Die grüne Fee fängt man mit Zucker….

Photobucketohl an, alter Knabe.Im unruhigen Schein der Kerze, im stoischen Grell des Monitors. Umgeben von Daten, Fakten und Zahlen. Umgeben von Schicksalen und drei Gründen, warum es doch ein guter Tag sein kann. Tage sind beständig. Wenn auch nie unterschiedlich lang, so doch unterschiedlich breit. Tage sind relativ. »Tage sind eigentlich wie Nächte, nur nicht ganz so spät« Onkel Hotte. Unangebrachte Albernheit oder informativer Querverweis.

Kürzlich noch war Freitagabend. Das Art Meme ward in den Zwinger gebracht und die Adobe Brigde mit Bildern gefüttert. Irgendwo tanzte bestimmt ein PCNler dem Desinteresse der Gassi-Gehenden entgegen, mir ging das Wasser aus und ich legte ein neues Textfeld an. Für die Dokumentation, die Chronologie. Der Spickzettel für den nächsten Tag als Dozent. Einer der wenigen Momente, die mir das Warum des Strebens erklären können.

Die Vorarbeit der Konzeption. Jäger und Sammler im Jagdgrund der Stockbilder. Themen wollen bebildert werden. Die Arbeitsroutine von Photoshop verlangt nach visueller Untermalung. Und so verstreicht die Zeit. Es wurde Gestern, wurde Heute und wird bald Morgen gewesen sein. Das Übermorden ist schon damals, es weiß es bloß noch nicht.
Der Tag wird an den Stimmen der anderen abgeschätzt. Verschwindet die Umgebung im Licht des Monitors, dann legt sich auch Dunkelheit in das Fenster. Straßenlampen, Zimmerleuchten, Fensterschmuck biedert sich meinem Blick an. Schon wieder Nacht. Menschenleer. Badewasser. 1 Uhr morgens als heimliche Sturmflut gegen die unheimliche Stille. Ein Versuch des Kampfes gegen die Kälte, Kräuter im Kampf gegen den Infekt. Schlafmangel, Wärmemangel, Jugendmangel. Man wird alt. Blödsinn. Man wird nass, taucht ein. Kurz gelesen, im Hell der Kerzen. 2:35 Uhr erwacht, nach dem Dunkel der Augenlieder.

Ein angenehmer Schlaf, so geborgen. Klamme Kälte stolpert ins Trocken. Ein unruhiger Schlaf, so nutzlos. Schlaf ist unproduktiv. Erwachen, Dunkelheit, welch ein Zufall. Und gegen Mittag wird das Denken erneut unruhig. Der Blick zittert, die Hand penetriert erneut mit der Kälte. Mir wurde empfohlen die Musik zu wechseln. Zuviel Neofolk die letzten Wochen, dazu wie Winterkälter, auszerrend, die Wintersonne, heuchlerisch, die Winternacht, ausdauernd. So ausdauernd wie die Selbstzerstörung des Menschen. Erst der letzte Mensch erfährt den Schuldfreispruch des Selbstmordes. Solange noch zwei existieren wird immer ein Mord daraus.

Kurze Information. Wie unbedeutend ist doch das eigene Schaffen im Sinne der Weltpolitik. Paranoider alte Sack. Ein Eunuch mit Harem, verfütterte 200 Andersdenkende an seine Bluthunde. Seine getreue Schwanzverlängerung.
Dresden entfachte sich einmal mehr zu seinem gesitteten Dialog zwischen Sinn und Unsinn der Bombardierung vor rund 66 Jahren. 66, wie amüsant. Wie unsensibel hinsichtlich der schwere der Lage.
Warum war man nicht der 201ste. Warum saß man nicht mit gezücktem Stinkefinger in Dresden. Der rechte Finger für das Linkspack, das keine Meinung von dem erwiesenen Kriegsverbrechen haben will. Der linke Finger für die Braunbrut, die dieses für ihre Primatenpropaganda missbrauchen und die Mitschuld leugnet.
Man ist Misanthrop. Desinteressiert. Zu bequem. Kreuze an. Ein Kreuz ist der Dienst an Ethik, Anstand und Moral. Wer diese drei Begriffe verinnerlicht hat, der muss keine Politik mehr machen. Politik ist trivial. Politik kann keine Kunst, aber Kunst kann Politik machen.

