Erinnerst du dich noch…

Photobucketach langer Zeit wieder ein Stöckchen, dass ich im wirren Gestrüpp des Netzes gefunden hatte. Der pädagogische Wert darf umsonst gesucht werden. Der Unterhaltungswert ist relativ. Doch mir war einmal danach.
Sind doch Erinnerungen das Fundament unserer Seelen und die Wegbereiter unseres Seins.

Erinnerst du dich noch…

… an die erste Schulstunde

Nein. Vielleicht fällt es mir wieder im hohen Alter ein. Immerhin wird einem ja nachgesagt, dass man dann die Umwelt mit all jenen Anekdoten belästigt, die diese längst vergessen hofften.

Aber ich hatte mir sagen lassen, dass der erste Tag bei mir so gut wie keinen Freudentaumel herbeiführte. Zumindest dieser ganze Zirkus inner- und außerhalb des Schulgebäudes. Alles was danach kam soll wieder erträglicher gewesen sein.

Davon einmal abgesehen, kann ich mich kaum mehr an die Schule erinnern, in der ich die erste Klasse durchlebte. Es blieben einzig noch unzusammenhängende Momentaufnahmen von wenigen Sekunden.
Darunter die Erinnerung an die riesigen Kopfhörer mit Mikrophon, die wir oft genug auf dem Schädel sitzen hatten, um selbst zu erkennen, wie erbärmlich doch unser aller Sprachfehler klang. Zumindest zeigte die Methode Wirkung, denn vielen unterließen dieses mit der Zeit. Ich eingenommen.

Ich landete dort, weil ich aufgrund eines Krankenhaustraumas mit 5 oder 6 Jahren plötzlich alles stotterte, was man im deutschen Sprachgebrauch so stottern konnte. Doch drauf geschissen, ich wollte ohnehin nie im HipHop Fuß fassen.

Auch erinnere ich mich, dass wir damals noch Samstags Unterricht hatten. Zwar nur bis zur frühen Mittagstunde, aber dennoch lange genug, um vor allem den älteren Jahrgänge, der 8ten POS-Klassen aufwärts, das Wochenende zu versauen. Dafür gab es 8 Wochen Sommerferien und die Notenvergabe endete mit der alles vernichtenden 5-. Somit hätte es im Deutschen Demokratischen Sozialismus den nächsten Punkt gar nicht gegeben. Egal wie dämlich man sich angestellt hätte.

… an die erste Sechs

War bestimmt in Englisch. Als dieses Inselrottwelch eingeführt worden war, hatten wir eine dahingehende Referendarin, die mich sogar derartig für die Sprache beigeistern konnte, dass ich vor lauter Eifer und Sprachverständnis anderen Nachhilfe gab.

Das änderte sich ab den höheren Stufen allerdings schlagartig. Da die Referendarin wieder ihrer Wege, und der Verbeamtung entgegen, zog und unsere neue Stammlehrerin ein -rückblickend- interessantes Verständnis von pädagogischer Erziehung besaß.
Der Mathematiker würde dieses Verhalten zwar noch als proportional definieren. Allerdings als indirekt proportional oder als invers. Da sie immer leiser wurde, je lauter und ungenierter sich die Klasse gab.

Dieses gipfelte im reinsten Flüsterton. Sowie dem spontanen Einsammeln der eben gestellten geflüsterten Aufgabe; auf Note versteht sich. Wegen der daraus zu ziehenden Lehre. In einer Klasse voll Pubertierender sehr hilfreich. Vor allem wenn man vorletzte Reihe außen saß.
Somit sank meine Leistung recht proportional mit meiner dahingehenden Lernlaune. Auch sei zu erwähnen, dass sich dieses nur allzu schnell auf meine Sympathie für diese Sprache übertrug.

