Versicherungswert und Vergangenheitsweg

Photobucketuch wenn ich über das Fernsehen keine Lobeshymnen verfassen könnte. Und auch diese Dreistigkeit des GEZ-Systems nur ablehnen kann, so ist ja nicht alles aus dem Hades der Unterhaltung empor gekrochen.

So beispielsweise ein Format beim Rentnersender MDR, von dem meine ehemaligen Erziehungsberechtigten immer schwärmen. »Kunst oder Krempel« Der Inhalt ist leicht erklärt. Drei betagte Experten stehen an einem Tisch inmitten eines altehrwürdigen Saals, zumeist in Jugendstil gehalten und umgeben von sitzenden Zuschauern. Welche auch nicht viel jünger als die Rahmenkulisse zu sein scheinen. Soviel zur Grundeinstellung.
Nun werden diese Zuschauer nach und nach aufgerufen und können ein altes Stück vorzeigen. Etwas das sie entweder fanden, erbten, erstanden hatten oder sonst wie in dessen Besitz kamen, aber keine Ahnung haben, was das nun eigentlich darstellt. Von wann das ist und gelegentlich auch, wie hoch der jeweilige Wert angesetzt werden kann. Und da kommen die Experten ins Spiel und erklären auf erstaunlich hintergründliche Art und Weise die Funktion, Stil, Epoche. Erklären wer der Maler war. Wann es entstand. In welcher Manufaktur und weiß der Geier alles. Ideeller Wert oder durchaus gewinnbringend. Alles wird lang und breit erörtert.

Wie dem auch sein, dieses Format erfreut sich allgemeiner Beliebtheit und das nicht nur bei meinen Eltern, sondern wohl auch in dieser gesamten Stadt. Denn ein ähnliches Projekt wurde ins Leben gerufen und gestern in das »Kunst und Kongresszentrum« (Städtisches Großveranstaltungs- und Messegebäude) gebracht. Kurz »Kuk« genannt. Sollte auch schon einmal wegen Geldmangel geschlossen werden. Aber dann kann man diese Stadt gleich planieren und zur Großraumparkfläche mit Altersheimen machen. Wobei hier ohnehin nur noch Altersheime und Anlagen für betreutes Wohnen gebaut werden. Und das ist kein Witz. Die einzigen Immobilien, die ich hier noch lohnen und Wert abschöpfen lassen.

Wie auch immer, natürlich waren meine Eltern dabei und ich selbstverständlich auch. Sie, weil sie unter anderem ein recht ausladendes Bild meiner Oma begutachtet haben wollten und auch angenommen worden waren. Und ich, weil dieses Monstrum mit Stuckrahmen und einer Spannbreite von einem knappen Meter nicht gerade leicht und handlich gewesen war.

Allerdings wäre ich ohnehin dort gewesen. Denn derartige Plätze ziehen mich an, wie das Licht die Motte. Und ebenso wie diese muss ich Acht geben, dass ich mich nicht verbrennte. Oder in hellen Flammen aufgehe. Somit setzte ich mir eine Ausgabengrenze von 15.-€ und versuchte nicht an die Zeit zu denken, an der solche Märkte hier Gang und Gebe waren und ich, ohne darüber nachdenken zu müssen, gut und gerne 300.-DM in einen solchen Tag legen konnte. Dennoch, oder gerade wegen des guten Vorsatzes, drängte sich mir beim ersten Überfliegen der Stände sofort der beliebte Satz in das Denken: »Meine Armut kotzt mich an« Zugegeben, dieser Satz erklingt immer mit einer gewissen Selbstironie. Denn was weiß man in einem europäischen Industrieland schon von Armut. Aber man darf es ja auch einmal ins Verhältnis setzen.

Wie dem auch sei, nachdem das Bild zu den anderen ausgesuchten Exponaten gewuchtet worden war und meine Eltern einen Tisch für besetzt erklärten, durchstreifte ich die Reihen der Antiquariate, der Händler und Tauscher, der Feilscher und Kommunikativen, der Jäger und Sammler. Und was soll ich sagen, es war der Wahnsinn.
Neben dem, was mich weniger interessierte wie Porzellan, Keramik oder Puppen, gab es Anblicke, die mich mehr begeisterten als der gesamte Katalog der CeBIT. Münzen, Orden, Musikinstrumente wie uralte Zittern, Schreibmaschinen deren Messing längst wieder aus dem Jahrhundertschlaf erwacht war. Technische Instrumente, Bekleidungen….darunter eine alte Sturmhaube und eine meiner lang gesuchten Gürtelschnallen mit der Prägung »Gott ist mit uns« Allerdings die unbedenkliche Variante mit der Kaiserkrone in der Mitten und nicht jede mit dem Federvieh. Allerdings musste beides zurückgelassen werden. Vernunft über Konsum.

