Quidquid agis prudenter agas et respice finem

Photobuckets war einmal vor tausend- und einer Nacht im fernen Orient. Dort erfreute man sich eines Erfolgkonzeptes, entstanden aus amerikanischen Kalkül der Außenpolitik. Ein Konzept, so einfach wie wirkungsvoll.
Einfach einen Drecksack erfolgreich zur globalen Bedrohung hin aufblasen und ebenso erfolgreich wie taktisch koordiniert wieder zum platzen bringen. Vornehmlich bei Wahlschlappen, Einbrüchen im Rüstungswesen oder plötzlicher Vernunft der Wählerschaft.

Einen kleinen fanatischen Querulanten anheuern, aufrüsten und von der Kette nehmen. Dann kurz wegschauen, wenn der Knabe das Blut seiner neuen Handlungsfreiheit geleckt hat, um anschließend mit Betroffenheitsmine in die Kameras zu klagen und sich ehrenamtlich der Tilgung dieses Schädlings anzunehmen.

So wie vergangenes Wochenende. Während sich also am Tag der Arbeit in Deutschland die Radikalen wieder traditionell und gepflegt die Fresse polierten und nebenbei ihre Gesinnung zelebrierten, nahm der Amerikaner das Wort »Arbeit« zu dessen Ehrentag mehr als genau. Und das, obwohl diesem der 1.Mai sicherlich am Arsch vorbei geht. Zumindest bis jetzt…

Wie wunderbar übrigens dieses Erfolgsrezept funktioniert, wurde vor wenigen Jahren schon eindruckvoll bei einem Saddam Hussein gezeigt. Ein lokaler Disput, der sich freiwillig für Demonstrationszwecke zur Verfügung gestellt hatte.
Hussein wurden Massenvernichtungen angekreidet. Nicht, dass er keine Massen vernichtet hätten, doch dieses nur in guter Erreichbarkeit zur eigenen Landesgrenze. Alles andere wurde kurz als Argumentationsverstärker eingeworfen, um ihn schnell besonders dämonisch erscheinen zu lassen.

Bin Laden, in diesem Fall, wurde nachgesagt, sein Machtwort habe das World Trade Center in Mitleidenschaft gezogen und für Renovierungsarbeiten im Pentagon gesorgt. Und so wie Hussein den Anklagepunkt verneinte, lehnte bin Laden die Lobpreisung für diesen Anschlag ab. Zumindest im Zusammenhang mit seiner Person.
Eigentlich interessant. Würde man den selbst eine gute Referenz im Lebenslauf weglassen oder gar bestreiten. Wohl kaum. Und der Vandalismus bezüglich dieser Türme war doch ein Geniestreich innerhalb des fanatischen Massenmordes. Wer wollte demnach nicht damit prahlen?

Wie auch immer. Amerika mochte ihn, heuerte ihn an, für den guten Kampf gegen den widerspenstigen Kommunismus. Winkte nach getaner Arbeit desinteressiert ab, bis der Kampf begann lästig zu werden. Ab dem Moment wurde sein Name von den Gästeliste auf die Listen der Staatsfeinde gesetzt. Um dieses durfte er ganz unverbindlich auch noch anführen. Welch Ehrung für einen von vielen dahingehenden Spinnern und ein Zeichen dafür, dass man ihn dennoch noch immer gern hatte.
Denn im Grunde war es um den bärtigen Kauz recht ruhig. Hätte der Amerikaner nicht immer mit strategischem Scharfsinn dessen Namen als Schlagwort in den Raum geworfen, um kurz die Kinder zu erschrecken, so würde sich kaum mehr einer an diesen erinnern. Zumindest in der westlichen Welt.

Drahtzieher soll er gewesen sein und soll seine Marionetten im täglichen diabolischen Tanz über den Erdball hat springen lassen. Hat wohl nachweißlich ein paar Bomben platzen und damit knapp 4 bis 500 Menschen zu deren Ahnen befördern lassen. Ein fleißiges Kerlchen, könnte man nun denken. Strebsam und besorgt um die sinkende Arbeitslosenzahl.
Doch was ist das schon. Dieses ist nicht einmal eine dahingehende Silbe im Nachruf wert.

Ein paar dutzend Anschläge und ein paar hundert Menschen. Für diese Abschussrate stehen viele Drahtzieher auf politischer Ebene morgens nicht einmal auf. Schon gar keine gut betuchten wie ehrenwerten Staatsmänner. Schließlich muss es ja nicht immer Stalin oder Hitler sein. Es können auch andere gewählte Diener des Volkes, mit einem ähnlichen Federvieh im Staatswappen, recht gute Quoten erzielen.
Truman beispielsweise. Der Begründer des Länderpuffers gegen den bös-bärtigen Bolschewiken. Jenem tapferen Schreiberling gelang es mit gerade einmal zwei Streichen um die 100.000 seiner geliebten »Japsen« zu erlegen. Ohne Sinn und Verstand. Einfach des Egos wegen. Und dem Glauben an eine höhere Sache.

Kein Wunder also dass die USA und der Gründungsvater der al-Qaida vor einigen Jahren und Ideologien gute Brüder im Geiste gewesen waren. Auch wenn al-Qaida dagegen wie Schulhofrabauken aussehen. Doch es ist zumeist schwer, besser als der Meister zu sein.