Eine 6, an die ich mich wirklich ernsthaft erinnern kann, platzte in Mathe in eine ohnehin beschissene Woche. Zwar stehe ich mit dieser Logik nicht wirklich auf Kriegsfuß. Doch einige Teildisziplinen gehen völlig an meinem Verständnis vorüber.
Zumindest wenn es dem Vermittler nicht gelang, bei mir die Erleuchtung zu aktivieren. Denn es sei gesagt, dass ich bei der Prüfung für den 10te-Klasse-Abschluss mit einer verdammt guten 2 gepunktet hatte.
Beim Abitur dann allerdings vorsichtshalber Mathematik durch Biologie ersetzte, zumindest was den naturwissenschaftlichen Teil der Prüfung anging.

In Sport hätte ich wohl meine Standard-6 eingefangen, wenn man nicht durch die Gnaden-4 hilfreich lächerlich gemacht wurden wäre. Denn man gab sich ja Mühe… Hatte ich schon einmal meine Verachtung gegenüber Schulsport erwähnt?

… an die erste Liebe

Wo, wenn nicht in der Schule. Die Mädels begannen plötzlich, bewusst oder unbewusst, diverse Körperpartien in Szene zu setzen. Und man selber begann sich dafür zu interessieren. Und sich verdutzt zu fragen, warum einen das nicht früher aufgefallen war. Und wie man ohne diese Blickfänger hatte so lange leben können.

Allerdings merkte Mann recht schnell, dass es sich ohne diese besser gelebt hatte. Vor allem wenn es drei Jugendschwärmereien innerhalb der eigenen Klasse gab, die allesamt ohne Wirkung aber allwöchentäglicher Reizung geblieben waren.

Die Helden der Klasse taumelten Tag ein und Tag aus im Rausch ihrer neu entdeckten Hobbys. Die taffen und drahtigen. Die Sportler und Raucher. Die Sprücheklopfer und Modebewussten.
Man selber war der unscheinbare der Klasse, der ruhige dicke Kumpeltyp mit Humor, der bei Fragen half und sich immer die Klagen über das spontane Arschlochverhalten der Taffen und Drahtigen anhören durfte. …scheiß Zeit, scheiß Trieb. Wie glücklich lebt doch das asexuelle Wesen.

… an die erste Tanzstunde

Tanzstunde? Ich? Bleiben wir doch bitte bei dem nötigen Ernst.

… an die erste Enttäuschung

Der Enttäuschungen gab es viele. Sei es in der Schule. Sei es damals oder verstärkt heute. Manche wiegen schwer, manche lagen schon als Eventualität im Hinterkopf und manchen schlugen unerwartet und umso brachialer zu.

Wirklich bitter enttäuscht wurde ich zur Zeit meines ersten Studiengangs. Im Grunde sammelten sich schon solche Momente davor, in einer Häufung, die mir bis dato fremd gewesen waren.

Doch dann irgendwann platzte alles über mich hinein und ich versagte am laufenden Band. Klausuren kannten eine Benotung des »irgendwie bestanden« nur noch vom Hörensagen oder von Kommilitonen. Ich wurde allem müde, lustlos. Mir wurde alles scheißegal und gleichzeitig kotzte mich alles so enorm an.
Warscheinlich war ich es sogar gewesen, der mich am meisten getäuscht und somit zu dieser Enttäuschung geführt hatte.

Auf einen Schlag enttäuschte ich mich nur noch am laufenden Band. Ich kam mir wie eine einzige große Lüge in meinem eigenen Leben vor. Es gab kein Richtig mehr, nur noch das Falsch. Damit war mein Selbstwertgefühl gebrochen.
Ich wurde nur noch von meiner Umgebung enttäuscht und von jedem in meinem Umfeld. Ob berechtig oder eingebildet, es variierte, konnte von mir aber nicht mehr unterschieden werden. Selbst mein Hund neigte dazu und musste meinen Unmut spüren. Obwohl dieser jene Reaktionen meinerseits am wenigstens verdient hatte.