Unruhe, noch immer falsche Musik. Doch was soll´s. Der Tag endet erneut. Könnte es doch der letzte sein. Somit wäre es schade um den Ratschlag. Angenommen. Akzeptiert. Elektrostatisches Knistern in den Kopfhörern. Spannung bis zum heiteren Klang. Das Denken gestaltet sich schon wieder zäh. Kein Durchhaltevermögen mehr. Zudem der dumpfe Druck im Kopf. Kalte Hände, kalte Füße. Es ist ja abends, es ist ja Winter. Solange bis eine Übung das Interesse erweckt. Einen mit blutigem Eifer eine Idee niederlegt. Zum Blutlecken animiert und den Spieltrieb weckt.

Zulange lag es brach. Wenn auch vor der Haustür und doch nie zum Bepflanzen betreten. Meist nur zum Roden. Aber nun kam wieder die Lust auf. Regie zu führen, die Bildelemente zu suchen und diese anzuweisen. In freudiger Erwartung auf ihr Agieren und ihr Zusammenspiel. Die Bilder haben ihren Text gelernt. Fünf Stunden Probe. 00:32 die Müdigkeit kehrt zurück. Doch Disney zog ein. Und warum erinnert mich das Bild an Bummi? Fröhlich sein und singen. Atze. Ist gleich, ca. 6.930.000.000 Menschen werden sich ohnehin nicht dafür interessieren und 200 davon interessieren können. So sei es. Denn wenn schon sinnlos, so nicht ohne Worte.

Zeit vergeht. Korrekturlesen. Müdigkeit. Dämmerzustand. Scheiß drauf. Die Waden kribbeln wie von Spinnen. Überreizung der Sinne. Ich kenne den Unterschied. Halluzinationen aus dem Totenreich. Schabernackt hinter meinem Rücken. Warum gibt meine Lehne nach?
Nächtlicher Spaß der Fantasie. Ich bin begeistert. Aufmüpfiges denken, im Ärger darüber, seit langer Zeit nicht mehr in Letter geschlagen worden zu sein. Kompromiss. Versprochen. Die Kerze schmilzt zur Grotte. Win-Win-Situation. Wimmernde Streuner auf der Straße. Abgelegte Köpfhörer. Der Lichtschalter vertreibt allen Spukt, durchstößt den Rauch des Dochtes und brennt die Realität in überreizte Augen. 1:12 Uhr. Ruhet in Frieden.

A und B

7 Gedanken zu „Die grüne Fee fängt man mit Zucker….

  1. Was für ein großartiger Text. Erstaunlich, zu welch buntem Treiben dich die heiteren Klänge bringen. :-) Ich hab das Bild natürlich sofort geklaut und für die spätere Dekoration meines Büros in der Festplatte eingesperrt. Du hast es „Absinth“ genannt? Ich finde, es sieht eher aus wie Lewis Carroll im Wunderland.

    Der Winter ist übrigens gar fürchterbar. Ich finde, man sollte ihn abschaffen.

  2. Der Autor dankt.
    Ich hatte es vorhin noch einmal übergelesen. Leider holpert das Ganze etwas bei der Sprachmelodie. Und die längeren Sätze bremsten die Geschwindigkeit, in die man sich durch die kurzen Wortgruppen liest, merklich aus.
    Aber das ist ja auch nur ein Blog und keine höhere Literatur ;)
    Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass hierbei kein Absinth im Spiel war. Zwar oxidiert hier noch etwas von dem hochprozentigen Waldmeister herum. Aber meine Einstellung zu -sowie der Preis von- Alkohol lässt daraus nur aller Monate mal ein Glas entwichen.

    Wenn das Bild als Dekoration dienen soll und dazu womöglich noch der Verdacht besteht, dass dieses gedruckt wird, so schicke ich dir eine bessere Version. Ohne die Schrift und im CMYK-Farbmodus. Absinth war nur der Arbeitstitel. Ich fand dahingehend ein nettes Glas mit dazugehöriger Fontaine und wollte daran schon einmal die Schritte für das Freistellen von Glas und überhaupt transparenten Stoffen abstecken. Der Teddy war aus einer vorherigen Übung. Und so überkam es mich und ich puzzelte.
    »A und B« wurde das Bild letztendlich genannt. …Was wollte der Künstler damit sagen: Nun, nichts.

    Post scriptum. Früher fand ich den Winter geil. Aber seit den letzten beiden Jahren würde ich gerne eine Petition einreichen. Frust und Übermüdung lassen sich ja im Sommer gut ertragen, aber in der Winterkälte hört dessen Spaß auf.

  3. Tausend Dank an den Künstler. Posterdruck ist in Auftrag gegeben. Wie schön! :-) Im Sommer habe ich übrigens nur in absoluten Ausnahmefällen Frust. Der Winter macht mich wahnsinnig. Es ist kalt, alles ist trüb und tot und ständig ist es dunkel. Dunkel ist ja schön, aber nur, wenn ICH das will oder nachts. Nachts bedeutet in diesem Fall nach 22 Uhr abends und maximal bis 7 Uhr morgens. Mach die Petition fertig . ich unterschreibe sofort.