Dennoch konnte mich nur der Beginn der Veranstaltung von manchen Ständen losreißen. So zum Beispiel ein Buchantiquariat. Der mir sofort sympathisch war, als dieser schlagartig wusste welches Buch genau ich momentan las. Dies ergab sich innerhalb seiner Wissbegierigkeit. Nämlich die »Jugenderinnerungen eines alten Mannes« von Wilhelm von Kügelgen. Wird auch heute noch zum Kauf angeboten. Würde ich aber von abraten. Zumindest von den modernen Auflagen. Ich habe das Buch von Anfang des 20ten Jahrhunderts und dieses untermalt die Atmosphäre der Geschichte besser, als jeder neumodische sterile Druck.
Aber auch ohne dieses Wissen war der Stand verherrend. Vor allem drei Dingen hatten es mir angetan und hätten an vergangen Tagen wieder ihren Besitzer gefunden. Eine lose Blattsammlung von erotischen Bleistiftzeichnungen eines polnischen Künstlers. Mit einem Hang zur Karikatur.
Ein edel gebundenes Gedichtsbuch mit Goldrand. Dessen erste Seiten sogar private Gedichte gefüllt hatten. In Sütterlinschrift versteht sich. Doch Fraktur und Sütterlin stellen kein großes Problem dar. Auch wenn die Erkennung der Handschrift bei mir schon wieder etwas aus der Übung schlägt.

Allerdings wurde dieses von etwas übertrumpft, dass allerdings auch weit über dem Budget lag. Dem heutigen Budget zumindest. Ein Heft aus Handarbeit. In Seide gebunden und die Blätter aus Büttenpapier. Ebenfalls ein Gedichtsband aus privater Hand und ebenfalls Sütterlin. Aber was für eine Handschrift. Ebenso wie heute findet man auch bei damaligen Aufzeichnungen die zweckmäßige Klaue und die Schönschrift. Doch das war das stilistischste Schriftbild, das ich jemals sah. Doch soetwas wird nicht gerade verschenkt. Zumindest nicht immer. Öfters durchwühlte ich auf Flohmärkten die Reihen von Bücherkisten nach Briefen, die als Lesezeichen dienten. Dieser Gedichtsband jedenfalls war kein Zusatz, dessen abhandenkommen nicht auffällt. Bei alltäglichem ist mir der Verzicht keine Emotion wert. Dahingehen ist Askese belanglos. Doch ein solches Heft wieder wegzulegen gehört nicht zu meinen liebsten Handgriffen.

Die Präsentation der Exponate fing jede Minute an und ich war doch froh, gehen zu müssen. »Ich werde hier bestimmt wieder vorbeikommen« log ich ungeniert. Denn innerlich wusste ich, dass es besser sein wird dieses nicht zu tun. Und es blieb dabei. Zwar huschte ich später noch zwei.- dreimal an dem Stand vorbei, aber der Knabe war mit anderweitigem Geplauder beschäftigt gewesen und ich der Buchhaltung zuliebe desinteressiert.

Vorerst luden jedoch die geschätzten zwei Stunden Präsentation ein. Und was die Besucher so mitgebracht hatten war ebenfalls nicht uninteressant gewesen. Auch wenn es sich meist um Tafelporzellan und Gemälde handelte, so waren doch einige bestaunenswerte Exemplare darunter zu finden. Ein Bild, dass wohl seine längste Zeit in einem Gartenhäuschen gehangen hatte, wurde es doch einer populären französischen Malerin zugesprochen und auf einen Versicherungswert von 3.000.-€ geschätzt. Ein stromloser Staubsauer aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Eine Bibel von 15-Hundert-irgendwas. Eine Kohlezeichnung eines Opas, entstanden im Schützengraben des ersten Weltkrieges und unterzeichnet von seinen Kameraden, klassizistische Zinnfiguren oder Abbilder ägyptischer Gottheiten und so weiter. Und zwischendrin meine Eltern mit dem Bild. Bei dem ich noch immer finde, dass der protzige Rahmen verfehlt gewesen war. Denn das Bild strahlt Idylle Zurückhaltung aus. Eine zarte Malerei von einem Schweizer Seeufer. Introvertiert. Der rahmen allerdings prahlt förmlich mit seiner Anwesenheit. Strotzt vor extrovertierter Masse und legt einen tiefen Schatten auf das Bild.