Letztendlich brach alles weg. Aufgrund der Hoffnungen und Träume, die mit dem Studium platzten. Doch was soll´s. Es war nur eine Brücke die weggebrochen war. Und es schlängelte sich noch ein abzweigender Trampelpfad am Abgrund entlang. Der zu einer anderen Studienrichtung mit verdammt gutem Abschluss führte.
Am Horizont flimmert zwar noch immer die einste Zukunft als unerreichte Utopie. Aber vielleicht trifft der Trampelpfad irgendwann wieder auf eine Brücke dorthin…und er verläuft ewig in der Einöde.

… an die erste Fahrstunde

War anstrengend. Zumal ich ohnehin nicht der leidenschaftliche Autofahrer bin. Wenn ich mich schon hinter das Steuer setze, so muss das einem wirklichen Zweck unterliegen. Daraufhin ist meine Frage zumeist auch ein abschreckendes »Kann man da nicht hinlaufen« anstatt dem klischeehaften »Kann man da nicht hinfahren«

Somit verlernte ich ebenso schnell wie begeistert die hohe Kunst des Parklückeneinquetschens. Da ich lieber fünf Kilometer durch die Innenstadt laufe, wenn ich im Gegenzug die Karre einfach irgendwo entspannt hinkrachen kann.

Dafür ist es amüsant zu beobachten, wie jeder »Ich laufe nur so weit wie mein Auto lang ist«-Anhänger bei dem Versuch, mit mir Schritt zu halten, zu japsen anfängt.

Dennoch kam ich dank meines geduldigen sowie erstklassigen Fahrlehrers und meines damals noch soliden Kontostandes zu jenem Schein, der mich zum Führer erhob.
Auch bin ich rückblickend über das Ultimatum dankbar, dass mir von meinem damaligen Arbeitgeber, der Stadt G., gemacht worden war. Nämlich, dass man mich mit den Worten und nachhaltigem Nachdruck »Herr B, sie sollten nach ihrem Zivildienst den Führerschein besitzen oder sich mit einer sehr ungewissen Zukunft bzgl. ihrer weitere Anstellung konfrontiert sehen« in den Staatsdienst entlassen hatte.

Gesagt getan. Ich besaß nach meiner Rückkehr die Fahrererlaubnis. Nichts ahnend, dass ich mir ein halbes Jahr später selbst die Zukunft in ungewisse Bahnen warf.
Doch ohne jenes Drängen hätte ich diese wahrscheinlich heute noch nicht. Von der momentanen Unmöglichkeit der Finanzierung einmal abgesehen.

… an die erste Zigarette

Eine Erinnerung, dessen ich nicht sonderlich begierig bin und somit nicht darüber verfüge.

Das einzige was diese Kategorie ausfüllen könnte, wäre meine Begegnung mit einer Wasserpfeife, die ich voriges Jahr machte.
Ich zog daran, erfreute mich an dem Blubbern, bestaunte den rauchigen Himbeergeschmack im Rachen und amüsierte mich über die damit erworbene Fähigkeit, Qualm auszuatmen.

Doch mehr geschah nicht. Noch immer bleibt die Frage nach Sinn und permanentem Gefallen. Zumindest außerhalb der Lehrbuchphrasen von Sucht, Langeweile und Gruppenzwang.

… an die erste Wohnung

Diese Erinnerung wird gepflegt. Denn allzu gerne rufe ich diese in den momentanen Momenten ewiger Sinnfrage ab. Auch wenn es nicht die erste Wohnung war, sondern deren Aufteilung und Gestaltung den Statuten der WG unterlag, so war es dennoch eine Wohnung der persönlichen Selbstbestimmung.

Zumal man bei dem Begriff »WG« auch nicht an die klischeehafte Studentenbude denken muss. Mit Europaletten als Bett, Nasszelle und muffiger Küche, die nur aus einem Abwaschturm, ignoriertem Haushaltsplan und Tiefkühlpizza besteht.

