Requiem aeternam dona eis, Domine

Photobucketeine Damen und Herren. Ignorieren wir einmal die Gehässigkeit des persönlichen Alltags. Zünden wir eine Silikonkerze an und gedenken wir in andächtiger Trauer der Erlöschung eines weiteren Sterns. Und sei es nur am Pornohimmel. Aber was sage ich »nur« Jeder kannte doch diesen Namen. Die BILD sowie der RTL-Zuschauer, gmx, selbst google, vor allem nun aufgrund der Berichterstattung, und sogar Wikipedia. Wenn das kein Indiz dafür ist, dass Deutschland eines aufstrebendes Genies ärmer ist. Eines Zeitgeistes, dessen Kulturgut unsere Nation wieder mit Stolz füllte und noch mehr mit Selbstvertrauen genährt hätte. Wenn nicht…ja, wenn nicht dieses Tragik ins Land gebrochen wäre.

Zugegeben, ich kannte sie nicht. Ich bin wohl nicht so in der nationalen Kunstszene involviert wie ich dachte. Kenne ich doch weder das musisch-musikalische Schaffen, das solche Perle hervorbrachte wie: »My Love – La, La, La« oder »Lass uns kicken« Lieder die mit Sicherheit ans Herz und an die Nieren gehen. Oder das Schaffen innerhalb der Filmkunst. Die modernen Anwärter für den besten ausländischen Film des plattgoldenen Schwertschwengels. Filme wie »Versaute Freizeit« oder »Gegengerade – Niemand siegt am Millerntor!« sollten hierbei nicht ungenannt bleiben. Ich kannte all dieses nicht und bin darüber beschämt. Muss doch dessen Erleben ein kultureller wie intellektueller Hochgenuss (gewesen) sein.
Da schließlich damit ein Name verbunden wird, dessen Gesicht seit Tagen nicht mehr der Presse weicht. Würde nun Günter Grass seine letzte Pfeife aushusten. Loriot von der Stange kippen oder Blacky Fuchsberger sowie Johannes Heesters den altersbedingten letzten Abgang unternehmen, so würde das doch in den Medien untergehen. Und das zu Recht. Leisteten doch all diese alten Säcke nichts Vergleichbares; gegenüber unsere Sexy Cora. Bei allem Respekt, aber das möchte ich mir jetzt auch nicht bildlich vorstellen.
Dennoch, ein paar Kurzgeschichten schreiben, alberne Blödeleien drehen, in die veraltete Filmgeschichte eingegangen zu sein oder fast ein schnödes Jahrhundert auf irgendwelchen Bühnen langweilen. Was ist das schon gegen einen Venus Award für die beste »Best Toy Series International« Schließlich bescherte dieses im letzten Jahr mehr Frauen Freude, als der Anblick Heesters. Umso verständlicher ist es doch, dass von der Medienlandschaft der letzten Tage eine allgemeine Volkstrauer auferlegt wurde.

Doch worüber wird hier getrauert. Was wird hier für Berichterstattung betrieben. Ist es so schockierend, so skandalös, dass gestorben wird? In Deutschland sterben im Schnitt 11 von 1.000 Einwohnern im Jahr. Dieses in eine andere Aussage transportiert, sterben pro Tag 2 bis 3. All jene, die des Dreisatzes mächtig sind können ja nachrechnen. Dieses bedeutet, dass seit dem unendlichen Verlust, eines in den Medien unendlich hochgepuschten Individuums, 6 andere Individuen verreckt sind. Hochgerechnet. Hat das jemanden interessiert? Sah ich da die fettgefressene BILD-Überschrift oder den web.de-Beitrag. Mitnichten, weil diese nicht das Vergnügen gehabt hatte, ihrerseits die ausdruckslose Modelfresse in die Kamera zu halten. Und mit geschultem Wimpernklimpern all jene anzuschmachten, denen der Mensch hinter dieser Fassade scheißegal war, solange sie nur die Titten sehen und das Rammelstöhnen hören konnten. Und weil sich die anderen sechs im Tiefkühlfach die Titten eben nicht bis zum Anschlag haben aufblasen lassen. Ein Vergehen, das nun sogar die Staatsanwaltschaft zur Arbeit bemüht. Zumindest das Vergehen des Aufblasens, nicht das des Unterlassens. Wobei letzteres ja schon moralisch fragwürdig zu sein scheint. Welch unnatürliche Natürlichkeit. Was für eine Verschwendung von Potenzial, Ressourcen und Reiz.

