19ter März 2010 – bitte alles anbieten!

Sieht mein Pkw so scheiße aus oder was animiert diverse Gestalten im Schutze der Dunkelheit aus irgendwelchen Dielen zu kriechen und mich mit ihren materialisierten Spamattacken zu nerven. Nun gut, kein Grund sich pikiert zu fühlen und gegenüber abgetretenen Rückspiegeln, zerstochenen Reifen, Signierungen im Lack oder geklauten Radkappen tangiert mich derartiges nur peripher. Ich weiß nur nicht, ob ich dieses im Laufe der Zeit schon als treu oder aufdringlich bezeichnen soll.

Die Rede ist von den kleinen unprofessionellen Visitenkarten, welche mich seit ca. drei Jahren in unregelmäßigen Abständen morgens am Auto beglücken und zudem noch im Briefkasten kleben. Man könnte sich ja wenigstens die Mühe machen und den Fahrzeughalter vom umliegenden Gesträuch aus auszuspionieren, um das Nummernschild mit dem Namen in Verbindung bringen zu können. Wozu gibt es heutzutage denn die sicherheitsspendene Großraumüberwachung. Bestimmt nicht wegen Terrorverdacht in mitteldeutschen Vorstädten. So paranoid kann ja keiner sein…
Gut, mein Wagen sieht zweckmäßig aus, ist zumeist regengewaschen und kennt daher Waschanlagen nur vom Gegenverkehr…oder wenn es die Werkstatt mal wieder für nötigen Service erachtet. Aber wer sagt, dass ich diesen verkaufen will. Wer sagt, dass ich mich durch diese laminierte Kärtchen sofort animiert fühle, begeistert zum Telefon eile, hastig die Mobiltelefonnummer einhämmere und den sich meldenden Gesprächpartner für diese grandiose Idee des Aufkaufs verbal die Füße küsse. Wer macht so etwas. Billigkärtchen mit Druckfehlern auf dessen Front ein roter Protzesportwagen bekannter Automarke prangert. Wenn auch dieses Mal ohne den mit Photoshop hineinmontierten Bikinihasen. Zum Glück. Denn beides war absolut nicht mein Typ und so muss ich heute wenigstens nur diese motorisierte Schwanzverlängerung ertragen. Ich gebe zu, dass mein Gefährt kein Neuwagen mehr ist und die Zeit der zusammenbrechenden Verschleißteile unaufhaltsam näher rückt. Aber dieses Fahrzeug ist noch immer zuverlässig und alles andere als nachtragend. Warum sollte ich dieses also an Händler abschieben, die laut ihres Kärtchen alles nehmen, was irgendwie noch an ein Auto erinnern könnte und sei es nur noch für den fantasiebegnadetsten Waldorfschüler oder Bauhausstudenten mit Stipendium. Warum also? Um mir mit dem Erlös sowieso kein anderes Fahrzeug mehr leisten zu können?

Besondern unterhaltsam finde ich dabei immer den Satz im post scriptum:
»Bitte diese Karte nicht wegwerfen – schonen Sie die Umwelt«
Natürlich nicht, ich verschenke sie Weihnachten weiter an meine Freunde. Tapezierte damit mein Arbeitszimmer und nehme diese immer gerne für besonders ausgefallene Serviettentechniken. Nur blöd, dass ich dabei wegen der dämlichen Laminierung mit der Heißklebepistole herangehen muss. Was denken die sich. Meinen die ernsthaft, mich durch diesen besonders kreativen Satz zu irgendwas anderes zu bewegen, als knüllende Bewegungen mit den Fingern und eine Wegwerfbewegung der Hand. Ab sie können sich beruhigen, die Papierkontainer stehen gleich neben dem Parkplatz. Schonen Sie die Umwelt…natürlich, indem man die Schöpfer dieser Visitenkarten aus der Stadt tritt und damit den Ursprung dieser Rohstoffverschwendung und Umweltverschmutzung liquidiert.

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