Am Ende unternahm ich noch einmal meinen Streifzug durch die Stände, wühlte in den Bücherkartons der erschwinglichen Preise. Und fand ein altes Abschlussfeierheft der 20er Jahre. Alte Zeugnisse von 1870; erstaunlich wieviel Mühe man sich damals dabei gab.
Hätte ich gekonnt wie ich gewollt hätte, so hätte ich einen Rucksack mitnehmen müssen, doch auch so wollte ich nicht wieder mit leeren Händen gehen. Denn wenn man das Geld schon nicht versäuft oder verraucht, kann man es auch für altes Papier ausgeben.
So ergatterte ich einen alten DDR-Katalog mit Werkbeispielen dänischer Maler. Ein altes Schulbuch, das einst einer Christine Ernst gehört hatte. Was aber nicht wirklich stimmen kann. Denn dieses »Buch zur Pflege nationaler Bildung« war aus dem Jahre 1915 und der Name wurde eindeutig neudeutsch geschrieben. Dennoch nicht uninteressant. In über 414 Seiten werden Themen aus der Geschichte, Heimatkunde und Literatur abgehandelt. Völkerwanderung, Kreuzzüge, Frankreich, Rechtfertigung des Deutschen Reiches, Jahreszeiten, Haus und Garten, Wald und Wiese, Leben und Familie, Gott und Mensch. Einfach alles und aus der Sicht von 1900. Wird definitiv interessant. Zumal der Wortgehalt noch nicht so verrückt wurde, wie es ab 1935 der Fall gewesen war. Zumal ich momentan auch wieder ganz gut im Frakturlesefluss drin bin.
Zudem zwei Wälzer von 1916 mit allerlei Aufsätzen, Briefen, Essays bekannter damaliger Zeitgenossen.

Und auch Karten. Postkarten, die ich früher auf solchen Märkten recht unverfroren ignorierte, aber nun als wahre Schätze ansehe. Wobei ich damit keine Ansichtkarten mit irgendwelchen Motiven aus den 60er oder 70er Jahren, sondern wirklich antiquarische Schmuckstücke. Damals fertigte man zum einen noch Kunstkarten aus Photografien, was gerade in Sachen Druckdesign eine wertvolle Inspirationsquelle darstellt. Zum anderen umgarnt diese Karten eine sonderbare Aura. Eine Atmosphäre, die ich in jenem Artikel schon einmal angerissen hatte.

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Man sieht die Bilder, zumeist junge Damen oder Neuankömmlinge im Kreise der erwachsenen Herren…Man liest die private Botschaft auf der Rückseite, den Namen der Adressaten und deutet den Stempel auf 1912. Worte der Liebe, oder der Grüße die längst vergangen sind. Eingedrungen in die Vergänglichkeit, wie ihre Schreiber. Die Blüte der Jugend lächelte in die Kamera. Die Wärme des neuen Gefühles führte die Feder. Und doch ist selbst dessen Zerfall längst Vergangenheit geworden. Die Schreiber verstorben, die Worte vergessen und die dahinter steckenden Emotionen auf Ewig verloren.
Es ist ein sonderbares Gefühl, wenn man ein kurzer Teilhaber von deren Lebenslauf wird. Als Beobachter der stummen Momentaufnahme. Man kennt kein davor und kein danach. Doch man weiß, dass diese schon all das hinter sich haben, was ein jeden erwartet. Und man weiß, dass diese zum Zeitpunkt des Entstehens der Karte eben so wenig davon wussten und daran dachten wie man selber, hier und jetzt. Vielleicht betrachteten sie damals ebenfalls alte Karte in Antiquariaten. Karten von 1812 und dachte ebenso in den Fluss der Zeit. So wie vielleicht jemand 2111 eine Fotografie von mir finden kann und erneut in der ewigen Fragen fest hängen wird. Des Kreislaufs der ewigen Frage des Menschen…

Und so kaufte ich noch einige Karten, deren Wesen mich faszinierte und werde wohl dahingehend ein weiteres Sammelhobby wahren. Trotz der unangenehmen Melancholie, die von der einsten Freude solcher papieren Grüße übrig geblieben ist.