Doch was erwarten Deutschlands Durchschnittbürger. Die Wunder Gottes in der Ärzte Hände? Hätte sich Sexy Cora nur eine weitere Ladung Zellstofftücher unter die Möpse in den BH gequetscht und wäre dann aufgrund akuter Atemnot vornübergekippt, so könnte das plötzliche Warum wohl die Allgemeinheit interessieren. Aber nein, diese beiden prallen Quallen, die im Frontbereich einmal Brüste gewesen waren, mussten ja ein sechstes Mal chirurgisch unterfüttert werden. Damit das brunftige Vollprollmännchen beim nächsten Film auch was zu glotzen, zu grunzen und zu rubbeln hat. Immerhin wedelt es sich bei sexfacher Vergrößerung besser. Auch wenn das ungefähr ebensoviel Sinnlichkeit ausgestrahlt hatte, wie eine lebensgroße Barbiepuppe mit Medizinbällen.

Aber plötzlich ward man entsetzt. Was, Komplikationen, bei einer Operation. Wo gibt es denn so etwas. Solche Gestalten die zum Chirurgen wandern wie andere zum Frisör, werden darin wohl Grund für Entsetzen gesehen haben. Aber wer soll den mit dieser Weltanschauung hier verarscht werden. Es handelt sich um Operationen. Chirurgische Eingriffe. Eine mechanische Einwirkung, die lebendes Gewebe zerstört, deren Funktionalität und deren Zusammenhalt bewusst und unwiderrufbar beeinträchtigt. Der Mensch ist nicht Barbie. Der Mensch ist biologisches Gewebe, das nur dann funktioniert, wenn dessen Grundstruktur nicht manipuliert wird. Jeder Schnitt trägt das Risiko in sich. Dass scheint man wohl in diesem Medizinwunderland und Jahrhundert der Schönheitsbastelei verlernt zu haben. Operationen sind Eingriffe zur Beseitigung krankhafter Störungen. Mittel zum Zweck. Das kleinere Übel, um größeres Übel zu vermeiden. Und kein Jux oder Tollerei.
Für mich somit ein klarer Fall von selber Schuld. Also, was zum Teufel trauert man so dämlich rum. Natürlich ist es unschön mit gerade einmal fast 24 zu seinen Ahnen abzutreten. Aber wenn ich freiwillig aus dem fünften Stock springe, so habe ich auch kein Anrecht darauf, das Volk zu einem neuen Nationaltrauertag zu veranlassen. Und soll sie doch froh sein, denn Silikon und Altern verbinden sich zu einem letzten Endes recht unschönen Ergebnis. Somit bleibt sie für immer jung und knackig. Ist das nicht erstrebenswert und war die Sache wert? Nun eingegangen zu sein in den ewige Jungbrunnen des Internets.

Somit für alle, die meinen, damit ein gutes Werk zu tun. Schmückt eure Wichsvorlagen mit dem Trauerflor, im eigenen Interesse aus abwaschbarem Material…rückblickend betrachtet finde ich das Tattoo ja auch nicht schlecht…und nehmt wieder die Worte der tiefer Anteilnahme in euch auf. Sowie die des geistigen Mitfühlens ihrer Freunde: Lara-Love, Sandy226, CaraCum, Hochimims, FrankfurterTitten, Nichtmehr17, merry4fun, Sexy_Amy, FickenBitte, Selina18, Meli-Deluxe oder Miss-Doggystyle. Die doch ebensovielen soviel Feierabendsfreude und klebrige Hände bescherten. Und mir nur immer wieder ein Kopfschütteln darüber, wie billig doch das sein kann, was einem als »Erotik« verkauft wird.

