man kommt ja heute gar nicht mehr hinterher«
    Wenn es nun weniger werden, so wäre das böse. Entweder ließen sich diese nun wirklich wegloben oder der Cyber muss eingestehen, dass sein Sein doch nicht mehr ist, als eine stupide Modeerscheinung. Kein schönes Eingeständnis für dieses doch so stolze Volk.

    Zu orphi:

    Oha…Also auch zur alten Garde zugehörig. Wie gesagt, die Zeit von vor 1992 kann ich nicht beurteilen, aber bis 1999 war es großartig. Rückblicken habe ich die Verschwörungstheorie, dass man insgeheim dachte, die Welt gehe 2000 unter. Und daher noch alles aus sich rausholte, sowie die Depression des nahenden Endes in die Schwere der Musik legte. Als man dann aber merkte, dass es doch zu 2001 gekommen ist, atmete man erleichtert auf und machte heiter weiter. Wobei die Betonung hier auf heiter liegt. Das könnte zumindest erklären, warum danach schlagartig sämtliche Interpreten zu technoziden Weichflöten mutierten.
    Neue deutsche Todeskunst. Ich frage mich, wer denkt sich so einen Schwachsinn eigentlich immer aus. Neue deutsche Welle, Neue deutsche Härte. Was soll der Scheiß. Kann es nicht einfach neu sein und ohne solche albernen Kategorien im Raum stehen bleiben.

    Aber es stimmt, alles wurde weichgespült. Selbst der Bösmann-Elektro von damals hätte heute auf der Mayday Platz. Und im Schaffen von Projekt Pitchfork gab es für mich nach der !Chakra:Red! auch keinen Grund mehr, die Band weiterzuverfolgen. Rückblicken gibt es eigentlich nur drei altehrwürdige Projekte, denen ich selbst heute noch eine gewisse Loyalität entgegenbringe. Das sind Feindflug, Das Ich und Kirlian Camera. Wobei ich letztere erst in den späten 90´ern kennengelernt hatte. Feindflug enttäuschte noch nie. Und Das Ich blieb von der Qualität her auch recht…stabil. Aber andere hochgeschätzte Interpreten produzierte für mich immer fragwürdigeres Zeug. Aber Geschmack ist relativ und ich in der Entscheidung über Gefallen und Nichtgefallen auch sehr schonungslos.

    Was die Cyber hier wollen. Nun, die rein elektronische Sparte jener Szene verfiel zunehmend technoziden Klangstrukturen, das zog sie an. Wie das Licht die Motten. Vor allem, da man diesen Grad an Härte auf der LoveParade nicht vorfand.

  8. Atemnot. Nicht doch. Auf diese Art möchte ich meine Leserschaft auch nicht loswerden.

    Im Grunde war es so. Da herrschte noch Disziplin und Sitte ;) Ich glaube schon, dass das heute befremdlich wirkt. Aber damals war das der tägliche Standard, die Normalität. Und da man es als Knirps nicht anders kannte, wurde es auch nicht hinterfragt. In den älteren Klassenstufen wurde der Gruß dann auf ein »Freundschaft« begrenzt. Aber da selbst ein FDJler eine gewisse Rüpelphase durchlebt, gab es diese Zeremonien in ihrer politisch-korrekten Ausführung wohl wirklich nur in der Grundschule.

    Den Sportunterricht hatte ich gehasst. Und auch wenn ich mittlerweile leidenschaftlicher Sportler bin, so bleibt meine Antipathie gegenüber Turnhallen. Und dennoch sah es putzig aus. Alle hatten das gleiche weinrote Hemd, die gleichen Turnschuhe und die gleiche blaue Hose. Ein Hoch auf die Planwirtschaft. Am Anfang des Unterrichts stand immer eine arme Socke an einem Mikrophon und versuchte uns nun mit militärischem Kommando in die Halle zu lotsen. Ich hatte zum Glück nicht oft das Vergnügen, da ich mir die Reihenfolge nicht merken konnte. Habe auch schon die Hälfte wieder vergessen. Ich weiß nur…es war irgendwas mit »Achtung« dem folge eine Parole, um die Meute hereinzuholen, dann »Stillstand, rechts um, Augen gerade aus« Dem folgte ein »Sport frei« und der restliche Irrsinn des Sportunterrichtes.

