Gedankenfreibank – 1/4 Mai 2011

Freibankgedanken stammten aus der Notschlachtung von Themen, die aufgrund ihres minderwertigen, aber nicht hochgradig gesundheitsschädlichen Inhaltes, als »bedingt tauglich« eingestuft wurden.

[…] Verbraucherschützer haben dem Süßwaren-Konzern Ferrero „irreführend-sportliche Werbung“ für seine „Milch-Schnitte“ vorgeworfen. […] Mit Spitzensportlern als Werbepartner preise der Konzern den Riegel als leichte Zwischenmahlzeit an, tatsächlich bestehe „Milch-Schnitte“ jedoch zu etwa 60 Prozent aus Fett und Zucker, kritisierte die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. […]Wenn Milchschnitte eine leichte Zwischenmahlzeit ist, dann ist Schoko-Sahne-Torte das perfekte Diät-Produkt“, erklärte die Leiterin der Foodwatch-Kampagne abgespeist.de, Anne Markwardt. […] Ferrero erklärte, der Konzern nutze Sportler als Werbepartner, um zum Ausdruck zu bringen, „dass Ernährung und Bewegung zusammen gehören“. […]

Photobucketch hoffe, dass jemand der Foodwatch-Organisation schonend beigebracht hatte, dass einige schon aufgrund von weniger brisanten Enthüllungen einfach terminiert worden sind. Gegen solche Entdeckungen, Recherchen und Anschuldigungen wirkte doch Wikileaks wie eine Schülerzeitung.
Wie können die dabei noch ruhig schlafen. Oder haben die dortigen Aktivisten schon längst mit dem Leben abgeschlossen. Ist dieser Kampf gegen die globale Fressalienkrake wichtiger als das eigene Leben. Oder erfährt man mit dem Eintritt als Mitarbeiter die letzte Ölung mitsamt der Heiligsprechung, sodass man sich traut, derart selbstlos diese Anschuldigen offen zu verbreiten…

Wo leben diese Futterfundamentalisten mit dem Weltbild eines Papa Schlumpf eigentlich. Das ist Werbung. Reklame. Lockmittel. Propaganda. Und keine Aufklärung oder Selbstkritik. Würde jeder Werbetreibende mit ehrlicher Wahrhaftigkeit seine Waren anpreisen, so könnte man auf die gesamte dahinterstehende Werbebranche einen großen Haufen setzen. Denn derart beschissen, angeschissen und verarscht würde sich diese vorkommen. Oder wie würde man es finden, wenn man auf einen Schlag seine Existenzberechtigung verliert.
Würde Werbung von Wahrheit abstammen, so würde wohl nur noch eine Handvoll der verfressensten Sauen dieses Zeug kaufen. Werbung wäre selbstvernichtend und zöge deren Geburtshelfer mit in den Tod. Was soll also das hantieren mit dem Rammbock, wenn die Tür ohnehin schon offen steht.

Schließlich gibt es keinen klar denkenden Menschen, der aufgrund von durchtrainierten Großformatsfressen täglich 20 Pakete von dieser, in Form gepresster, Inzucht aus Industriezucker herunterwürgt. Und dabei noch denkt, dass er aufgrund dessen in zwei Woche genau so aussieht wie eben jener grinsende Werbewichser.
Gestalten, die auf diesen zu assoziierenden Lockstoff hereinfallen sind ohnehin kaum lebensfähig. Wenn überhaupt noch zu retten. Verloren in der Unüberwindbarkeit ihres rudimentären Denkvermögens.

So wie die Nacktschnecke auch nicht die Bierfalle hinterfragt, bevor sie hineinplumpst und zu schmierigen Schleim zersetzt wird. So erfreuen sich auch diese der beworbenen Modelmaße, die jenseits ihres eigenen Kleiderschrankes liegen und stopfen sich weiterhin die wohlwollende Werbebotschaft in den Rachen.
Ohne einmal auf den Gedanken zu kommen, die Glotzglüsen von den primitiven Blickfängern der Verpackung zu den aufgelisteten Inhaltsstoffen zu lenken. Vorausgesetzt natürlich diese verschwanden nicht schon völlig hinter Fettwülsten, wo früher einmal Lider gewesen waren.
Oder sich eventuell zur geistigen Anforderung aufzuraffen und die schnöde-statistisch abschreckenden Zahlen zu hinterfragen. Und nicht nur bedacht sind, voller Tatendrang die »empfohlene Tagensmenge an Zucker« zu erreichen.