Es war mehr die Snobversion einer WG. Deren Küche mit Balkon schon größer gewesen war, als mein gesamter momentaner Wohnraum. Eine Maisonettenwohnung innerhalb eines sanierten Altbaus mit Innenhofgrün im Herzen der hiesigen Altstatt.
Und auch wenn diese Stadt sonst die Ästhetik eines Fußballstadions nach verlorenem Heimspiel besitzt, so kann sich die Altstadt wirklich sehen lassen.

Zudem war das Gebäude noch in strategischer Lage zum Geldautomaten, Chinesen, zur Videothek und zum Fitnessstudio. Alles im Radius von max. 15 Minuten Fußweg zu erreichen. Sowie 25 Minuten bis zur pulsierenden Innenstadt. Oder besser gesagt: Innenstadt mit Schlaganfall.

Alles in allem eine edle Wohnung und mit die geilste Zeit des Lebens, da ich in dieser die lässige Eigenart des Lebens erfuhr. Tue was du willst, soll sein das Gesetz. Wer sollte einen hintern?
Höhere Aufsicht und Meldepflicht waren innerhalb der eigenen vier Wände abgeschafft. Ein für damals guter Verdienst und ein gering gehaltenes Volumen an monatlichen Fixkosten ließ auch kaum Fragen nach der Bezahlbarkeit aufkommen.

Ich lebte, trainierte, erhob mein Selbstbewusstsein aus seinem Grab und erweckte es mit frankensteinschem Einfühlvermögen zum Leben. Ich tat was und wann ich es wollte. Reiste, feierte, besuchte Groupies, lernte eifrig die Marotten eines Arschloches, übte mich im Zynismus, Sarkasmus sowie Galgenhumor, erkannte Hobbys und die Schönheit von Kunst und Ästhetik und so weiter und so fort.

Doch was das wichtigste gewesen war und was im Grunde die gute Erinnerung schürt: Ich besaß ein recht sorgenfreies Heute.
Einen Lebenssinn und einen unbekümmerten Blick in die Zukunft. Da deren Weg solide und sicher über die Berge führte. Und nicht so brüchig und gefahrenvoll um sie herum schlängelte.

… an die letzte Nacht

Die letzte Nacht verbrachte ich im zerbombten Kapitol von Washington D.C. Beobachte hinter Sandsäcken amüsiert den dortigen Schusswechsel zwischen den Söldnern der »Talon Company« und den Supermutanten, die sich dort eingenistet hatten.

Allerdings nicht ohne dem Treiben mit gezielten Köpfschüssen für beide Parteien ein schnelles Ende zu setzen. Somit war die Gegend vorerst wieder befriedet sowie dem dortigen Behemoth Supermutant ein paar Raketen in den Arsch gejagt. Und ich konnte mich genüsslich von deren Munitionsreserven und allerlei Gedöns bedienen.

Doch als mich die Müdigkeit zu Reaktionsschwächen und Fehlern trieb. Ging ich aus »Fallout 3« heraus und schlief irgendwo in desinteressierter Realexistenz ein.

4 Gedanken zu „Erinnerst du dich noch…

  1. Wieder ein interessantes Selbstbild, das Du durch Deine Antworten etwas lüftest. Zu persönlich um dazu einen gehaltvollen Kommentar abzugeben (falls ich das jemals überhaupt getan habe). ABer in Summe wie immer auch sehr unterhaltsam („der Schein, der mich zum Führer erhob…“, „…die Karre einfach irgendwo entspannt hinkrachen kann.“).