    Die Schulappelle waren im Grunde recht interessant. Denn sie besaßen einen entscheidenden Vorteil. Wer dort rumstand, der hatte keinen Unterricht. So knotete sich das Pionier- oder FDJ-Halstuch umso motivierter. Das Käppi saß und man tat so, als lauschte man andächtig den Reden von irgendwelchen Menschen, die etwas zu sagen haben wollten. Meist der Direktor. Vorne stand eine Klasse die zur Unterhaltung trällern durfte. Mich erwischte es auch zu oft. Wobei ich bis heute nicht singen kann. Eine Schande und eigentlich ein Verstoß gegen das 8te Pioniergebot, aber zum Glück wohl verjährt.
    Jedenfalls, dem gegenüber standen wir, dazwischen Lehrer, dahinter die Eltern und weiß der Geier was noch für engagierte Menschen. Ich glaube, dieses Trara fand immer zu Feiertagen statt. Am Schulende wie Schulanfang oder zur Vorstellung wie Verabschiedung von Lehrkörpern.
    Wie gesagt, man kannte es nicht anders. Heute kommt mir bei der Erinnerung an damals auch nur ein gehässiges Schmunzeln. Und wenn ich bedenke, wie heute manche Lehrer begrüßt werden, so ist schon klar, dass sich einiges gewandelt hatte. Aber es war eben die Kindheit. Eine Kindheit, die nur noch in Geschichtsbüchern existiert, nirgendwo sonst und im sinnentladenen Streit über Gut und Böse der DDR zerrissen wird. Als könnte man nicht verstehen, dass man damals genauso wie heute mal gerne und mal weniger gerne in diesem Trott gelebt hat.

  9. Gerade das, was als „normal“ bezeichnet wird, sollte man ausgesprochen kritisch hinterfragen. Aber da erzähle ich dir ja nichts Neues. Ich würde es weder mit „gut“ noch mit „böse“ belegen. Es ist für mich schlicht ein Zeichen dafür, dass die Menschheit im Allgemeinen dämlicher ist als sie gemeinhin glaubt. Stillstand, rechts um, Augen gerade aus! Und alle folgen brav. Wer denkt sich sowas aus? Aber auch da erzähle ich dir nichts Neues. Mich haben sie damals bei den Pfadfindern nicht mitspielen lassen, weil ich irgendeinen Treueschwur zum Einstieg in den Verein nicht sprechen wollte. Ich bin aber auch extrem allergisch gegen den Satzanfang „Du musst…“ Könnte aber daran liegen, dass ich in einem anderen System aufgewachsen bin. Keinesfalls besser, nur anders…

  10. Da Normalität relativ ist, könnte man glatt behaupten, dass es keine Normalität geben kann. Alles ist nur gemessen an subjektiven Dingen. Von daher nichts weiter als Urteil und Kalkül. Und damit unterliegt es der Pflicht des Hinterfragens.

    Heute hinterfrage ich öfters, als es der guten Stimmung zuträglich wäre. Aber als Grundschulkind war mehr die Unlust die Intention, als ein politisch orientiertes sozialengagiertes Aufbegehren.
    Manchmal frage ich mich wozu das alles überhaupt gut ist. Ist es wirklich nur, damit das Hirn nicht sauer wird, oder warum kann man nicht einfach abschalten und alles unkommentiert an sich vorüberziehen lassen…wie auch immer. Es dient immerhin der persönlichen Unterhaltung ;)

  11. Meine Rede… deswegen habe ich mal in meinem Blog erwähnt, dass Intelligenz mehr Fluch als Segen ist. Wer einmal hinterfragt, kann mit dem Mist nicht mehr aufhören. ;-) Aber das ist eigentlich ein gutes Stichwort, um mal zum Thema zurückzukommen. Von wegen verweichlicht und neues deutsches Todesdings und Pitchfork.

    Nach Chakra Red kam nichts mehr, was mich wirklich begeistern konnte. Ich will hier mal frech Temptation und Tower of Lust erwähnen und damit anmerken, dass die Szene – wann auch immer es passiert ist – sich zwar in Sachen Outfit und Gehabe heute körperbetont gibt, dennoch aber alles sowas von verkopft ist, dass ich mich schon freue, wenn mal jemand in seinen Songs nicht in Seelenschmerz badet. Meiner Meinung nach passen Lack, Leder, Halsbänder und Nieten nicht zu dem, was drinsteckt und oft auch nicht zur Musik… langweilig. Texte und Tiefsinn sind wichtig, aber sorry, welcher Mensch besteht denn nur aus Intellekt? Herr Henke vielleicht… ich nicht.

    Nach der „Rückkehr“ kam mir unter anderem aus diesem Grund Vieles wie ein riesengroßer, hohler Fake vor. Hab mich aber ein wenig dran gewöhnt und Liveauftritte von Pitchfork sind noch immer gut, wenn ich auch im Auto lieber die alten Sachen höre.