  4. Immer wieder gerne.

    Der Sommer legt sich als heilender Balsam über sämtliche Negativemotionen. Doch auch der Winter strahle dahingehend eine idyllische Ruhe aus. Aber seitdem ich mich vom Weihnachtstreiben fernhalte, seitdem ich den Futterzucker zum Feindbild erklärte und überhaupt dahingehend keinerlei Geld übrig habe, nervt es einfach nur.

    Und wie du schon sagtest, so bestanden die letzten Winter nur noch aus Dunkelheit und Kälte. Mich würde das Warum interessieren. Schließlich war es früher nicht anders. Selbst 2001 konnte die Jahreszeit für mich nicht dunkel, trist und kalt genug sein.
    War damals die innere Zufriedenheit so mächtig, um dass alles zu kompensieren?

  5. Deshalb liebe ich Norwegen im Sommer. Vierundzwanzig Stunden Sonnenlicht am Stück. Im Winter wäre ein Aufenthalt in nördlicheren Regionen hingegen eine Horrorvorstellung. Keine Ahnung, wie man so etwas ertragen kann, ohne dem Wahnsinn zu verfallen und dauerhaft mit dem eigenen Kopf gegen Wände zu schlagen. Mir war es schon zu viel, als sich bei uns im letzten Jahr für zwei komplette Monate die Sonne nicht einmal für einen kurzen Moment hat blicken lassen.

  6. Zu Marcus:

    Wenn ich mir die mir bekannten norwegischen Musikprojekte so anschaue, so ist das mit dem Wahnsinn nicht allzu weit hergeholt. Norwegen klingt jedenfalls spannend. Irgendwann wollte ich mir die Gegend auf der putzigen Halbinsel eh mal anschauen.

    Soviel Sonne brauche ich im Grunde nicht. Es ist im Winter nicht einmal der Mangel an Sonnenlicht, der mich stellenweise fertig macht, sondern einfach der Mangel an Wärme.
    Wenn man nur am Rechner hängt und geistig vor sich hinarbeitet, vermag man es ja nicht gerade die Körperwärme zu halten. Und es stehen einem dann nur zwei Optionen zu Verfügung. Entweder Heizung aufdrehen. Das kostet und andauernde Heizungsluft betäubt mich auf lange Sicht. Oder auf dem Bürostuhl sitzen wie in der Tram und dabei dennoch spüren zu können, wie die Finger abfrieren.

    Doch dahingehend kann ich nur Recht geben. Langfristiger Sonnenentzug in dunklen Gemütsstunden oder überhaupt über Monate ist schwer zu ertragen. Ich lege mich im Sommer keine zwei Stunden täglich in die Sonne, aber es gibt nicht besseres, als irgendwo auf freiem Feld zu stehen und einfach diese heilende Wärme zu spüren. Oder nach drei Tagen aus dem Arbeitszimmer zu kriechen und einmal kurz auf der Straße wieder aufzutanken.
    Dahingehend verstehe ich diese Goth-Eliten nicht. Alljene mit der gepflegten Bleiche. Die bei jedem Sonnenstrahl aufschreien und mit gezücktem Schirm sofort in Deckung springen, als hätte sie eine verdreckte Ladung Pfützenwasser voller Breitseite erwischt. Solche Gestalten sollten einmal Menschen mit diagnostizierter Sonnenallergie befragen, wieviel Einfluss unserer Stern doch auf eine gesunde Psyche hat.

  7. Norwegen kann ich nur empfehlen. Wobei auch im Sommer nicht immer warme Temperaturen garantiert sind. Wenn da also grundsätzlich ein Problem besteht, ist ein Norwegenurlaub auch ein gewisses Risiko. Für mich als leidenschaftlichen Fotografen ist es aber eine Offenbarung. Nicht nur die phantastischen Landschaften, sondern auch die Möglichkeit nahezu rund um die Uhr bei einem tollen Licht fotografieren zu können. Keine schmalen Zeitfenster, in welche man seine ganze „Fotowut“ packen muss. Kälte mag ich aber im Übrigen auch nicht, somit scheine ich bisher nördlich des Polarkreises großes Glück gehabt zu haben. Ach ja, da kommt bei mir gleich ein wenig melancholisches Fernweh auf. Aber nur solange, bis ich mir vor Augen führe, dass Skandinavien zu dieser Jahreszeit nicht wirklich mit angenehmen Temperaturen und viel Licht lockt.

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