    Tanzstunde war für mich selbst der Horror. Ich habe es 2x versucht, dann bin ich enttäuscht rausgegangen und hab der Sache auch nicht nachgetrauert. Das Problem war: ich war schon damals ziemlich groß (aber zum Glück nicht die Größte in der Klasse) und keiner der pubertär noch völlig unselbstbewussten Jungs hat sich getraut, mich aufzufordern. Es mangelte auch an großen Jungs, gab vllt. 1-2 dort in der Tanzstunde, die größer als ich waren (und sich dann immer sehr kleinen Tanzpartnerinnen nahmen, logisch!) Ich kann nur sagen: Es ist ein enttäuschend beschämendes Gefühl, wenn man ‚übrig bleibt‘. Ganz und gar deprimierend. Ich wollte mir das nicht mehr geben und hab bei meinen Eltern erwirkt, dass ich da nicht mehr hin musste. Damit war die Welt wieder in Ordnung.

  2. […]Zu persönlich um dazu einen gehaltvollen Kommentar abzugeben[…]

    Nur keine Scheu. Die Worte sind Freiwild. Zumal ich ohnehin immer abwäge was ich offenbare und was nicht. Somit bin ich bei den veröffentlichen Thesen ohnehin recht unempfindlich.

    […]Ich wollte mir das nicht mehr geben und hab bei meinen Eltern erwirkt, dass ich da nicht mehr hin musste.[…]

    Tanzunterricht stand nie zur Debatte. Theoretisch hätte ich damals noch nicht einmal gewusst, was das ist. Geschweige denn wo so etwas ist und was ich dort sollte. Selbst heute fällt mir kein vernünftiger Grund ein, weshalb man den Kindern derartige Freizeittilger antun sollte. Höchstens als Strafe…

    Wenn schon in Kultur geschult, dann Klavierunterricht, Kafka-Hörspiele und Nietzsche als Guten-Nacht-Geschichte. Und ab dem 16ten Lebensjahr würde es dann ohnehin eine väterliche Unterweisung in die Grundsätze des Pogo und Stomp geben. Egal ob Weiblein oder Männlein. Also was sollen die Faxen mit Standardtanz.

    Ich kann mich erinnern, dass wir in der Grundschule zum Einschreiben in einen nachmittäglichen Sportverein genötigt wurden. Wahrscheinlich trieb das die meisten Mädels in die Tanzstunden und in die dahingehende Tradition. Während ich eine Lücke im System ausnutzte und mich ganz frech zu den Schach-Sport-Köpfen gesellte.
    Machte man mir das Leben mit dem Schwimmunterricht schon schwer genug. Denn das war wirklich ätzend und versaute mir so manches Wochenende.

  3. Die Worte sind Freiwild. Zumal ich ohnehin immer abwäge was ich offenbare und was nicht. Somit bin ich bei den veröffentlichen Thesen ohnehin recht unempfindlich.

    So war das nun gar nicht gemeint. Ich habe mich nicht zurückgehalten weil es persönliche Dinge waren, sondern weil ich gar nicht in der Lage bin, deine persönlichen Erinnerungen zu werten oder zu diskutieren.
    Also es war eine neutrale Aussage von mir und nicht, dass ich mir was verkneifen musste oder wollte.

    Machte man mir das Leben mit dem Schwimmunterricht schon schwer genug. Denn das war wirklich ätzend und versaute mir so manches Wochenende.

    Scheint so, als gehört zu jedermenschs Teenie-Zeit etwas dazu, was höchst unangenehm ist und einen auch prägt für das spätere Leben. Wobei ich trotzdem sehr gern tanze auf meine eigene Weise. Völlig herrlich regelbefreit.

    Das „nicht-miteinander-tanzen“ ist ja etwas, das z.B. noch meiner Elterngeneration sehr schwer fällt zu begreifen. Wie man Spaß haben kann ohne dass man MITEINANDER tanzt (so mit Anfassen und Arm umd die Hüfte legen und so…). Bei euch „tanzt ja jeder für sich alleine“. Ich kenne auch noch die Zeiten da man zumindest gegenüber getanzt hat – ohne Anfassen. Remember from the 80ies? Aber das sind auch noch die Generationen die nur solange tanzen gegangen sind bis sie dort einen Partner gefunden haben. WAr der dann „sicher“ und u.a. durch den gemeinsamen Tanz qualifiziert auf lebenslang, ging man nur noch selten in Tanzetablissements. So wie ich/wir weggehen um uns einfach nur selbst an der Musik zu erfreuen, Leute zu beobachten oder zu treffen und ein bisschen zu schwatzen, ab und zu zu tanzen… nee, das können sich Ältere gar nicht vorstellen.