  12. […]deswegen habe ich mal in meinem Blog erwähnt, dass Intelligenz mehr Fluch als Segen ist[…]

    Ich hasse es, meine Gedanken auch von anderen zu hören. Das senk mein Ego und bremst den Stolz der Individualität :P Seit langer Zeit werfe ich mit meiner Lieblingsphrase um mich: »Unwissenheit ist ein Segen« Schätze das läuft auf dasselbe hinaus.

    P wie Pitchfork: Im Grunde sind sie die einzige Band, deren…zumindest alten…Alben mich seit fast 20 Jahren beleiten. Zumindest ohne langjähriger Pausen. Auch hatte ich diese auch vor ein paar Jahren wieder auf einem Festival gesehen. Deren Auftritte sind nach wie vor ganz großes Kino, gerade auch wegen dieser Langlebigkeit und dem Pogen hinein in die Erinnerungen.

    Nur hörte für mich die produzierte Genialität nach der !Chakra:Red! auf. Ausschlaggebender Punkt war damals Steelrose. Ich hörte das Ding, dachte: Was soll das denn. Und noch eher der Titel zu Ende war, wurde die Maxi wieder ausgeworfen. Und ich muss dazu sagen, dass ich mir so um 1997 eine maßstabsgetreue Pitchfork-Forke auf den Ledermantel sprühte. Mit anderen Worten: Ich bin Fan gewesen. Daher war ich froh, als die damals das Symbol änderten. Nun kamen sie ja wieder zum alten Design zurück. Und auch die Alben klingen nicht mehr so grausam. Aber zurück zum Thema.

    Nun…Temptation und Tower of Lust sind ja von der !Chakra:Red! Zu Temptation gab es doch auch dieses neckische T-Shirt. Mit den drei Krallenstriemen und dem Vermerk: »Black Cat scratch my back« Der Titel gefällt mir ja auch noch. Aber Tower of Lust… Entschuldigung. Ich bin dahingehend nicht verklemmt, mag stellenweise Umbra et Imago und sehe mir gern Die Form an…aber Tower of Lust war plumpes Rammsteinniveau….ohne Atmosphäre und mit schaurig daherklimpernder Melodie. Wenn ich mir dagegen Bodies von der Corpse d´Amour anhöre…das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Wie Playboy-Bunny und Helmut Newton-Aktmodel.

    […]aber sorry, welcher Mensch besteht denn nur aus Intellekt?[…]

    Wohl war. Ich habe da meine Theorie, dass man entweder beidem in vollen Zügen frönt, oder keinem von beiden nachrennt. Das ist aber nur eine Theorie. Vielleicht sollte ich mal versuchen, in einer Studie die These oder Antithese zu finden ;)

    Dieses kritisierte ich ebenfalls oft genug. Wenn sich Mädels in ihre Triebanimationsklamotten werfen und dann in mauerblümchenhaften Verlegenheit am Rande der Tanzfläche rumglucksen. Ich habe nichts gegen den Wandel der Kleidung, ganz im Gegenteil. Auch wenn ich nichts Aufregendes an Lack finden kann, so ist doch die moderne Freizügigkeit recht angenehm. Man stelle sich vor, nur von zugeknöpften oder androgynen Gestalten umgeben zu sein…recht unschön.

    Aber es muss passen und gewollt sein. Wenn nicht, so merkt man das denjenigen sofort an und alles zerbröckelt zur schnöden Maskerade, ohne Reiz und ohne Spiel. Das ist das Problem. Zuviele machen zuviel nach; im Glauben es freiwillig zu tun.

  13. „Mit anderen Worten, meine Eltern waren sehr tolerant und recht interessiert. Womöglich sogar zu interessiert […]“
    Genau das könnten auch die beschreibenden Worte über meine Eltern sein. Als Hippies konnten sie dazumal ihr Umfeld schockieren und waren nicht wirklich über meine Versuchsrebellion überrascht. Im Gegenteil, meine Mutter nähte mit Begeisterung und versorgte mich so mit schwarzem Fummel und Oma fand´s klasse, dass ich mich mit Kreuzen belud und stattete mich mit dem ein oder anderen Acsessoire aus.