Wie auch immer. Das Erfolgsrezept wurde erneut bestätigt. Amerika versinkt in verdientem Patriotismustaumel und bin Laden scheint Fischfutter zu sein. Und ließ beim versinken noch eine Fontaine der Sympathiepunkte emporschießen. Denn wie es der Zufall will, saß der Kopfschuss einen knappen Monat nach Obamas Antritt zur Wiederwahl. Und wenn diese Nachricht nun nicht mehr wert ist, als alle Wahlplakate, Fernsehspots und Anstecker zusammen, dann weiß ich auch nicht.

Oder gehört es allmählich zum guten Ton, dass jeder Ehemann der First Lady während seiner Amtszeit mindestens ein Schreckgespenst zur Strecke bringt? Wenn auch nur fiktiv…
Doch glauben wir einmal seinem Tod, der schnellen DNS-Identifikation und noch schnelleren wie heimlichen Seebestattung und trauern darüber, dass er nicht mehr plötzlich neben einem am Bus steht und man selber die 50 Millionen US-Doller Kopfgeld abfassen könnte.

Denn glauben könnte man es schon, trotz allen Verdachts zur Inszenierung. Machte es doch Hitler vor, dass man schnell von der Bildfläche verschwinden kann und trotzdem tot ist…heute auf jeden Fall.

4 Gedanken zu „Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  1. Um das Geheimnis der Überschrift auch Nicht-Latein-Schülern zu verraten, hier die Übersetzung:

    Was du auch tust, tu es mit Überlegung und bedenke das Ende!

    Hab ich natürlich nachgeschaut…

    In diesem Sinne:

    Sapere aude!

  2. In der Tat. Ich griff dafür einmal mehr in den üppigen Fundus lateinischer Phrasen. Zumal dieser Spruch hierbei ganz gut hineinpasst. Und damit meine ich nicht nur die Person bin Ladens.

    Man kann ihn auf diese alberne Tilgungseuphorie, auf das nun kommende Resultat der Aktion an sich sowie auf die gefolgten Worte beziehen.

    Doch je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr glaube ich, dass es wohl keine erkennbaren Resultate geben wird. Es werden schließlich immer mal solche Anlage gestürmt und hin und wieder hochrangige Typen niedergeschossen. Schätze das nennt man auch bei selbsternannter Berufung Berufsrisiko.

  3. Faszinierend nicht wahr ?

    Punkt 1. Der mich so fasziniert.
    Dieses Schema funktioniert tatsächlich schon seit Ewigkeiten und wird wohl auch noch eine ganze Weile gut gehen.

    Nur mal das Beispiel Husni Mubarak/Ägypten.
    Bis vor kurzem durch die USA mit 2 Mrd. USD / Jahr unterstützt ! (1.3 militärische Hilfe und 700 Mio. Wirtschaftshilfe)
    Warum ? Weil Ägypten eine der wenigen U.S.A. freundlichen Staaten der Welt war. Die radikalen Muslime schön beschäftigt hielt…das Öl fließen lies.
    Mubarak wurde auch in Deutschland als treuer Freund gefeiert.
    Das er Menschenrechte mit Füßen tritt..egal.

    Wenn das ganze dann zu eskalieren droht erklärt man den abgesägten Herrscher und früheren Busenkumpel einfach als schlechten Menschen und sieht seinem Fall aus der Ferne zu.
    Moralisch vertretbar? Nein. Politisch schon.

    Und derer Beispiele gibt es viele und in allen Epochen.

    2. Die Dummheit der Patrioten.

    Ich habe seit dem spontanen Abriss des Symbols des Kapitalismus, den Twin Towers, keinen Bericht mehr in der öffentlichen und nicht öffentlichen Presse verfolgt der so vor absurditäten und widersprüchen gestrotzt hätte wie denen der Hinrichtung von „Osama Bin Laden“.
    Mal davon abgesehen das er bereits 7 mal von div. Regierungen und Geheimdiensten für Tod erklärt wurde, so sträuben sich mir dabei doch alle Nackenhaare.

    Fotos die erst im Netz erscheinen, dann wieder verschwinden, durch retuschen ersetzt werden…
    Völlig widersprüchliche Augenzeugenberichte…
    Angriffe des U.S. Militärs mitten in einer Großstadt ohne das die dortige Regierung davon etwas weiß oder eingreift ?
    The Worlds Most Wanted Terrorist wird nach der Stellung einfach so im Meer versenkt ?
    Sehr widersprüchliche Berichte über die tatsächlcihe Todesursache usw. usw.

    Aber, alles egal. Denn solange der zum Belzebub persönlich erklärte wollgesichtige Turbanträger (der schon rein optisch so herrlich das Klischee des bösen Islamisten erfüllt) beseitigt ist, kann der gute Durchschnittsamerikaner ja wieder Feiern gehen. Auf der Straße seine Freude ausdrücken, sich und seine Nation in den Himmel loben.
    Gott Preise Amerika.

    Wenn man denkt wie unglaublich naiv manch einer sein muss die ganzen zeitlichen und politisch passenden Zufälle in dieser Geschichte zu übersehen…keine Sorge. Ich bin mir sicher ein Großteil der Deutschen würde genauso reagieren.

  4. […]keine Sorge. Ich bin mir sicher ein Großteil der Deutschen würde genauso reagieren.[…]

    Ich behaupte, ein Großteil der Deutschen hat so reagiert. Zumindest einmal in erster Euphorie.

    Ohne sich in wilde Verschwörungstheorien zu verstricken sollte man dennoch kritisch bleiben. Versuchen so gut es geht objektiv das »Wieso« und »Warum« zu erkennen und die Zusammenhänge zwischen den Zeilen zu entschlüsseln. Im Grunde bringt es einem herzlich wenig, aber die geistige Verwirrung lässt nach.

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