nd lädt zum Verweilen ein. Zum in sich gehen und bedenken; gedenken, an die Vergänglichkeit. Tritt ein, wenn dir Vanitas schon die Tür aufhält. Benicke ihre Gastfreundschaft und nimm deren Eitelkeit wohlwollend zur Kenntnis.
Die Selbstgefälligkeit des Verfalls, der Prunk der Vergänglichkeit. Und der letzten Würde des Untergangs, mit dem die Räume im Stillen ihrer Geschichte gedenken. Der Momente, die sie in sich tragen, wie der Mensch die Erinnerungen verbirgt. Verheimlicht, unerreichbar und doch vorhanden, da irgendwann verlebt. Womöglich. Aber was existiert denn noch, das nicht mehr erinnerbar ist. Keine Erinnerung, keine Existenz. Der Moment wird seiner Seele beraubt und ausradiert. Aus der Geschichte getilgt, selbst rückwirkend innerhalb der Vergangenheit. Wurde vom Heute ausgehend nie gelebt.
Memento moriendum esse. Gilt ebenso für den Augenblick. Alles stirbt, nicht sofort, und doch mit dem Verlust der letzten Erinnerung. Steigt nicht auf ins Himmelsreich oder fällt hernieder in des Cerberus Wassernapf. Es zerrinnt ohne Kommentar. Vermengt sich mit den Körnern der Zeit und fruchtlos sinkt es zu Boden.
Gesättigt vom Schutt der brüchigen Böden und der müden Wänden. Verklebt vom Wasser, das durch die Decken sickert, vergaß der Moment seine Gestalt. Und bildet mit gutmütiger Geduld den Boden für eine neue Geschichte. Von all den Geschichten, die über die frischen Fußabdrücke hineingetreten werden.
Erneut knie ich in dem scharfen Wind eingeschlagener Fenster und zerdroschener Türen. Doch dieses Mal nicht alleine. Die Schatten wehender Baumskelette, die sich neugierig an das Milchglas drücken und ihre knochigen Silhouetten hinterlassen, begleiten mich. Zudem das scheppernde Schlagen alter Metalllamellen der einsten Lüftung, die sich fortwährend mit den Wind balgen.
Obwohl der Frühling schon Einzug hält, mit Vogelgesang und warmer Sonne die Wiedergeburt der Natur zelebriert, haftet der klamme kalte Herbst noch immer an den Innenwänden. So wie der zurückgezogen lebende alte Mensch, der jenseits des gesellschaftlichen Lebens seinem Trott nachgeht, so scheinen auch solche Ruinen ihren Starrsinn zu pflegen und sich der Gegebenheiten zu verweigern.
Auch wurde ich bei meiner zweiten Erkundung vom neuen Hauseigentümer überrascht. Mit der Schnelligkeit und Anmut eines Assassinen, zumindest dem, was man sich heute allgemein darunter vorstellt, hechtete er durch eine gesplitterte Fensterscheibe. Fast lautlos. Nur das dumpf-pelzige aufdotzen im matschigen Boden war hörbar. Kurz nachdem ich einen unscheinbaren Bewegungsschatten im Augenwinkel wahrgenommen hatte.
Regungslos blieb das getigerte Katzentier neben mir stehen und starrte mich eindringlich an. Dieser Blick aus Verachtung und Arroganz, der Streunern innewohnt. Und obwohl ich gutmütig grüßen, mich vorstellen und jenes Tier in dieser Kulisse portraitieren wollte, war die neue Bekanntschaft alles andere als angetan. Entrüstet sprintete die Katze in den nächsten tiefen Schatten und verschwand.
Und mit ihr wieder das Leben, die Erinnerung und der Moment. Der verblasst und verschwindet, sowie ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Wie alles im Leben. Leben kommt und Leben geht. Man selbst steht mitten drin. Bestaunt die anderen in ihrem Rausch, will dazu gehören oder einfach nur entfliehen. Flüchten in die Freiheit, ähnlich der Katze. Deren Gedanken kaum über das Jetzt hinausgehen und die sich erst dann verkriechen, wenn sich das Ende unabwendbar vor ihren aufbaut. Anstatt wie der Mensch, anstatt wie ich, Tag für Tag mehr am eigenen Denken zugrunde zu gehen. Und unabdingbar auf das zu warten, was einen, auch ohne Gedanken daran, einholen wird.