    „Es heißt, man sollte dem Kind im Mutterbauch Klassik antun, da dieses förderlich für die Entwicklung sei […]“
    Bin als Kind der 70er mit der Mucke meiner Eltern aufgewachsen und war quasi schon im Mutterleib auf „Du und Du“ mit Mick Jagger, Jimi Hendrix & Jim Morrison. Nun ja, geschadet hat es mir jedenfalls nicht, die Drogenkarriere lässt immer noch auf sich warten ;-)

  14. Verzeih, in meinem vorigen Kommentar habe ich es verpasst, für deinen Auszug aus „Die Chroniken des Guldhan“ ein gebührendes Lob (Gegenstand lernpsychologischer, motivationspsychologischer und erziehungswissenschaftlicher Betrachtung) auszusprechen, aber ich musste Umfang und Inhalt wohl erst einmal sacken lassen ;-) Übrigens tolle Fotocollage – der Fels in der Brandung.

  15. Keine Sorge. Allein das Lesen ist mir Lob genug. Im Grunde schlage ich auch sehr viele Worte einfach nur für mich in die Tastatur. Der Textumfang ist größer geworden, als es anfangs gedacht war. Aber all die Jahre sind nicht in zwei Absätzen darzulegen. Man kann dieses nicht so salopp abhandeln, ohne das Thema mit unsinniger Oberflächlichkeit abzustrafen.
    Zumal auch jetzt noch einige Punkte nur gestreift worden waren. Vornehmlich solche Aspekte, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie bei den folgenden Themen noch Verwendung finden könnten. Dahingehend bin ich sogar schon recht gespannt. Mal schauen, was am Ende des Jahres für zwölf Einblicke in den »Chroniken des Guldhan« zu finden sein werden.

    Ja, die Fotocollage ist die nächsten Wochen in Planung. Mal schauen, was man aus dem Grundmotiv herausholen kann, wenn man etwas mehr Zeit und Fertigkeit investiert. Aber zurück zum Thema.

    […]Genau das könnten auch die beschreibenden Worte über meine Eltern sein. Als Hippies konnten sie dazumal ihr Umfeld schockieren und waren nicht wirklich über meine Versuchsrebellion überrascht.[…]

    Ich schätze einmal, dass die wenigsten Eltern, die ihn ihrer Jugend auch den Pfad gewisser Exzentrik verfolgten, der plötzlichen Verschwärzung ihrer Kinder schockiert oder allzu kritisch gegenüber standen. Zumindest machte ich bis jetzt die Erfahrung. Je »individueller / alternativer« die Eltern drauf waren, umso mehr fand der Wandel Gehör. Je spießbürgerlicher sich das Weltbild verengte, umso autoritärer wurde jeder Veränderung das Kontra entgegengeschmettert.
    Vorteilhaft ist dabei ja auch die Langsamkeit innerhalb der Veränderung. Ich finde es immer erstaunlich, wenn ich Bilder der heutigen Teenies sehe und diese sich innerhalb eines Jahres komplett wandelten. Nun gut, heute besitzt man auch mehr und bessere Möglichkeiten dazu. Aber dennoch war diese Radikalität nicht in unserer Mentalität. Früher war es mal eine extremere Hose oder der Pullover, der gewollte schlabberiger wurde sowie jeden Monat ein Tropfen Patschuli mehr abbekam. Heute werden manche über das Wochenende zum beispielsweise Standardcyber. Verabschieden sich freitags in Bluejeans und Turnschuhen. Und mit der Samstagspost kamen Schnüffelstück, Kunstdreads, Klischeeschweißerbrille und noch drei weitere Pakete vom XtraX. Da fehlt für mich der Reiz des Entdeckens.

    Jedenfalls wird auch das gehörigen Einfluss auf die erzieherische Toleranzschwelle haben.
    Man nehme nur einmal das Gleichnis mit der Languste -weil ich gerade Pitchforks α Ω höre- Zumal ich das auch gerade so herrlich passend wie abstrus finde ;) Die Languste sind die Eltern und das Wasser der Wandel. Die heutige Jugend wirft die Languste ins heiße Wasser. Was passiert. Das Tier windet sich im Schock. Bei mir und vielen anderen war es damals so, dass die Languste schon im Wasser schwamm und dieses ganz langsam erhitzt wurde. Das Tier nahm diese Veränderung nicht bewusst war, da die Gewöhnung stärker ist. Zumindest bis zu dem Zeitpunkte an dem es zu kochen beginnt. Doch ab da ist eh alles egal.

    […]Bin als Kind der 70er mit der Mucke meiner Eltern aufgewachsen und war quasi schon im Mutterleib auf “Du und Du” mit Mick Jagger[…]

    Ja solcher Altmännerrock à la Rolling Stones schrammt hier auch noch ab und zu aus den Boxen. Bis auf wenige Ausnahmen weiß ich nicht, was mein Vater daran findet. Ihm wird es im Grunde ähnlich gehen und doch können wir die jeweilige Begeisterung an sich verstehen.
    Dahingehend frage ich mich immer, wie es wohl in Familien ist, die nun die zweite Generation bilden. Ich kannte einmal eine, die fuhr in voller Gewandung zum WGT, wie schon ihre Eltern zuvor.