10 Gedanken zu „Versicherungswert und Vergangenheitsweg

  1. Ich kenne das. Überall kleine Schätze und inspirierende Kleinode und man hat kein Geld, um sie mit in die Höhle zu nehmen und wirken zu lassen. So eine Veranstaltung gab es aber in unserer Umgebung noch nie – zumindest ist es mir noch nie begegnet. Das hätte mich auch total begeistert.

    Lediglich alte Schreibmaschinen findet man ab und an auf Flohmärkten in der Region. Eine habe ich mir dann auch mal gekauft. Sie steht nun hier und erinnert an alte Zeiten, in denen man nicht mit einem Mausklick Textpassagen verschieben und löschen konnte. Eine Zeit, in der Mann sogar noch Briefe geschrieben hat – mit Tinte auf Papier… oder Postkarten.

    Die Postkarten sind faszinierend. So viele Geschichten und Botschaften von Menschen der Vergangenheit. Ich hätte ihre Ausstrahlung nicht besser beschreiben können.

  2. Allgemein scheint diese Art von Märkten auszusterben. Vielleicht ist es auch nur ein Trugschluss, aber so etwas war hier Mitte der 90er öfter zu finden. Vielleicht hat kaum noch jemand Lust, sich außerhalb von ebay irgendwo hinzustellen. Oder das Interesse ebbt mit den Generationen ab. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich dort der jüngste von allen war.

    In Hessen erlebte ich noch einige Großantikmärkte. Aber wie es in NRW aussieht. Keine Ahnung. Dort hatte ich das völlig aus den Augen verloren.

    Eine alte Schreibmaschine, theoretisch aus den 30er oder 40er Jahren, hab ich auch. Aber frag mich jetzt nicht welche. Aus Platzmangel ist diese seit Jahren sicher verstaut und somit wich der Firmenschriftzug aus dem Gedächtnis. Aber so etwas macht sich auf dem Schreibtisch recht gut. Man bräuchte nur noch das nötige Kleingeld, um sich seinen Rechner im Steampunk-Design aufzubauen und perfekt ist die Arbeitslobby. Oder dahingehend noch eine passende Loft als Zuhause und ich wäre selige.

    Das heutige USB-Zeitalter hat natürlich seine Vorteile. Gerade als Dozenten von ihrer Studienzeit berichteten. Und ihre Fach- oder Meisterarbeiten vervielfältigen mussten. Da ist es schon angenehmer einfach den Druckbefehl zu geben, als 60-Schreibmaschinenseiten fünfmal per Hand abzutippen. Und man dürfte pro Seite nur drei Fehlerkorrekturen vornehmen.
    Oder wie sie damals Plakate selber malten, Motive mit Schere und Leim aufsetzten und das Resultat abfotografierten. Heute schiebt man nur Verknüpfungen hin und her und hält sich schon für einen großen Künstler.
    So verliert vieles seine Seele. Nicht einmal vom Design her, denn je nach Preisklasse kann man sich auch von der billigen Plaste lösen, aber doch vom Umgang damit.

    Wird es in 100 Jahren noch Sammlungen von Briefwechseln geben? Allerhöchstens Ausdrucke des eMail-Verkehrs oder Pdfs. Alles ist Masse geworden.
    Kaum einer lässt sich beim Fotografieren noch auf das Motiv ein, da es egal ist wieviel Bilder man verschießt. Oder die Hobbyfotografen, die ständig auf das Display glotzen, um das eben geschossene zu überprüfen. Ohne zu merken, wie man sich dadurch völlig aus der Atmosphäre zieht. Das dünne Band zwischen Sucher und Medium zerreißt.

    Das damals war dahingehend besser. Nicht grundlegend besser, aber doch bewusster wahrnehmbar. Ein Grund weshalb ich mich so sehr auf die Atmosphäre des Steampunk eingeschossen habe. Dieses märchenhaft verklärte ist ein gelungenes Idyll. Zudem diese Verknüpfung aus technischer Fantasie, alter Methodik und Neuzeit.
    Das Traumland der Geschichte, dessen Leseprobe (ab Seite 65 letzter Absatz) du hast, spielt übrigens in der Steampunk-Ästhetik. Denn wie gesagt, diese Parallelwelt ist bis dato das edelste, was in Sache fantastischer Stil-Kultur geschaffen worden war.

  3. Schöner Bericht, wieder sehr persönlich.

    ICH LIEBE FLOH- & ANTIKMÄRKTE mittlerweile! Darauf gebracht hat mich mein Freund, der sehr großen Fan und auch ein ziemlicher Kenner von Antiquitäten und ihres Wertes ist. Über ihn hab ich auch ab und zu mal die Sendung „Kunst und Krempel“ gesehen, m.E. kam die aber immer im Bayrischen Fernsehen. Aber egal.