Natürlich verarscht einen die Nahrungsmittelindustrie. Natürlich besitzt der gemeine Nachtisch auf Milchbasis für Kinder ähnlich viel Nährwert wie ein Klumpen C4-Sprengstoff. Selbst die Wirkung auf die Zähne dürfte ähnlich ausfallen. Natürlich stecken überall Schlächter der Gesundheit. Getarnt, wie der weiße Industriezucker-Riese im Fruchtzwerg.
Doch ist das etwas Neues? Muss man noch darüber reden? Weiß das nicht eh schon jeder Mensch, der sich etwas auf seine Vernunftbegabung einbildet.
Die Weltbevölkerung wird immer fetter und das nicht erst seit dem Strahlungsaustritt. Der Grund ist auch nicht bei zuviel Luft und Liebe zu vermuten. Eher beim atemlosen Frustfressen von sportlich beworbenen Kalorienbomben. Bei denen der Konsument nicht einmal nur als Kollateralschaden gehandelt wird, sondern mit chirurgischer Präzision als geplant angepeilter Tatort.

Zudem ist es auch nicht die Futterbranche alleine, der man das großflächig und fast schon pauschal ankreiden kann. Wirbt Tabak nicht ebenso mit »Irreführung«…? Oder Alkohol? Waschmittel? Automobile? Elektroschrott…und der ganze Rest.
Werbung muss im Kern irreführen und manipulieren. Muss schleimen, heucheln, reizen. Sonst wirkt sie nicht. Natürlich kann man das höfflicher formulieren….aber ich will ja hier auch nichts bewerben.

[…] Justin Bieber steht unter Schock […] Der „Baby“-Sänger performte am Freitag in der Acer Arena (Anm. der Redaktion: in Sydney) vor seinen begeisterten Fans, als ein Unbekannter im Publikum den Sänger bei einer Tanzeinlage mit Eiern beworfen hat. […] Bieber konnte den Eiern ausweichen – zwei landeten zu seinen Füßen und eins mitten auf der Bühne. […]

Photobucketass die Australier etwas sonderbar sind, ist ja allgemein bekannt. Und das ist nicht einmal gehässig gemeint. Man muss sich nur einmal in deren Lage versetzen:
Hervorgegangen aus einer Generation Strafgefangener, die man nicht einmal mehr auf der eigenen Insel eingekerkert vergammeln lassen wollte. Im Garten permanenten umzingelt und umrankt von den giftigsten Wildwüchsen und Viechern des Planeten. Obendrein noch, durch die dünnste Ozonschicht, auf dem Prägen dauergebraten. Und als wenn es nicht schon genug wäre, steht man als Australier lebenslang nur auf dem Kopf. Da wird man unvermeintlich rammdösig.

Womit ich vermute, dass es sich hierbei weniger um einen Anschlag, sondern mehr um einen simplen regionalen Osterbrauch gehandelt hat. Derartige gibt es ja viele. Der Deutsche beispielsweise verfärbt sein eingekalktes Hühnerexkrement zum reinsten Kitsch und versteckt diese mit gewollt fantasienloser Offensichtlichkeit sowie gezwungen gespielter Neckigkeit.
Um sich anschließend verzücken zu können, wenn die verfressene Brut im Vorzuckerrausch blind über jedes zweite Versteckt trampelt. Oder in freier Wildbahn freudig ein gefundenes kleines braunes Schoko-Eier nach dem anderen in den Mund steckt, obwohl man sich sicher war, dass man auf der Schafweiden nichts dergleichen versteckt hatte.

Während der Italiener seine Eier mit Salz und Spinat vermengt und jenes Resultat, dessen optisch-ästhetische Zusammenstellung mich mehr an so manche organische Zerfallsprodukte aus meiner ITS-Zivi-Zeit erinnert, scherzhaft »Ostertorte« nennt.
Somit kann es doch ein verspäteter australischer Brauch sein. Nämlich zur Osterzeit solchen paramännlichen Hüpfdohlen, oder Testosteronverweigerern aus Gewissensgründen, Eier in den Schritt zu werfen.
Mit dem Glauben, dass der Treffer von zwei solcher rohen Calziumgranaten endlich die Pubertät beginnen lässt. Oder die androhende Geschlechtsreife zum Wohle der Bevölkerung verhindert, da streiten sich noch die Gelehrten und Traditionsforscher.