  16. Mann, das geht ja ab hier!

    Der Langustenvergleich ist sehr schön.

    Staatsbürgerkunde, Sportunterricht, Schulhofappelle (ja, die waren willkommen, weil kein Unterricht!), Seid bereit-immer bereit… jetzt weiß ich wenigstens wie alt Du bist ;o)
    Ehrlich gesagt, fand ich das alles halb so schlimm. Aber ich war froh, dass ich im 1. Jahrgang in der Schule war, wo es kein ZV mehr gab = Zivilverteidigung. Quasi Armeeausbildung für die Frauen/Mädchen, damit sie den Staat daheim verteidigen konnten im Falle einer Invasion oder so. Genau weiß ich auch nicht wofür es gut war. Aber es sah fürchterlich anstrengend aus. Ich glaube das Beste an dieser „Ausbildung“ waren die Stiefel. Sahen sehr robust aus, eine Art Bundeswehrstiefel für Mädels. Die haben mir sogar gefallen. Ansonsten hab ich in der 7. Klasse verängstigt aus dem Fenster geschaut in manchen Stunden, wenn die Mädels auf dem Schulhof marschieren mussten oder irgendwelche schwierigen, kraftstrapazierenden Übungen im Sommer in einer speziellen Uniform machen mussten. Nee danke, dass dieser Kelch an mir vorbeigegangen ist!!

    Meine Eltern waren von meiner zunehmenden Farbarmut (ich zitiere Guldhan) damals wie heute nicht angetan, aber sie haben sich daran gewöhnt. Mit farbigen Haarsträhnen und so hatten sie aber kein Problem, die hat mir sogar meine Mama mit der Zahnbürste reingefärbt ;o) und jetzt wo ich ab und zu mal daheim meine Nähwerke trage/vorzeige sind sie glaub ich nur noch sprachlos und ein bisschen stolz. Sie hatten jedenfalls immer Vertrauen in mich. Positiv für die Szene sprach auch, dass hier keine gefährlichen Drogen (ihr wisst schon, dass ich jetzt nicht Alk + Zigas meine) im Spiel waren. Man kann sich vorstellen, dass das beruhigend ist für Eltern… mir ging es jedenfalls ähnlich wie Madame Mel diesbezüglich.

  17. Da möchte ich als uralte Morla doch erwähnen, dass die Mods sich früher so ziemlich alles reingepfiffen haben, was sie kriegen konnten- vornehmlich bunte Pillen. Die Punks waren besoffen und die anderen bekifft. Die Hallen sahen nach stinknormalen Diskoabenden aus wie Schlachtfelder. Überall leere Plastikbecher, Kippen und Dreck. Dazwischen lagen die, die es nicht mehr bis nach Hause geschafft haben. So richtig vertrauenserweckend war die Szene da noch nicht. ;-)

  18. […]Positiv für die Szene sprach auch, dass hier keine gefährlichen Drogen (ihr wisst schon, dass ich jetzt nicht Alk + Zigas meine) im Spiel waren. Man kann sich vorstellen, dass das beruhigend ist für Eltern… mir ging es jedenfalls ähnlich wie Madame Mel diesbezüglich.[…]

    Das Stimmt. Partydrogen sind hier relativ selten. Zwar stolpert man oft genug über Alkoholleichen Aber dagegen würde ja nicht einmal ein bayrischer Ministerpräsident etwas sagen. Interessanter Weise waren Drogen bei uns zuhause aber auch nie ein Gespräch gewesen. Es war fast selbstverständlich, dass das sowieso nicht interessiert. Zwar fließt bei einigen ab und zu der Alkohol, aber ansonsten ist hier alles recht Abstinent. Kein Qualm über dem Kopf. Keine Pille im Hals, kein Schnee in der Nase und keine Kanüle im Arm.