4 Gedanken zu „Requiem aeternam dona eis, Domine

  1. Ich glaube ja noch immer – zumindest gelegentlich – an die Fähigkeit des Menschen, Informationen dazu zu nutzen, eigene Entscheidungen zu treffen. Wenn also selbst weniger denkende Menschen mit einer zweifelhaften Vorstellung von Schönheit und Ruhm – speziell solche unter 18 Jahren – die Information lesen „Schönheitsoperationen können tödlich sein“, könnte es doch passieren, dass sie es jetzt und im späteren Leben sein lassen und umdenken. Das wäre immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Ist nur eine vage Hoffnung und scheitert wahrscheinlich wieder an der Realität, aber lass mir meine Illusion…

  2. Wenn dem so wäre, so würden sich einige Möglichkeiten ergeben. Aber ich schätze einmal, dass derartiges einen ebensolchen Erfolg feiern wird, wie diese Warnhinweise auf Zigaretten. Die, die es wissen, meiden es auch so. Und die, denen es egal ist, sind dahingehend immun.

    Der Gesetzgeber verbietet doch so schon jeden Blödsinn. Warum höre ich aber noch keine scharfe Kritik bei plastischer Chirurgie außerhalb der medizinischen/ästhetischen Notwendigkeit. Zumindest quäkte da noch kein Politiker das Schlagwort der Jugendgefährdung in die Mikrophone. Ganz im Gegenteil, ganze Fernsehsendungen widmeten sich begierig diesem Thema. Zumal sexy Cora definitiv nur eine weitere Marionette war, deren Fäden von den Medien gelenkt wurden.

    Brustimplantate, Botox, Bulimie und Konsorten kommen ja nicht von ungefähr. Würde die Medienlandschaft nicht ein Ideal bewerben, dem nur die wenigstens gerecht werden können, dass aber zum Gesellschaftsstandard ausgerufen wird, so gäbe es nicht diese letzten Rettungsversuche für zerstörte Egos.

    Man muss sich wirklich fragen, wie paradox eine Gesellschaft ist, in der man sich zerstören muss, um überhaupt erfahren zu können, was Lebensfreude bedeutet.

  3. Zumal ich in entsprechenden Diskussionen von allen Männern bisher gehört habe, dass sie das beworbene Schönheitsideal gar nicht so schön finden. Die meisten stehen auf mehr Rundungen (nicht als Vorbau sondern insgesamt) und Frauen, die sich nicht billig aufbrezeln wie sonstwas. Vielleicht kenne ich aber auch bloß die falschen Männer.

  4. Das ist ja die Idiotie an der Sache. Das Paradoxe, was die Sache noch mehr ins Unverständnis treibt. Die Mädels tun sich das für Kerle an, die das zumeist völlig kalt lässt, wenn nicht sogar abstößt.
    Geht mir ja genauso. Wenn ich im Studio ab und zu im Playboy blättern muss und all diese aufgetakelten Kleiderständer sehe. Diese nichts sagenden persönlichkeitslosen Blicke, diese plastischen Brüste und das 08/15-Standardgrienen. Nichts außer Künstlichkeit. Künstliches Lächeln, künstliche Kontur, künstliches Manipulieren mit Photoshop in der Hinterhand. Keine Ausstrahlung, nichts. Nur eine Puppe, die einem gefallen will. Da besitzen manche Comic- oder Spiele-Heldinnen mehr Ausstrahlung.
    Mag sein, dass du bei derartigen Themen immer der falschen Gattung Mann zuhörtest. Aber ich befürchte, dass ich auch dazu zähle. Vielleicht sollte man mal den Vorsitzenden des Dolly-Buster-Fanclubs dazu befragen. Oder den stolzen Besitzer einer Mallorca-Dauerkarte.

Schreibe einen Kommentar