    Floh-/Antikmärkte sind für mich immer sehr lehrreich, egal ob man da was kauft oder nur schaut. Eine Reise in die Vergangenheit, man sieht manchmal Dinge, da weiß man gar nicht wofür die genutzt wurden. Mit Parallelwelt hast du es schon gut ausgedrückt. Außerdem diese Verkäufertypen… oft sehr lustig, verschroben, ein eigenes Völkchen. Ich meine das aber nicht abwertend – im Gegenteil. Scheint mir aber auch so eine kleine Szene zu sein.

    Hier im Rhein-Main-Gebiet gibt es viele Floh-/Antikmärkte. Jedes Wochenende ist irgendwo irgendeiner im Umland oder in Wiesbaden, Mainz, Darmstadt,….kein Problem. Lieber noch bin ich aber im Osten auf den Märkten, weil es da 1. günstiger ist als hier (klar, wenn gehen die mit Preisen höher, wenn hier so Geldmöps rumlaufen) und 2. ist der Markt noch nicht so abgegrast, d.h. es gibt mehr alte Sachen und seltenere Stücke als hier. Außerdem sieht man dort oft auch STücke und Importe aus umliegenden osteuropäischen Ländern. Hier bekommt man also ab und zu mal Raritäten und dann noch bisschen günstiger als „im Westen“.

    Ich befürchte auch so bisschen, dass Flohmärkte immer seltener werden. Aber ich kann es nicht globalbundesweit belegen, weil es ja hier in der Gegend genügend gibt. Das Einzige, was ich feststellen kann ist, dass die jungen Leute auf so Märkten im Verhältnis zu Älteren (da stufe ich jetzt mal alle so ab 45 ein, ich meine damit nicht nur Senioren) immer weniger werden. Entweder holt sich die Jugend alles bei ebay oder sie hat kein Interesse mehr an den alten Sachen. Schmeißt sie nur weg. Das wäre schlimm.

  4. Ach so: Ich hätte es schön gefunden, ein Foto von dem zu schätzenden Bild hier zu sehen, was du mit deinen Eltern dort habt schätzen lassen. Natürlich wöllt ich auch wissen, auf wie viel es geschätzt wurde. Lass uns bitte nicht dumm sterben, wir wollen ja auch was lernen.

  5. Dann läuft »Kunst und Krempel« im Bayrischen Fernsehen…Bayern 3 oder was…auch gut. Schmeckt ja alles gleich. Und wie gesagt, ich kenne mich in der Materie nicht aus.

    […]Entweder holt sich die Jugend alles bei ebay oder sie hat kein Interesse mehr an den alten Sachen.[…]

    Beides wird wohl der Fall sein. Wenn ich manchmal bei ebay stöbere, frage ich mich nur allzu oft, wie man so etwas überhaupt verkaufen kann.
    Und wer fährt den heutzutage noch großartig in andere Städte, um dort in einem solchen Markt zu wühlen. Da sind jüngere die Ausnahme. Und wenn, dann meist nur Studenten, die hoffen, so an billiges Mobiliar zu kommen. Meist zieht es ältere an, weil diese noch eine persönliche Bindung zu dem alten Gedöns haben. So ungefähr wie wir, wenn ein Stand mit altem DDR-Plunder angibt.

    […]Lass uns bitte nicht dumm sterben, wir wollen ja auch was lernen.[…]

    Das Bild. Ja. Im Grunde ging das alles von meiner Oma aus, aber sie meinte nun doch es erst einmal behalten zu wollen. Mich interessierte der Wert weniger, ich wollte nur etwas über das Alter und den Maler wissen. Geschätzt wurde es auf 500.- € aufwärts (Je nach hineingesteckte Reinigung und Restauration) Und das Bild wäre nun hier zu sehen. Allerdings aus einer recht blöden Perspektive. Dber der kleine Raum, das rare Licht und die Kamera ließen keine Frontalaufnahme zu.

    Entstanden ist es jedenfalls Ende der 19ten Jahrhunderts. Und es wurde angenommen, dass dieses Bild reine Gebrauchskunst gewesen ist, um den Rahmen zu füllen. Und so zum Kauf anzuregen. War jedenfalls eine Arbeit für die damalige gutbürgerliche Oberschicht. Nun ja, ich finde nach wie vor den Rahmen in seiner Ausstrahlung über- und das Motiv unterschätzt.