    […]wo es kein ZV mehr gab = Zivilverteidigung. Quasi Armeeausbildung für die Frauen/Mädchen, damit sie den Staat daheim verteidigen konnten im Falle einer Invasion oder so. Genau weiß ich auch nicht wofür es gut war.[…]

    Wofür das gut war. Gute Frage. Grob geschätzt für rein gar nichts. Wozu war dieses ganze Kampfgeschrei gut. Außer dass diverse Zonenkinder nun einen Hang zu paramilitärischen Gebaren entwickelt haben ;) Man arbeitete nicht im Wettbewerb, sondern forderte zum Wettkampf nach Übererfüllung auf. Man lebte nicht, sondern existierte für den Klassenkampf. Und dieser rote Faden durchzog alles. Es hat keinen Sinn die Kinder militärisch zu trillen. Und anders würde ich zum Beispiel solche Auswüchse auch nicht bezeichnen.
    Und ich kann mich wirklich an Unterrichtsstunden erinnern, in denen über den Heldenmut der NVA, als Erben des Antifaschismus, palavert worden war. Und es darauf hinauslief, dass jeder sagen sollte, was er denn später in der NVA gerne seien wolle. Oder vielmehr: Hätte gewesen sein wollen. Und selbst ich debattierte in der Pause werter. Ich, als Grundschulwanst und wollte wirklich Panzerfahrer werden …Ratatata. Wobei. Nichts gegen Tanks. Aber nicht beruflich. Und nicht für einen Staat.

    Es ist Bestandteil der Diktatur, und vor allem in Deutschland, seine Bürger militärisch zu erziehen. Sei es im alten Preußen, im 3ten Reich oder in der DDR. Da eine Diktatur ein Aufbegehren des Volkes mehr fürchten muss, als eine Demokratie, muss sie sicher sein, dass sie einerseits auf interne Kampfkraft zählen kann. Und andererseits fördert die militärische Ausbildung die Staatsloyalität. Das ist zumindest meine Theorie. Daher der ganze Scheiß mit den Schulwehrsportgruppen…alias Wehrunterricht.

    In diesem Sinne…Freundschaft

  19. Nachtrag: Bin ich froh, dass ich nicht in der DDR in die Schule gehen musste. Das klingt furchtbar. Vielleicht nur für Außenstehende, aber mich gruselt es, wenn ich das lese.

  20. Zu Orphi:

    Nun, was heißt furchtbar. Es war eine Welt, die heute schwer zu verstehen ist. Vieles war freilich furchtbar. Manches aber auch ganz hilfreich. So kam aller halbe Jahre eine Ärztekolonne in die Schulen gestürmt und hat uns alle auf Herz und Nieren geprüft. Impfungen aufgefrischt und geschaut, dass mit uns alles in Ordnung ist. Es gab Vorschulhorte, quasi Horte für die Zeit vor dem eigentlichen Unterrichtsbeginn, für alle Schichtarbeiter recht angenehm. Es gab Nachmittagshorte ohne Frage, ohne Kosten, ohne Kompromisse. Ferienlager und weiß der Geier. Wobei ich nie ins Ferienlager wollte und zum Glück auch nicht musste. Es gab Pro und Kontra. Vieles zum Anklagen und manches zum Schönreden. Es war der ganz normale Irrsinn wie überall, nur eben anders.

    Ich jedenfalls bin froh die Erfahrung der Wende zu haben. Die Erinnerung an den Wandel im Land, der plötzlich auf mich niederging. All die neuen Eindrücke, all das, was man neu entdecken konnte und erlernen musste. Das war eine faszinierende Zeit. Zumal ich genug Tage in der nun westdeutschlandgeeichten Schule ebenfalls furchtbar fand. Auch wenn die Noten nun bis zur 6 gingen und man Samstag keinen Unterricht mehr hatte. ;)

  21. Wahrscheinlich sind es die Wörter, die so furchtbar klingen. Klassenkampf, Panzerfahrer, Zivilverteidigung, Armeeausbildung, Invasion, Schulhofappelle, Propaganda… klingt für mich nach genau den Dingen, die ich nicht mag und auch keinem heranwachsenden Kind wünsche. Aber ich verbinde mit diesen Worten auch keine erlebte Realität. Offensichtlich war es nicht ganz so gruselig wie es klingt.

  22. Das ist gut möglich. Worte besitzen nun einmal die Eigenschaft, dass sie nicht nur ein bestimmtes Sinnbild zum Ausdrucken bringen, sondern je nach Erfahrung anders assoziiert werden können. Dies ist zwar recht reizvoll und entfacht bei mir immer einen gewissen Spieltrieb bei der Wortwahl. Aber manchmal wäre es schon hilfreicher, wenn Begriffe einfach nur pragmatisch wären und nicht noch eine emotionale Prägung mitschwingt.