    Standardtanz ist aus meiner Sicht einer Methode, dem Vergnügen Ernsthaftigkeit zu verleihen. Das Motiv dazu ist mir nicht klar, es sei denn es ist ein Sportliches. Aber für mich bedeutet tanzen Erholung, Spaß und Entspannung – nicht ANspannung.

  4. […]Also es war eine neutrale Aussage von mir und nicht, dass ich mir was verkneifen musste oder wollte[…]

    Ach so. Und ich befürchtete schon, dass mir ein kollektiver Verbalvandalismus meiner Erinnerungen durch die Lappen gegangen wäre.

    […]Wobei ich trotzdem sehr gern tanze auf meine eigene Weise. Völlig herrlich regelbefreit[…]

    Wenn der Spielplan der Clubs zu begeistern weiß, dann bin ich der letzte, der faul und unmotiviert auf den Sitzgelegenheiten lümmelt. Doch das Bild, das ich dann abliefere, würde den Begriff »Tanzen« eher verstören als bereichern.

    […]Wie man Spaß haben kann ohne dass man MITEINANDER tanzt[…]

    Ein solches Bild in einem solchen Club wäre allzu schrullig. Der Paartanz zu Combichrist. Ja ne´ is´ klar. Mentalitäten wandeln sich. Sinne werden geändert und Aussagen sind der jeweiligen Generation unterworfen.

    Wie du schon sagtest, stand der Tanzabend früher Zeit im Sinne der Partnerwahl. Zudem gab es dort endlich einmal die Chance der gegenseitigen Berührung und des Näherkommens ohne gleich der Unsittlichkeit oder des Flegelhaften beschuldigt zu werden.

    Natürlich dienen auch heutige Clubbesuche noch der Balz. Aber nicht mehr so gezwungen wie damals. Der Abend wurde einer von vielen Möglichkeiten dazu, er bleibt nicht mehr der Einzige. Was die Atmosphäre nicht unwesentlich entkrampft.

    Davon mal abgesehen würde ich mir blöd vorkommen, wenn ich mit einem Mädel so auf Tuchfühlen gehen müsste. Und selbst wenn es die eigene Freundin ist. Natürlich wird sie mal gekrallt und selbstverständlich werden mit diversen Handlungen anderen Kerlen im Umkreis sämtliche Illusionen genommen.
    Doch die Musik lässt derartiges Zusammenkleben ohnehin nicht mehr zu. Sie ist zu impulsiv, zu wandelnd und zu uneins, um dafür ein Schema zu besitzen. Davon mal abgesehen brauche ich ohnehin Platz um mich auszutoben. Und ich wollte sie definitiv nicht in meinem Gefahrenbereich wissen.

    […]Aber für mich bedeutet tanzen Erholung, Spaß und Entspannung – nicht Anspannung[…]

    Nun, ich kann mir nach gelungenem Abend meist irgendeine blutunterlaufene Blase aufschneiden, das Shirt über dem Waschbecken ausringen und am nächsten Morgen die Muskelfaserrisse orten.
    Von daher ist es weit gefehlt mit Erholung und Entspannung. Aber es war definitiv Spaß dabei und die Genugtuung des ungezwungenen Austobens.

    Bedauerlich dass einer unserer einsten Stammclubs unerwartet das Programm strich und der andere zum Düster-Tekker-Schuppen mutierte. Augenscheinlich durch zu viel Cyber-Radioaktivität.

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