Ach nein, mein Fehler. Es waren die Bulgaren, die sich den Spaß mit dotterhaltigen Wurfgeschossen gönnten. Somit wohl doch ein Akt weiteren Terrors. Erneut. Hat man denn nie Ruhe. Galt doch Australien bisher als gestraft genug, sodass selbst der Terror dort nichts mehr zu verschlimmern wusste und wohlwollend abgewunken hatte.
Und selbst wenn in »Oz« ab und zu einmal etwas detoniert und erneut Häuser durch die Luft fliegen, so war man doch definitiv in solchen unschuldigen Vollplayback-Choreografien sicher.
Aber nun, die Unschuld ist auf ewig verloren. Die Nation so entsetzt wie seit dem 11ten September nicht mehr. Denn was sind zwei einkrachende Betonklötze gegen zwei Eier, die vor Justins Füße krachen.
Nun kann man nirgendwohin mehr seine Töchter abschieben, um ein wenig Erholung von deren neuen Wesenzug als Endgegner zu bekommen. Zumindest nicht mit ruhigem Gewissens und seien es auch nur ein paar Stunden gewesen.

Aber man darf das alles nicht so Schwarz sehen. Und auch wenn Justin vor lauter Schock knapp einem Herzinfarkt und ewigen Traumata entging. Auch wenn er in seinem jungen Leben nun schon genug Schrecken erlebte, entkam doch unlängst seine Mutter nur knapp dem Flammentod, um sämtliche Giggelder für Haarfarbe ausgeben zu müssen, so kann er doch aufatmen.
Denn der Terror fand sein Ende. Der Terrorfürst schlechthin wurde in den Ruhestand befördert. Und es muss sich ein jeder als naiv beschuldigen, der diesen nicht auch als Drahtzieher hinter diesem heimtückischen Selbstmordattentat vermutet.
An dem Selbstmordgedanken des Eier-Terror-Täters besteht kein Zweifel. Denn welcher Kerl hält schon ein Bieber-Bühnen-Balg aus, ohne an Hirnschlag oder organischer Lebensmüdigkeit zu verenden.
Doch der Salmonellenbomber hatte Pech, er überlebte und wird wohl nie mehr so sein wie er vor dem Anschlag gewesen war. War er doch ein gesitteter Mensch, der im Treppenhaus immer so höfflich grüßte und niemanden Verdacht schöpfen ließ.
Und auch der Biber wird nach dieser Nahtod-Erfahrung oder zumindest nach diesem Geschmack von Todesangst im Speichel nie mehr derselbe sein. Dennoch, wer mit dem einzigen Grund den Disney-Channel zu verfolgen über die Matratzen springt, sollte sich ohnehin auf Anfeindung beider Geschlechter vorbereitet haben.

[…] Seit mehr als fünf Monaten ist Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke gesperrt. […] Der jüngste Grund ist besonders ungewöhnlich: […] Vor einigen Wochen reichte die Bahn dann einen Genehmigungsantrag beim EBA ein. „Darin war für die Züge teilweise ein Gesamtgewicht von 69,9 Tonnen angegeben“, sagte der Bahnsprecher. „Kurioserweise stellte sich dann aber heraus, dass es sich dabei um das Leergewicht der Züge handelte. Mit Passagieren muss man von 81 Tonnen ausgehen.“ […] Die Bahn muss jetzt neue statische Berechnungen durchführen und bei uns einreichen“, sagte der EBA-Sprecher. Dies soll nach Angaben des Bahnsprechers „schnellstmöglich“ geschehen – allerdings mit der notwendigen Sorgfalt, „damit das dieses Mal 150-prozentig klappt“. […]

Photobuckets ist schon einige Verspätungen her, da warb die deutsche Bahn anno 1976 mit dem Slogan »Nachdenken und Bahnfahren« Während der, im wahrsten Sinne des Wortes, zurückgebliebene Zoni in den muffigen Reichsbahnwagons über die letzten Schienen holperte, die ihm der Bolschewik noch gelassen hatte.

Nachdenken und Bahnfahren…im Grunde muss man dem Recht geben. Da man dort beim Fahren wirklich uneingeschränkt nachdenken kann. Es sei denn der mp3-Dröhner ist leergesaugt und die bahnhofsfraß-wiederkäuende Restbevölkerung, die in unmittelbarer Umgebung in die Sitzbezüge schwitzte, geht einem dadurch auch noch akustisch auf die Eier.
Allerdings besitzt der Slogen unter diesem Aspekt einen Wortdreher; doch das nur am Rande. Schließlich waren die 70´er auch so schon gestraft genug.