  23. @Orphi: Es war nicht ganz so gruselig, wie es klingt. Man steckte da einfach drin, kannte nix anderes, jeder machte mit und als Kind war das auch nicht so schlimm. Da gab es eben Sachen, die nervten und andere die waren toll und sehr gut (Ferienlager, Jugendförderung, kostenlose Kurse nach der Schule). Mich hat das alles erst dann gestört, als ich in die FDJ kam. Da war einfach zu viel Propagandakram dabei, das hab ich dann in der 8. Klasse langsam gemerkt und es wiederstrebte mir. Das war im Jahr der Wende 1989 und irgendwie war es gut so. Aber ich kann und möchte nicht alles schlecht reden. Ich hatte eine glückliche Kindheit, die mir nicht geschadet hat. Also Gothic ist kein Trauma ;-)

    Drogen: Vllt. war das bei Euch im Westen so. Bei uns nicht. Nie. Auch heute nicht (außer Alkleichen, klar, aber auch die halten sich im Gegensatz zu z.B. Technoveranstaltungen schwer in Grenzen). Aber nur bei den Gothics, bei den Punks sah das freilich bisschen anders aus. Wobei die für harte Drogen gar keine Kohle hatten. Jedenfalls die nicht, die ich kannte. Fleckenwasserschnüffeln ist das „Härteste“ was ich da bei den Goths gesehen habe.

    @Guldhan: Ja, einige Kinderlieder waren schon krass. Aber wie gesagt, das fällt einem ja als Kind noch nicht auf. Aber wie du siehst, es hat Dir auch nicht nachhaltig geschadet sondern eher im Gegenteil: Keine Macht dem Staate! Du bist dadurch nur noch kritischer geworden gegenüber allem was „von oben“ kommt oder staatlich verordnet ist und das ist genau richtig!

  24. […]Aber wie du siehst, es hat Dir auch nicht nachhaltig geschadet sondern eher im Gegenteil: Keine Macht dem Staate! Du bist dadurch nur noch kritischer geworden gegenüber allem was “von oben” kommt oder staatlich verordnet ist und das ist genau richtig![…]

    Und wenn genau das der Staat damals mit all dem Zirkus bezwecken wollte, dann unterstelle ich dem spontan Genialität. ;) Aber stimmt schon. Wirklichen Schaden nahm ich damals nicht. Bis auf einen netten Hospitalismus in frühester Kindheit, der selbst heute noch durch diverse Rechtschreibfehler sein Gesicht zeigt. Aber das dem Staate in die Schuhe zu schieben wäre albern.

    Ich schätze mal, dass mir die FDJ-Zeit ebenfalls recht schnell zu bunt geworden wäre. Als Freidenker oder Kind kritischer Eltern, fing man ja ab der Zeit an, dass alles zu hinterfragen. Aber das erlebte ich nicht mehr. Die Mauer fiel und zurück blieb ein verdutzter Thälmannpionier, der plötzlich das Intershop-Sortiment an jedem Bahnhofskiosk vorfand. Fernsehen in Farbe erlebte. Lernen musste einen Videorekorder zu bedienen, Pizza zu essen und ab 1996 von der trockenen Heizungsluft genervt wird.

  25. Mal ne ganz doofe Frage: Gibt es bei euch noch diesen großartigen Baumkuchen? Wir hatten Verwandte in der DDR und haben immer Pakete hin und her geschickt. Ich hab mich immer tierisch gefreut, wenn eins aus der DDR ankam, denn da war immer Baumkuchen drin. Sooo lecker! DAS gab es bei uns nicht. :-)

  26. Nun, wenn es ihn noch gibt, dann mit Sicherheit überall. Ich weiß zwar welchen du meinst, kann aber dahingehend kaum Schlauheiten von mir geben.
    Ich vermute aber, dass du den meinst, der ungefähr diese Form besaß. Nur eben komplett in Schokolade gehüllt. Ok, gab ja nur den einen.
    Ich glaube, derartiges lag noch in den Großmärkten rum. Am besten mal in der Richtung »Dresdener Weihnachtsgebäck« die Recherchen aufnehmen, zumindest der sächsische Raum. Denn ich habe bzgl. der Beantwortungen zwei Probleme. Zum einen vergaß ich, wie der damals schmeckte. Ich weiß nur noch, dass es »lecker« ganz gut traf. Zum anderen gehört Baumkuchen nicht gerade zum unteren Preissegment. Demnach konnte ich mich noch nicht wieder durchtesten. Zudem interessierte es mich in meiner veganen Zeit auch nicht mehr so wirklich. Aber wenn das Zeug noch in den nächsten Tagen rum liegt, so werde ich mal nachfragen.

  27. Ich entschuldige mich zu dieser Stunde noch nicht alle Kommentare gelesen zu haben, aber ich möchte mich zunächst auf Guldhans intensiven Einstiegsbericht eingehen.