  6. „Meist zieht es ältere an, weil diese noch eine persönliche Bindung zu dem alten Gedöns haben.“

    Damit hast du absolut recht, es scheint mir die Erklärung zu sein. Natürlich kann ich mich auch sehr gut für die alten Sachen begeistern, aber ich/wir bin/sind da wohl ziemlich die Ausnahme. Es besuchen schon noch Jüngere die Floh-/Antikmärkte – aber alles außer Studenten ist da auch selten.

    Danke, dass Du uns/mich nicht hast dumm sterben lassen. Der Ausdruck „Gebrauchskunst“ war mir neu (aber merk ich mir!), aber es sieht tatsächlich so aus, als wäre das Bild nur gemalt worden um den Rahmen zu verkaufen. Ich seh’s geschmacklich genau anders herum: Rahmen toll (müsste nur in Silber sein ;o)) und Bild naja. Nicht verkehrt, aber für mich hat es zu wenig Aussage – außerdem verblasst es bei dem Monsterrahmen…
    Merci – und liebe Grüße an deine Oma!

  7. Gebrauchskunst. Dieser Begriff ist auch allzu oft allzu treffend. Während die freie Kunst machen kann was sie will, besitzt die dahingehende Dienstleistung einen exakt bestimmten Gebrauchswert. Ich mag den Begriff, weil diesem so ein dezent verächtlicher Unterton bzgl. des Zwangs von Richtlinien unterliegt. Da Kunst im Grunde nicht zu gebrauchen sein soll, um Kunst sein zu können. Und in diesem Fall war das Bild reiner Gebrauch. Die Kunst dahinter bleibt ungeachtet, da einzig und allein der Rahmen den Wert schaffen sollte und auch schuf.

    Das Bild strotzt nicht gerade vor Aussagekraft, das stimmt schon. Doch ich mag jene Bescheidenheit des Motivs. Der Rahmen hingehen. Zu protzig und zu arrogant. Ich bin eher ein Freund schlichter Harmonie und froh, dass du die Unharmonie zwischen Rahmen und Bild ebenfalls wahrnimmst. Ich dachte schon, dass ich dahingehend in Designtheorie nicht richtig aufgepasst hatte.

    Ansonsten sag bescheid, wenn es dir nur um den Rahmen geht, dann würde ich meine Familie davon überzeugen, bei dem Mindestwert zu bleiben, das Gemälde behalten und dir eine Dose silbernen Hammerschlaglack mit drauflegen ;) Je nach dem wie sie dahingehend drauf sind. Mal schauen, denn dahingehendes war noch nicht wieder Thema. Momentan wird es wieder im Gästezimmer hängen.

  8. Allerdings. Das Wesen der Kunst ist eigentlich, zu nichts nütze zu sein – im herkömmlichen Sinne. Kunst ist für die Sinne, die Gedanken, die Gefühle da. Gebrauchskunst spricht höchstens die Kaufgefühle an… äh?? Naja, egal. Aber eine Disharmonie zwischen Rahmen und Bild ist wirklich deutlich und laut zu vernehmen. Du hast gut aufgepasst und ich hatte keine Designtheorie und hätte es gar nicht in Worte kleiden können. ;-)

    Obwohl ich den Rahmen gern hätte und mich auch über die Zugabe von Silberlack sehr freuen würde, befürchte ich, dass unsere 60qm Wohnung zu klein ist auch in ihrer Zimmergröße, damit der Rahmen wirken kann. Sowas braucht Raum, Weite, hohe Decken, Altbausubstanz. Am besten ein Schloss oder Herrenhaus. Sag mal, ihr habt doch da so viele leerstehende Residenzien da drüben?? Vllt. sollte ich mal investieren? Nur wovon? Wie sagtest du so schön: „Meine Armut kotzt mich an.“

  9. […] Sag mal, ihr habt doch da so viele leerstehende Residenzien da drüben?? Vllt. sollte ich mal investieren? Nur wovon? Wie sagtest du so schön: “Meine Armut kotzt mich an.”[…]

    Ihr wartet so einiges auf seinen endgültigen Zerfall. Ausladende Herrenhäuser, die davon zeugten, dass diese perspektivlose Stadt einst ein wohlhabender Handelspunkt gewesen war.
    Mich würde es auch nicht wundern, wenn man einige davon für den symbolischen Euro bekommt. Allerdings würden dann für die denkmalgerechte Sanierung wohl noch so fünf bis sechs Nullen dazukommen.

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