Dennoch…während meines Studiums war die Bahn der Ort, an dem ich zumeist den einzigen Schlaf des Tages finden oder koffeingedopt über den Hausaufgaben sitzen konnte. Und derartiges gestaltet sich im eigenen Pkw zumeist schlecht.
Fährt man doch immer Gefahr, beim Umblättern für einen Augenblick nicht auf die Straße zu achten und irgend-so-einem Arsch hineinzubrettern. Einer der Sorte dieses egozentrischen Packs, das ganz unverfroren auf sein Recht besteht, einen als Gegenverkehr permanent dem Zwang sowie der Enge der eigenen Fahrspur auszusetzen. Man kann ja auch nach der Kollision nicht einfach den Airback entlüften, aussteigen, sich auf die Schulter klopfen und herzlich über den Faupax lachen. Denn zumeist lachen die anderen nicht mit, sondern beginnen nur damit, noch lästiger zu werden.

Somit lasse ich mich gerne auf Schienen chauffieren und denke dabei um so gerner nach. Auch wenn es jetzt mehr zur Geste der Andacht wird. Scheinen doch seit 1976 all jene verstorben zu sein, die auch bei der Bahn einmal nachgedacht hatten. Und das nicht nur, wenn sie das Pech hatten selbst als Passagier von zickigen Automaten gequält zu werden.

ICEs, die, wenn sie einmal pünktlich einfahren sollten, zur rollenden Mikrowelle werden. Passagiere, die bei arktischem Bodenfrost ganz unverbindlich aus dem Wagon in nächtliche Ödland-Haltestellen getreten werden. Diese Stopps, die man nicht einmal als Bahnhof erkennen würde, selbst wenn man siebzig Mal deren Spannbreite von 45 Metern abgelaufen ist.

Andererseits spricht es auch Bände über die Herangehensweise von Großprojekten und der Firmenpolitik, wenn beim Errechnen und Gegenrechnen. Beim Kontrollrechnen und Absegnen keiner auf die Idee kam, dass eventuell auch Kundschaft in den Abteilen fläzen könnte.
Passagiere, igitt, wo gibt´s denn sowas. Ja, der Deutsche ist so dreist und egozentrisch.

Womöglich war es gar ein freudscher Verrechner gewesen. Eine mathematische »Fehlleistung, bei der ein eigentlicher Gedanke oder eine Intention des Sprechers unwillkürlich zu Tage tritt.« Wie es wikipedia formulieren könnte.

Doch womöglich liege ich falsch und es wurde mitgedacht. Vielleicht war es gar kein Vollpfosten gewesen, der sein Diplom im Ingenieurstudium nur deshalb bekam, weil er angedroht hatte, die Professoren noch zwei weitere Semester mit seiner Inkompetenz an den Rande der Verzweiflung zu bringen.
Vielleicht war es gar kein Dreisatz-Autist, der die Stelle nur bekam, weil er die Logofarben der Bahn in der richtigen Reihefolge aufsagen konnte.

Womöglich war es ein verkappter Humanist. Ein Kollaborateur im Untergrundkampf für Kundenfreundlichkeit innerhalb jenes Unternehmens. Ein heller Geist, der die umliegenden Gemeinden vor den Krallen der Bahn bewahrte.
Ein Sabotageakt des guten Kampfes. Durch den die Bahn nun nicht mehr den verschreckten Bürger heimtückisch anlocken kann. Nur um ihn während der anhaltenden Fahrt mit der gefühlten Herabwürdigung zur Bagage zu drangsalieren.

Ein Mensch, der erkannt hat, dass der Bahn die Fahrgäste ohnehin am polierten Hinterteil vorbeigehen. Dass diese höchstens dann für Aufmerksamkeit sorgen, wenn sie wie Fliegen an die Frontscheibe klatschen.
Somit ist es doch der nächste logische Schritt, dass der Passagier gleich in radikaler Form, nämlich körperlich, aus den Wagons verbannt wird. So kann er darin nicht mehr herumschmutzen oder das Personal belästigen und damit zum Dauereinsatz nötigen.
Dieses poplige Sümmchen, dass als Einkommen aus dem Fahrkartenverkauf spartanisch auf das Sparbuch sickert, kann doch die Beseitigungskosten menschlicher Rückstände im Innerraum nicht annährend decken.

Und so wir eine Brücke in eine leuchtende Utopie geschaffen. In der die leeren Züge blank und munter durch die Länderein rollen. Ohne Angst haben zu müssen, im nächsten Depot Maßnahmen zur Schadenseindämmung ergreifen zu müssen.
Welch gelungene Win-Win-Situation des Managements. Auch wenn der steif in die Kamera grienende Fahrgast auf den Werbeplakaten ein anderes Bild zu vermitteln droht.

Post scriptum: Redeo inhumanior, quia inter homines fui.

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