    Gewohnt Textgewaltig aber in ungewöhnlicher Klarheit schreibst von einer Zeit, der das Wort Szeneeinstieg nicht gerecht wird. Mit Verlaub nenne ich Dich den „Reisenden“, einen der wenigen Romane, die ich mal gelesen habe und der mich immer unweigerlich an Dich und Deiner Geschichte erinnert.

    Ich erinnere mich sehr gut an 2010 wo ich Dich zum ersten mal traf, in der ich eindrucksvoll unter Beweis gestellt bekommen habe, das die Worte mehr sind als eine Schutzfassade, für die ich sie zunächst (man verzeihe mir) gehalten habe.

    Ich danke Dir auf jeden Fall für deinen tiefen Einblick und bin sehr froh das du Dich an dem Projekt beteiligt hast. Ich hoffe natürlich, das du auch weiterhin einer Teilnahme nicht abgeneigt bist und hoffe auch Dich bald wieder einmal persönlich zu treffen.

    Ich weiß nicht wie es Dir geht. Durch das Schreiben und Kommentieren gewinne ich ein subjektives Gefühl von Vertrautheit, als würden wir uns schon länger kennen als wir es eigentlich tun. Merkwürdig.

  28. @Guldhan
    Jawoll, das ist er. Ich meinte mit „Euch“ übrigens nicht DDR, falls du das so verstanden hast. Das wäre ja auch ziemlich dämlich. Ich meinte die Region. Bei uns hier habe ich schon öfter danach Ausschau gehalten, aber nix gefunden. Übers Internet vielleicht…

    @Robert
    Also auf Schutzfassade wäre ich hier absolut nicht gekommen. Dafür sind mir die – herrlich in Worte gefassten – Gedanken in diesem Blog einfach zu vertraut. Auch wenn ich hier und da ein großes ABER hinzufügen würde…

  29. Zu Robert:

    Vielen Dank für die Worte, die so angenehm zutreffend sind. Aber mal im Ernst. Immer mit der Ruhe, immerhin bescherte das Projekt doch eine gewaltige Textflut. Durch die man sich erst einmal arbeiten muss.

    Das Werk, das du mit »Den Reisenden« verbindest, würde mich interessieren. Vielleicht kann ich mich endlich verstehen, wenn ich mich mit den Augen eines »Fremden« sehe. Aber im Grunde ist die Bezeichnung gar nicht so weit hergeholt.
    Bin ich doch seit Jahren als Pilger zum stabilen Kern meines Wesens unterwegs. Sowie als Suchender nach dem Umfeld, an dem ich mich endlich zur Ruhe setzen kann und vor allem darf. Zu lange ist es her, dass mir die Reise angenehm war und ich mit Freude wieder aufbrach. In letzter Zeit stolpere ich nur noch kopflos und schwach voran. Ohne Wegweiser, ohne Kreuzung, ohne erkennbares Ziel am Horizont.

    Ich werde einmal schauen, wie es dieses Jahr aussieht. Interessant wäre es, mal wieder als geladener Gast in Leipzig sein zu können und nicht nur als Tourist, wie im letzten Jahr. Aber das wird die Zeit zeigen.

    Vertrautheit. In der Tat. Aber Vertrautheit muss nicht unbedingt viel Zeit in Anspruch nehmen, um sich zu entfalten. Denn manchmal wird keine Gewöhnungsphase benötigt. Sodass man einfach nur erkennt, dass das Wesen des Denkens, Schreibens und Argumentieren zusammenpasst. Und es ist und bleibt ein sehr inspirierender Gedankenaustausch.

    Zu orphi:

    Je größer das ABER wird, desto besser oder schlechter ist der Text. Und ich besitze in dieser Sekunde genügend Narzissmus, um ersteres anzunehmen. Auch wenn es, trotz öfter dahingehender Unterstellung, nicht zu meinem Wesen zählt.
    Die ABERs dürfen genannt werden, denn wer schreibt schon, um es jedem Recht zu machen. Selbst verdienende Autoren würden mit dieser Einstellung nicht weit kommen. Somit freut mich aussagekräftige Kritik mehr, als ein lapidares »Ja, stimmt schon…irgendwo und irgendwie« Denn dieser Ausdruck der versteckten Desinteresse trägt nicht zur Veränderung bei.

  30. Zu Robert: Nachtrag:

    […]das die Worte mehr sind als eine Schutzfassade, für die ich sie zunächst (man verzeihe mir) gehalten habe.[…]

    Nach langem Überlegen siegte doch die Neugier. Und somit diese Frage: Inwieweit wurden denn gedacht, dass die Worte nur Schutzfassade seien. Schutz vor was und warum…

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